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Christophorus! An seinem Namenstag, dem 24. Juli erläuterte Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums, vor großem Publikum die riesenhafte Statue des Heiligen Christophorus im Dom. Anschließend sprach Prof. Dr. Norbert Reimann, bis 2008 Leiter des Westfälischen Archivamtes in Münster, im Diözesanmuseum noch über das Thema „Die Familie von und zu Brenken und das Paderborner Domkapitel“.

Übrigens: Der Heilige Christophorus ist auch als Schutzheiliger der Reisenden bekannt.

 

Workshop mit Claria Stiegemann

AUSDRUCKSMALEN als Freiraum und Kraftquelle

AUSDRUCKSMALEN - ein Kurs mit Claria Stiegemann

„Du bist 90 Minuten in einer anderen Welt, hier gibt es nur Dich, die Farben, die Pinsel, die großen leeren Blätter an der Wand und die rhythmischen Bewegungen,“ Claria Stiegemann lacht. „Und wenn Du zurückkommst, dann fühlst Du Dich neu aufgeladen“.

Wenn die Kunstpädagogin zum AUSDRUCKSMALEN ins Diözesanmuseum einlädt, dann ist sie nicht Kursleiterin, sondern Malbegleiterin. Das ist ein Begriff, erklärt sie, den der Pädagoge und Forscher Arno Stern geprägt hat. Von seiner Idee des Malorts lässt sie sich leiten. Hier gibt es keine inhaltlichen Vorgaben und keine Bewertungen, Vorkenntnisse sind ebenso wenig erforderlich wie künstlerisches Talent, allein aus dem intuitiven Umgang mit Farbe und Pinsel entsteht ein kreativer Prozess – unvorhersehbar, überraschend und nicht selten eröffnet er ungeahnte Möglichkeiten. Claria Stiegemann hat die Methodik in einer berufsbegleitenden Ausbildung am Bielefelder Institut für Kunsttherapie erlernt und dabei erlebt, was es bedeutet spielerisch und ohne Beeinflussung „die eigene Spur“ aufs Papier zu bringen.

Rhythmus und Farbe

Schon beim ersten Blick in den Raum wird klar: Hier findet kein „normaler“ Zeichen- oder Malkurs statt. Rund 20 Töpfe mit kräftig leuchtenden Farben bilden eine lange Reihe auf einem freistehenden Tisch. Neben jeder Farbe liegen mehrere dicke Pinsel. Ein Stück entfernt von dieser überdimensionalen Farbpalette sind große weiße Papierbögen an den Wänden angebracht. Es gibt keine Staffeleien, keine Zeichentische, keine Stühle. „Du bewegst Dich immer von der Palette zur Wand und wieder zurück, legst den Pinsel links neben der Farbe ab, suchst eine neue aus, tauchst den dazugehörenden Pinsel ein und gehst wieder zur Wand“, erzählt eine Teilnehmerin. „Wenn ein Blatt nicht ausreicht, hängt die Malbegleiterin ein weiteres dazu, so wie Du es brauchst. Theoretisch könntest Du Dich durch den ganzen Raum malen und die rhythmische, geführte Bewegung ist wie eine Achtsamkeitsübung. Das hat etwas Meditatives. Man ist ganz schnell nur noch bei sich und der Alltag ist weit weg. Hier nimmst du den Pinsel und denkst, ok, jetzt die Farbe aussuchen. Du nimmst ihren Geruch wahr, hörst den Ton des Pinsels auf dem Papier, gehst zurück zum Palettentisch, weichst dabei den anderen aus …“

Im Reich der inneren Bilder

Es mutet fast an wie eine Choreographie, wenn die Teilnehmenden fließend durch den Raum pendeln. Sie sind sehr fokussiert, folgen aber keinem Konzept, keiner Idee, niemand hat ein Ziel, einen künstlerischen Plan formuliert. „Die Menschen, die hier teilnehmen, malen ihre inneren Bilder. Es ist ein spielerischer Prozess ohne thematische Vorgabe und auf jeden Fall ohne Bewertung. Ihre Bilder werden auch nicht in der Gruppe besprochen“, sagt Claria Stiegemann. „Wir archivieren sie, bis der Kurs zu Ende ist. Dann bekommen die Teilnehmer ihre Bilder zurück. Manche Malorte haben große Archive, wo die Arbeiten dauerhaft bleiben können, denn das Entscheidende ist die Idee des Malens im Augenblick. Dadurch schafft man sich eine Kraftreserve. Der materielle Besitz des Bildes ist nicht mehr so wichtig.“

