Paderborn, 31. August 2023
02. September 2023 bis 7. Januar 2024
Presserundgang: Donnerstag, 31. August 2023, Beginn: 11:00 Uhr
Ausstellungseröffnung: Freitag, 1. Sept. 2023, 17:00 Uhr, Forum St. Liborius, Grube 3, Paderborn
Der Schatz des St. Paulus-Doms zu Münster
Mit seinen einzigartigen Objekten aus rund 1.000 Jahren gehört der Domschatz aus Münster zu einer der bedeutendsten Schatzkammersammlungen Europas. Goldene und silberne Reliquiare, kostbare Textilien und andere Kunst- und Kultgegenstände der liturgischen Ausstattung des Münsteraner Doms zeugen von Frömmigkeit und künstlerischer Meisterschaft.
Zum Bestand gehört beispielsweise der sogenannte Pauluskopf aus dem 11. Jahrhundert – das älteste erhaltene Büstenreliquiar des Abendlands. Bemerkenswert ist außerdem die Anzahl mittelalterlicher Bergkristallschliffe aus dem islamischen Orient, die bei der Gestaltung kostbarer christlicher Gefäße Wiederverwendung fanden. Auch eine Reihe aus Silber gearbeiteter Propheten- bzw. Heiligenfiguren des 14. bis 17. Jahrhunderts dokumentiert die einzigartige künstlerische und kulturhistorische Qualität der Sammlung.
Neben den überwiegend aus Gold, Silber oder vergoldetem Silber gefertigten Kunstwerken stehen Steinskulpturen, Holzobjekte und Textilien für die Vielfalt der Sammlung, darunter das vollständige Ensemble des Figurenzyklus des 1542–1549 geschaffenen Lettners.
Kriege und Fremdherrschaft brachten für den Münsteraner Domschatz zwar immer wieder den Verlust von Objekten mit sich. Jedoch bilden die erhaltene Werke – besonders aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit – einen beeindruckend intakten Bestand.
Warum reist der Schatz aus Münster nach Paderborn?
Bis 2017 war der Münsteraner Domschatz in der Domkammer Münster ausgestellt,
die aber wegen baulicher und technischer Mängel geschlossen werden musste.
Der Domschatz und alle weiteren Exponate wurden ausgelagert. Damit wenigsten eine Auswahl von Kunstwerken weiterhin zu sehen sind, leihen andere Museen einige „Herzstücke“ für Sonderausstellungen. So das Museum Catharijneconvent Utrecht (Niederlande) 2019 und das Kunstmuseum Cleveland im US-Bundesstaat Ohio 2021.
Jetzt zeigt das Diözesanmuseum Paderborn 72 Objekte des Münsteraner Domschatzes. Diese große Anzahl an Schatzstücken war bisher noch nie außerhalb von Münster zu sehen. Mit dieser Sonderausstellung sind ein sehr umfangreicher logistischer und personeller Aufwand verbunden, der in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht wiederholt wird. Daher bietet die jetzige Präsentation fast aller Teile aus dem Domschatz von Münster in Paderborn für viele Jahre die letzte Gelegenheit,
die hochrangigen Objekte in ihrer Gesamtheit zu erleben!
Glänzende Begegnungen
Bei der Präsentation im Diözesanmuseum Paderborn werden den Stücken aus Münster ausgewählte Werke aus dem Paderborner Domschatz gegenübergestellt, sodass es zu außergewöhnlichen Begegnungen und Vergleichen kommt, etwa von gotischen Statuettenreliquiaren, die es in beiden Domschätzen gibt, monumentalen barocken Werken aus Silber, die Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg für beide Domkirchen bei demselben Goldschmied Jürgen Richels in Hamburg in Auftrag gab, oder spätgotischen Sitzfiguren aus der Werkstatt von Johann Brabender in Münster, die für den Domlettner in Münster und die Abteikirche in Marienfeld geschaffen wurden.
Rundgang und Begegnung
Die „Glänzenden Begegnungen“ zweier Domschätze laden zum Vergleich ein und führen Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor Augen.
Der berühmte „Paulus-Kopf“ (Nr. 1) begrüßt als Erster die Museumsbesucher beim Rundgang durch die Sonderausstellung. Ihm gegenüber funkelt das mit Edelsteinen besetzte Reliquienkreuz (Nr. 2), dessen Fuß ein Kristallflakon aus dem abbasidischen Ägypten ist. Es folgen weitere Reliquiare, darunter vergoldete Statuetten verehrter Heiliger sowie die zu den „Sprechenden Reliquiaren“ zählenden Armreliquiare (Nr. 6 und 7). Aus der Paderborner Domschatzkammer begegnen ihnen die Heiligen-Statuetten von Liborius und Kilian (Nr. 16) sowie ein Armreliquiar (Nr. 8).