 Wenn die Skepsis verschwindet …

Claria Stiegemann; Foto: Diözesanmuseum Paderborn
Claria Stiegemann

„Für Erwachsene ist es manchmal irritierend, dass es beim Ausdrucksmalen keine Vorgaben gibt und es dauert etwas, bis sie ihre Skepsis überwinden,“ erzählt Claria Stiegemann. „Bei jedem Kursbeginn gibt es einige, die mich kritisch anschauen, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt… und dann beginnen sie ganz zögerlich. Kaum sind die 90 Minuten vorbei fragen sie mich: ‚wann geht es weiter, wie oft kann ich noch kommen‘. Das ist ein beglückender Moment für mich, zu sehen, dass die Spannung abfällt und die Teilnehmenden erleben, wie gut ihnen diese Art des Malens tut.“ „Ich glaube, dass viele Leute vor dem weißen Papier stehen und sich denken ‚ach Du meine Güte, was mach‘ ich denn jetzt?‘“, ergänzt eine Kursteilnehmerin. „Wenn man merkt, dass man einfach erstmal anfangen kann und dann ganz viele Möglichkeiten entdeckt, dann ist das befreiend. Ich muss ja kein Kamel malen… es kann auch einfach eine gelbe Linie sein und dann schaue ich mal, wohin die mich führt …“.

Konzentration auf Farbe und Struktur

Die Aufgabe der Malbegleiterin ist es für größtmögliche Freiheit und einen ungestörten Ablauf zu sorgen. Aufmerksam behält sie alles und alle im Blick. Sie greift nur ein, wenn Schwierigkeiten oder Blockaden sichtbar werden und sorgt dafür das der Malort stets ein geschützter Raum bleibt. Liegt das Ausdrucksmalen, das von Arno Stern vor mehr als sechs Jahrzehnten entwickelt wurde, heute im Trend? „Ich glaube, es ist diese Art der Erfahrung, die die Menschen fasziniert“, glaubt Claria Stiegemann. „Wir schauen so viel auf unsere Displays, werden überflutet mit Informationen, wollen alles gleichzeitig machen“, ergänzt ihre Kursteilnehmerin. „Aber am Malort spielt das überhaupt keine Rolle“, fügt eine weitere Teilnehmerin hinzu. „Noch Tage später habe ich an mein Bild gedacht und an die Farben. Das hat mir gut getan.“ Und das erfährt Claria Stiegemann häufig in ihren Kursen: „Das Gemalte wirkt nach. So entsteht ein innerer Reichtum an Bildern, der einen mit der Zeit gestärkt in den Alltag entlässt.“

Der nächste Kurs „AUSDRUCKSMALEN mit Claria Stiegemann“ beginnt im September 2019.
Information und Anmeldung: (05251) 125- 1400 oder per mail museum@erzbistum-paderborn

 

Alle Fotos: Diözesanmuseum Paderborn; Text: Waltraud Murauer-Ziebach

Blick in die Gotik-Ausstellung, Foto: Noltenhans

Es gab viel Lob, tolle Gästebucheinträge, eine wunderbare Resonanz in den sozialen Medien, in der Presse und überhaupt …

„Unsere Gotik-Ausstellung hat einen Nerv getroffen und Themen angesprochen, die weit über die Region hinaus und auch international aktuell und wirksam sind“, freut sich Prof. Dr. Christoph Stiegemann, der Direktor des Museums.

„GOTIK – Der Paderborner Dom und die Baukultur des 13. Jahrhunderts in Europa“ lud ein zu einer Zeitreise in die spannendste und innovativste Epoche des Mittelalters. Am Sonntag, dem 13. Januar,  endete die große Schau nach 99 Tagen.  Weit mehr als 30.000 Besucher/innen sahen die 170 Exponate aus Museen und Sammlungen in ganz Europa und auch aus der eigenen Sammlung.

Internationale Anerkennung in den Medien

Das flämische Magazin TERTIO schrieb: „Die Tatsache, dass Reisen und Migration ein wichtiger Motor für die Entwicklung sind, klingt wie ein Basso continuo durch unsere gesamte Geschichte und auch durch diese hervorragende Ausstellung zur Gotik.“ Die Süddeutsche Zeitung lobte: „Eine faszi­nierende Ausstellung im Diözesanmuseum von Paderborn feiert die Gotik“, „Gotik wie Chanel“ titelte die FAZ und in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe hieß es: „Das Diözesanmuseum widmet der Epoche eine überwältigende Ausstellung“.

Ab 1. März sind gotische Schätze aus Mainz gemeinsam mit Spitzenwerken aus Westfalen zu sehen

Zu den herausragenden Exponaten der Gotik-Ausstellung gehörten Skulpturen aus dem Dom- und Diözesanmuseum Mainz, einige von ihnen stammen aus der Werkstatt des legendären „Naumburger Meisters“. Da das Mainzer Museum zurzeit renoviert wird, kann ein Teil dieser großartigen Leihgaben noch eine Weile in Paderborn bleiben. In neuer Konzeption werden sie ab dem 1. März zusammen mit Highlights aus der umfangreichen eigenen Sammlung des Diözesanmuseums Paderborn gezeigt.

 

In der Gotik-Ausstellung zu sehen: Glasfenster der Marburger Elisabethkirche, um 1245/50, Gesamtverband Evangelischer Kirchengemeinden in Marburg (als Dauerleihgabe im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Phillips-Universität, Marburg), Foto: Diözesanmuseum Paderborn

Die Gotteshäuser der Gotik waren riesig und lichtdurchflutet. Die genialen Baumeister dieser Zeit überboten sich darin, die Wände der Kathedralen „aufzulösen“, und man schuf großartige Glasfenster. Mit der Kraft der Sonnenstrahlen verändert sich die Wirkung dieser beeindruckenden, transparenten Mosaike und damit die Atmosphäre des ganzen Raumes. „Es wurden Gläser mit intensiven Farben benutzt, damit die Reflexion des Lichts auf den Wänden und auf dem Boden sichtbar wurde. Alles leuchtete und man hatte das Gefühl, in einem Glaskristall zu sitzen“, so beschreibt die Glasmalerin Anke Schanz das, was sie den „gotischen Lichteffekt“ nennt. Seit 1989 arbeitet die Fachfrau für die „Glasmalerei Peters“ in Paderborn, die zu den wenigen Werkstätten in Europa gehören, die historische Glasfenster restaurieren können.

Im Rahmen unserer großen Gotik-Ausstellung leitet Anke Schanz Workshops mit dem Titel „Scherben bringen Glück! Kreatives Arbeiten mit Glas“. Nächster Termin: Samstag, 15. Dezember, 13 –17.30 Uhr, im Diözesanmuseum Paderborn.

Zerbrechliche Schönheit

Viele der zerbrechlichen Kunstwerke sind im Laufe der Jahrhunderte zerstört worden und die, die noch erhaltenen sind, müssen sorgsam gepflegt und geschützt werden. Dazu bedarf es alter Handwerkskunst und auch modernstes Know-how ist gefragt. Regelmäßig holen die Monteure der Glasmalerei Peters Fenster aus der Kathedrale von Sevilla, dem größten gotischen Gotteshaus in Spanien, nach Paderborn und auch eines der berühmten Fenster der Kathedrale von Chartres wurde hier restauriert. „Solche alten Glasarbeiten werden von unseren Restauratoren ausgebaut und dann von unseren Fachleuten transportiert“, erzählt Anke Schanz. „In der Werkstatt werden sie dann fotografiert — Auflicht, Durchlicht, Vorder- und Rückseite. Das ist die Grundlage für eine genaue Bestandsaufnahme und die umfangreiche Dokumentation des Zustands und Bestands. Danach beginnen die Voruntersuchungen: In welcher Verfassung sind Glas, Blei und Bemalung? Dann folgt meist ein Termin mit dem Eigentümer und dem zuständigen Denkmalpfleger. Dabei wird geklärt, was und wie restauriert werden kann und soll. Bei solchen Terminen werde häufig um Kompromisse gerungen, erklärt die Glasmalerin lachend, denn meist würden sich die Eigentümer ein besonders schönes Ergebnis wünschen, während die Denkmalpfleger die oft viele hundert Jahre alten Kunstwerke „möglichst nicht anfassen“ möchten.