Im Zentrum des ersten Abschnitts der Ausstellung führt der Weg direkt auf die „Thronende Madonna mit Kind“ (Nr. 18) zu. Hier fasziniert der Wechsel von farbig gefassten Holzgesichtern und Gewändern aus vergoldetem Silberblech. Präsentiert wird die thronende Figur vor einer originalgroßen Abbildung des Münsteraner Hochaltaraufsatzes.
Dort bildete sie einst den Mittelpunkt – umgeben von weiteren Reliquiaren, die in der Sonderausstellung zu sehen sind. Dazu gehören die 12 Prophetenbüsten (Nr. 22) aus vergoldetem Silber, mit äußert beeindruckenden, individuell gestalteten Gesichtern. Herausragende weitere Stücke aus dem ehemaligen Hochaltarschatz sind die vergoldete Silberstatuette der hl. Agnes (Nr. 23) und das Baldachinreliquiar der Muttergottes (Nr. 27).
Im Blickpunkt des folgenden Abschnitts stehen je ein Tragaltar aus Münster (Nr. 35) und Paderborn (Nr. 36) sowie ein Altarretabel (Nr. 37), das ehemals auf dem Johannesaltar im Dom zu Münster stand. Diese Altäre verweisen zunächst auf die Wichtigkeit der Liturgie der Heiligen Messe. Für sich genommen sind die beiden Tragaltäre einzigartige Kunstwerke von europäischem Rang. Das Münsteraner Stück beeindruckt besonders mit seinem außergewöhnlichem Dekor aus buntfarbiger Perlstickerei. Der Paderborner Tragaltar mit seinem sowohl künstlerisch als auch kirchenpolitisch eindrucksvollen Bildprogramm zählt zu den bedeutendsten überlieferten Werken der Goldschmiedekunst seiner Zeit.
Eine kleine Auswahl von Textilien beleuchtet das Thema Paramente im Kirchenschatz. Die hochbarocke Kasel aus roter Seide und Goldstickerei (Nr. 43) gehört zu einem bis heute erhaltenen, umfangreichen Ornat, den Domdechant Franz Ludolph von Landsberg dem Münsteraner Dom gestiftet hat. Ausgestellt sind darüber hinaus Stola, Manipel und Bursa, die alle dem Ornat zugehören. Aus dem Paderborner Domschatz an die Seite gestellt sind die Pontifikalien des Fürstbischofs Ferdinands von Fürstenberg (Nr. 42). Darunter das berühmte Rationale – ein textiler Schulterschmuck, der nur wenigen Bischöfen vom Papst als Privileg verliehen wurde. Das Rationale wird bis heute zu bestimmten Anlässen liturgisch genutzt und ist sonst nicht im Diözesanmuseum ausgestellt.
Eine bisher noch nie dagewesene Zusammenführung dreier Silberschmiedearbeiten aus der Werkstatt des Hamburger Künstlers Jürgen Richels ist in der Ausstellung zu sehen: Das großen Silberkreuz (Nr. 38) mit außergewöhnlich reich gestaltetem Sockel aus dem Münsteraner Domschatz wird eingerahmt von den beiden großformatigen Reliquienbüsten des hl. Liborius und des hl. Meinolphus (Nr. 39) aus dem Paderborner Domschatz. Stifter und Auftraggeber für die drei Stücke war ein und derselbe: Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg, der sowohl Bischof von Paderborn als auch von Münster war.
Äußerst beeindruckend wirkt die Präsentation der 21 Steinskulpturen (Nr. 49),
die ehemals auf dem Lettner im Münsteraner Dom standen. In der Mitte der Figurengruppen thront Christus als Weltenrichter, neben ihm kniend seine Mutter Maria und Johannes der Täufer. Die 12 Apostel und weitere hochrangige Heilige fungieren als Beisitzer. Entwurf und Herstellung des Skulpturenzyklus‘ lagen in der Hand des Münsteraner Bildhauers Johann Brabender. Aus seiner Werkstatt kommen auch die drei weiblichen Heiligenfiguren (Nr. 50), die zum Bestand des Diözesanmuseums Paderborn gehören. Jetzt in unmittelbarer Nähe zueinander aufgestellt, laden sie ein zum Vergleich mit ihren Verwandten aus Münster.
Begleitprogramm
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Sonntags, jeweils 14.30–15.30 Uhr: 17. September | 1. Oktober | 15. Oktober | 29. Oktober | 12. November | 26. November | 10. Dezember | 7. Januar 2024
jeweils 11–12 Uhr
Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
DIREKTORENFÜHRUNG
Sa. 14. Oktober 14–15.30 Uhr
Kosten: 4 € zzgl. Eintritt. Eine Anmeldung ist erforderlich.