Wenn die Heizung die Kunst bedroht

Der erste Schritt bei der Restaurierung ist die Auswahl der Reinigungsmethode. Die wiederum ist abhängig vom Zustand des Fensters. Ist die Farbe lose, müssen Löcher geschlossen werden? „Meistens haben die Fenster Fehlstellen“, sagt Anke Schanz, „dann wird ein kleines Stückchen Glas so lange geschliffen, bis es genau hineinpasst und eingeklebt. Diese kaum sichtbare Klebestelle retuschieren wir dann, aber nur diese Stelle, denn das Glas selbst darf nicht verändert werden.“ Ein aufwendiges Verfahren und kostspielig, wenn man bedenkt, dass allein die Kathedrale von Sevilla 108 riesige Fenster besitzt. Die Experten der Glasmalerei Peters plädieren für Schutzverglasungen. Die helfen dabei, die Belastungen durch Umwelteinflüsse zu reduzieren, schützen gegen den aggressiven Taubenkot und wirken sich positiv auf das Innenklima aus. „Früher hatte man im Winter vielleicht fünf Grad in einer Kirche und eine relativ gleichbleibende Temperatur. Wenn man so heizt wie heute, läuft innen am Fenster Schwitzwasser herunter. Das Wasser zerstört die Malerei und sorgt für Schimmel“, so beschreibt Anke Schanz die Situation in viel genutzten Kirchen. „Wir haben schon Fenster gehabt, die waren komplett mit Schimmelpilz überzogen, und so ein Raumklima schädigt auch Holzfiguren, Schnitzereien, Wandbemalungen, Fresken, das geht alles kaputt – also Schutzverglasungen helfen, auch wenn das ein Kompromiss bei der Außenwahrnehmung ist – oder man stellt die Heizung ab…“

Vom Kirchenraum zum Flughafen

Der geheimnisvolle Zauber von farbigem, von Künstlerhand gestaltetem Glas wirkt nicht nur in Kirchenräumen. Neue Fertigungsmethoden machen es möglich, dass Flughäfen und Bahnhöfe, U-Bahnstationen, Museen, Technologiezentren, Universitäten und die unterschiedlichsten Neubauten in aller Welt mit gläsernen Kunstwerken von zum Teil enormen Ausmaßen ausgestattet werden. Auch viele zeitgenössische Künstler/innen können sich der Faszination der bunten Scheiben nicht entziehen. So sind bei Glasmalerei Peters die fast 500 Quadratmeter großen, rot- und blaugrundigen, strukturierten Glasflächen des Künstlers Graham Jones für den Hong Kong International Airport hergestellt worden. Ein Krankenhaus in Belfast bekam eine leuchtende, gläserne Fassade, ein Hotel auf Mallorca eine verspielte Glaskuppel, ein Tunnel in Südkorea eine farbstarke gläserne Lichtinstallation. „Es hat sich viel verändert, alles ist so riesig geworden“, sagt Anke Schanz. „Die Bleiverglasungen waren handlich, man konnte sie sich unter den Arm klemmen. Heute stellen wir gewaltige Teile her, für die braucht man schon mal fünf Leute, um sie zu bewegen. Früher war das Standardmaß ein DIN A3-Blatt, mehr schaffte der Brennofen nicht, unterdessen haben wir wahrscheinlich den größten Ofen der Welt, er hat 4 x 6 Meter – so große Glasscheiben können wir heute brennen.“

Midfield Concourse – Hong Kong International Airport, China, Künstler: Graham Jones; Foto: Glas Peters

Die Harmonie von Licht und Farbe

Viele Künstler geben nur ihre Zeichnungen ab und überlassen die Herstellung der Fenster den Handwerkern. So war es schon im Mittelalter, doch manche legen gerne selber Hand an und verbringen viel Zeit bei der Glasmalerei Peters. Dort lagern die großen, farbigen Glastafeln in hohen Regalen. Rund 5.000 Standardglastöne stellt zum Beispiel die Glashütte Lamberts her. Kleine Farbmuster stehen vor Fensterscheiben und der kritische Blick ins Licht ist ein Markenzeichen des Berufs. Es kommt schließlich auf die perfekte Harmonie von Licht und Farbe an, das war in der Gotik so und hat sich bis heute nicht geändert.

Sa. 15. Dezember | 13–17.30 Uhr

Scherben bringen Glück! Kreatives Arbeiten mit Glas
Workshop für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren
Leitung: Anke Schanz

 

Text und Fotos bei Glas Peters: Waltraud Murauer-Ziebach

 

Blattmaske, Nikolaikirche, Obermarsberg

Was für ein Wesen! Menschliches Antlitz und Laubwerk scheinen miteinander verwoben. Oder blickt uns hier doch eine tierische Gestalt an? Blattmasken wie diese sind typisch für die gotische Architektur, vor allem in der französischen Bauornamentik treten sie vermehrt auf. Ein solcher „Pflanzenkopf“ ist auch auf einem Schlussstein des Paderborner Domes zu finden und besonders schöne Exemplare zeigt zurzeit unsere Gotik-Ausstellung.

Einzigartig in der deutschen Sakralarchitektur

Dieses „Fabelwesen“ hier stammt aus dem kleinen Städtchen Marsberg im Hochsauerland, genau gesagt, aus dessen Ortsteil Obermarsberg, der eine „Perle der Frühgotik“ sein eigen nennt – die katholische Kirche St. Nikolaus. In der deutschen Sakralarchitektur des 13. Jahrhunderts ist sie einzigartig. Die kleine Hallenkirche zeichnet sich insbesondere durch einen ungewöhnlichen Grundriss und das Zusammenspiel von regionalem Bauschmuck mit international geprägten gotischen Architekturformen aus. Beeindruckend sind auch die Maßwerkfenster.

Kooperation schärft den Blick für großartige Details

Nicolaikirche Obermarsberg, Foto: Ansgar Hoffmann, Schlangen

In diesem Jahr wurde die Paderborner Gotik-Ausstellung zum Anlass für ein Kooperationsprojekt zwischen der Gemeinde zu der St. Nikolaus gehört und dem Diözesanmuseum. Dabei stehen die baulichen Besonderheiten der Kirche im Fokus: Eine kleine Präsentation mit Texttafeln macht die Besucher jetzt auf reizvolle Details und die Geschichte des Gotteshauses aufmerksam. „Diese Kirche ist ohne Parallele“, sagt Ulrike Frey vom Team des Diözesanmuseums, die das Projekt konzipiert und betreut hat. „Sie ist ein hervorragendes Beispiel für die Frühgotik in Westfalen, so wie sie auch in unserer aktuellen Ausstellung thematisiert wird.“

Eine Kirche für den Schutzparton

Marsberg war wohlhabend, der Reichtum des Ortes wurde geprägt durch Glas und Kupfer. Es waren Kauf- und Handelsleute aus dem Ort Horhusen, dem heutigen Niedermarsberg, die ab dem Jahr 1227 aufgrund des aufkommenden Raubrittertums und wegen häufiger Überschwemmungen von Diemel und Glinde sowie aus unterschiedlichen politischen Gründen auf den sicheren Eresberg zogen. Dort bauten sie die „capella beati Nicolai monte“, also eine Kapelle des hl. Nikolaus auf dem Berg. St. Nikolaus gilt als Schutzpatron der Kaufleute. Zu den Bauphasen der Kirche gibt es nur wenige Überlieferungen, jedoch erscheint der Baubeginn im Jahr 1229 als sicher.

Zungenblattkapitell (Nordfenster im Chor); Erzbistum – Fachstelle Kunst
Hopfendolden an einem Kapitell an der Nordostecke des nördlichen; Erzbistum – Fachstelle Kunst

Faszinierender Bauschmuck

Der plastische Bauschmuck der Nikolaikirche ist von hoher Qualität und großer Vielfalt. Die Bandbreite reicht von spätromanisch / frühgotischer Ornamentik bis hin zu einer hochgotischen Formensprache.

Ganz besonders faszinierend sind die Blattmasken die weder der menschlichen noch der pflanzlichen Welt eindeutig zuzuordnen sind. In St. Nikolaus sind sie als Gewölbeschlussstein im südlichen Seitenschiff zu sehen und – leider nur fragmentarisch erhalten – im Gewölbe des Westpolygons.

Dem freundlich blickenden, lächelnden „Pflanzenmenschen“ im östlichen Teil der Kirche steht im Westen eine Blattmaske mit weit aufgerissenen Augen und bleckenden Zähnen entgegen, also mit einem furchterregenden Gesichtsausdruck.


Kapitelle, Trägerfiguren und „Fabelhafte Wesen“

Als Symbol des gebannten Bösen ist eine Fledermaus (Abb.1) an der Südwand dargestellt. Oftmals wird dieses Tier, so wie auch geflügelte Drachenwesen, im westlichen Teil gotischer Kirchen verwendet. Dort wo die Sonne untergeht und die Finsternis beginnt.

Auf der gegenüberliegenden Nordseite, entdeckt man eine breit grinsende Figur (Abb.2). Sie versucht zwei Vogelwesen zu bändigen, die sich um ihre Arme schlingen.

Großartig und besonders fein modelliert besticht eine Trägerfigur (Abb.3), die mitunter als Baumeister bezeichnet wird. Mit beiden Armen greift der mit einer haubenartigen Kappe ausgestattete Mann rücklings ins Mauerwerk. Mit seinem Rücken versucht er die Last, die auf seine Schultern drückt, aufzuhalten. Ein Knie hat er aufgestützt, den Blick nach oben gerichtet, vielleicht den Schub des Gewölbes abschätzend.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann die Ausstellungstafeln in der Nikolaikirche noch bis zum 13.1. 2019 sehen, bitte vorher telefonisch anmelden. Ansprechpartner für Führungen sind das Pfarrbüro: 02992-2430 und das Heimatmuseum 02992-8494.

Autorin: W. Murauer-Ziebach (Text basiert auf Informationen der Ausstellungstafeln)

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