KURATORINNENFÜHRUNGEN
So. 3. September 14.30–15.30 Uhr und Mi. 1. November 18.30–19.30 Uhr
Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
„GLÄNZEND GEMACHT!“
Do. 16. November 18.30–20 Uhr
Johannes Wittstamm (Restaurator und Gold- & Silberschmied) gibt praktische Einblicke in seine Arbeit
Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist erforderlich.
DIALOGE IM MUSEUM
gemeinsam mit dem Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn
Do. 26. Oktober 18.30–20 Uhr | Do. 30. November 18.30–20 Uhr
Kosten: 2 € · Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
KUNST & KUCHEN
Führung mit anschließendem Kaffee- und Kuchengenuss im Café Ostermann,
jeweils 14.30–16.30 Uhr
So. 22. Oktober | Fr. 17. November | So. 7. Januar 2024
Kosten: 18 € p.P. (enthält den Museumseintritt, die Führung, ein Kaffeegetränk und ein Stück Kuchen) Eine Anmeldung ist erforderlich.
FAMILIENNACHMITTAG
mit Spiel- und Bastelangeboten für Groß und Klein rund um die Kunstwerke der Sonderausstellung
Sa. 4. November 14–17.30 Uhr
Kosten: Eintritt frei · Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
DIE MUSEUMS-SPÜRNASEN FINDEN EINEN SCHATZ
Sa. 11. November 10.30–12.30 Uhr
Für Kinder von 7–11 Jahren
Kosten: 4 € · Eine Anmeldung ist erforderlich.
Alle Veranstaltungen und Informationen auch unter www.dioezsanmuseum-paderborn.de
Besucherinformationen
Eintritt
4,00 € (erm. 2,00 €)
Öffnungszeiten
Di-So 10 bis 18 Uhr
1. Mittwoch im Monat bis 20 Uhr
Geöffnet auch an folgenden Feiertagen: 1. November (Allerheiligen),
3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit), 26. Dezember (Zweiter Weihnachtsfeiertag), 1. Januar (Neujahr)
Geschlossen: 24. und 25. Dezember, 31. Dezember (Silvester)
Führungen
35 € zzgl. Eintritt/Person (60 Minuten)
Buchung von Führungen
Telefon (Mo-Fr 9-13 Uhr) 0 52 51 – 12 51 400 • museum@erzbistum-paderborn.de
Publikation
Der Schatz von Münster / The Treasure of Münster. Wertvolle Reliquiare und Kunstwerke aus der Domkammer / Precious Reliquaries and Works of Art from the Domkammer, herausgegeben im Auftrag des Kapitels der Kathedralkirche St.-Paulus zu Münster von Udo Grote, Münster 2019, 280 Seiten, durchgehend farbig illustriert
Preis: 29,90 Euro
Kopfreliquiar des Heiligen Paulus
11. Jahrhundert
Eichenholzkern; Gold; Silber, vergoldet, getrieben; Kupfer
Besatz (13. Jahrhundert): Filigran, Steine, Perlen
Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 2
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Reliquienstatuette der hl. Agnes
Münster, bald nach 1520
Silber, größtenteils vergoldet, getrieben, gegossen, graviert
Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 87
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Reliquienkreuz mit Bergkristall-Fuß
2. Hälfte 11. Jahrhundert
Gemme: 1. Jahrhundert n. Chr.
Bergkristallgefäß: abbasidisch, 8./9. Jahrhundert
Kreuz: Holzkern, Gold, getrieben, graviert, nielliert
Filigran: Edelsteine, Naturperlen
Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 5
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Armreliquiar der Heiligen Felicitas
Münster (?), 1250/1260
Silber, teilweise vergoldet, getrieben, geprägt
Filigran; Edelsteine; Eichenholzkern
Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 38
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Reliquiar mit Elfenbeinbecher mit Tugend- und Laster-Darstellungen
Elfenbeinbecher: Münster (?), um 1380
Fassung: Münster, um 1400
Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen, graviert, punziert
Elfenbein, geschnitzt
Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 36
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Spieltisch des Domkapitels
Westfalen/Münster (?), um 1500/1530
Eichenholz, Intarsien aus Ahorn und Mooreiche auf Linde
Domschatz Münster, Inv.-Nr. DK 2020.63
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven
Spieltisch des Domkapitels (Detail)
Westfalen/Münster (?), um 1500/1530
Eichenholz, Intarsien aus Ahorn und Mooreiche auf Linde
Domschatz Münster, Inv.-Nr. DK 2020.63
© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven