Jahrestagung des „Arbeitskreises für die Inventarisation und Pflege des kirchlichen Kunstgutes in den deutschen (Erz-) Bistümern“ in Paderborn
„Kalte Kirchen – teure Schätze“


„Kalte Kirchen – teure Schätze“
Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter: Mit der großen Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ vom 21.09.2024 bis 26.01.2025 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn wie antikes Wissen in den Klöstern bewahrt und bis in die Gegenwart weitergetragen wurde.
Politik, Philosophie, Kunst und Literatur – so manches, was unsere freiheitliche Gesellschaft bis heute prägt, hat seine Wurzeln in der Antike. Und doch ist vieles, was wir über die Zeit von Homer, Caesar, Tacitus und Co. wissen, nur in der Überlieferung des Mittelalters erhalten.
Mit der großen Sonderausstellung Corvey und das Erbe der Antike vom 21. September 2024 bis 26. Januar 2025 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn anhand einzigartiger und faszinierender Leihgaben aus Europa und den USA, wie antikes Wissen und Kultur durch die Jahrhunderte übermittelt wurden und unsere europäische Gesellschaft bis heute prägen.
Anlass der Ausstellung ist die Gründung des Klosters Corvey vor über 1.200 Jahren und das 10-jährige Jubiläum seiner Ernennung zum Welterbe der UNESCO.
Bedeutende Klöster wie die karolingische Reichsabtei Corvey an der Weser spielten bei der vom Frankenkaiser Karl dem Großen (747/48–814 n. Chr.) geförderten Wissenssammlung und -organisation eine entscheidende Rolle. Deren Bibliotheken waren nicht allein Horte des Wissens zur Antike, sondern auch Relaisstationen für dessen Verbreitung. Doch nur das, was man dort und in den Think-Tanks der Herrschenden für überlieferungswürdig hielt, wurde im Zuge der Einführung der Schriftlichkeit auch abgeschrieben und weiterverbreitet. Gleichzeitig entstanden in den Bauhütten und Werkstätten der mittelalterlichen Klöster und Königspfalzen faszinierende Werke der Architektur, der Goldschmiede- und Elfenbeinkunst in antiker Tradition. Mitunter arbeiteten die mittelalterlichen Handwerker antike Originale um oder integrierten sie prominent in ihre eigenen Werke. Vereinnahmt und geprägt vom jeweiligen Zeitgeist, erzählen sie eigene, neue Geschichten und geben uns bis heute Rätsel auf.
Ein solch rätselhaftes Werk findet sich noch heute an den Wänden des Westwerks Corvey. Vor mehr als 1.000 Jahren entstanden hier Malereien, die den Kampf des antiken Helden Odysseus gegen das Meeresungeheuer Skylla zeigen. Es ist die älteste erhaltene mittelalterliche Darstellung dieses antiken griechischen Epos. Doch woher kannten ihre Schöpfer die Geschichte? Warum war die Erzählung von Odysseus, der auf der Heimfahrt vom Trojanischen Krieg dem Monster Skylla begegnete, im Mittelalter noch so wichtig, dass sie an den Innenräumen eines bedeutenden kirchlichen Gebäudes angebracht wurde? Die Auftraggeber solcher Wandmalereien aber auch imposanter Werke der Schatzkunst und aufwändiger Abschriften antiker Texte, zählten zu den Mächtigsten im Reich. Doch was wussten sie eigentlich über die Antike?
Die Sonderausstellung geht diesen Fragen anhand zahlreicher historischer Exponate nach. Arbeiten zeitgenössischer Kunst, die den Themenkanon der Antike aufgreifen, sich aber vor allem mit dem bis heute im kollektiven Wissen verankerten „Mythos Odyssee“ auseinandersetzen, erhalten zudem ein eigenes Ausstellungskapitel.
Dabei wird die kulturelle Aneignung der Antike nicht als reine Erfolgsgeschichte präsentiert. Denn gerade in Gebieten wie Westfalen, die nie zum Römischen Reich gehört hatten, wurde Wissen traditionell mündlich weitergegeben. Vieles, was dort nach der Einführung der Schriftlichkeit nicht mehr über die Generationen hinweg mündlich weitererzählt wurde, ist für immer verloren. Auch das wird Thema der Ausstellung sein.
Die einstige Bibliothek der Abtei Corvey besaß bedeutende, teils kunstvoll gestaltete Pergamenthandschriften, die heute in alle Welt verstreut sind. Für die Sonderausstellung werden einige der wichtigsten noch erhaltenen Werke in Paderborn wieder vereint. Architekturfragmente, wunderbar gearbeitete Elfenbeine, Schatzkunst, Stuck- und Wandmalereifragmente beantworten darüber hinaus die Frage, wie antike Kunsttechniken, die in der Zeit nach dem Untergang des Römischen Reiches fast verloren schienen, im Mittelalter wieder aufleben konnten.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die kostbaren Originale. Flankiert werden sie von virtuellen Interventionen, die exklusive Einblicke in die Tätigkeit von Restaurator*innen, Forschenden und Naturwissenschaftler*innen geben, die heute das antike Erbe für uns bewahren.
Zur Ausstellung wird es ein facettenreiches Begleitprogramm geben. Es erscheint ein reich bebilderter Katalog.
Gut ein Jahr vor Beginn der großen Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ (21. Sept. 2024) beginnt im Diözesanmuseum die entscheidende Phase der Vorbereitung. Das Konzept steht, die wichtigsten Leihanfragen sind gestellt, erste Zusagen eingetroffen. Jetzt geht es um Reflexion, Austausch und Feinjustierung. Dazu kam am 13. Oktober 2023 der wissenschaftliche Beirat des Projekts zusammen. Einen Tag lang ging es um den Kulturtransfer im Mittelalter, um die Bedeutung der Klöster und der Think Tanks an den Höfen der Herrschenden. Welche Rolle spielten sie bei der Übermittlung von Wissen und Werten aus der Antike, die in Politik, Philosophie, Kunst und Literatur bis heute allgegenwärtig sind? Wo und wie haben sich Zeugnisse dieser wichtigen Epoche erhalten? Was können sie uns heute vermitteln? Welche Forschungsergebnisse helfen dabei, die oft rätselhaften Exponate zu entschlüsseln? Dazu stehen 25 Expert*innen aus fünf Ländern in engem Austausch mit dem Paderborner Museumsteam. Zu ihnen gehören renommierte Forschende, Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen sowie Museumsfachleute.
„Diese Diskussionen sind für uns sehr wichtig“, betont Ausstellungskuratorin Christiane Ruhmann. „Denn am Ende wenden sich unsere aufwändig inszenierten Ausstellungen zwar vor allem an interessierte Laien, doch sie haben immer ein solides wissenschaftliches Fundament. Außerdem haben die Mitglieder unseres internationalen Beirats einen hervorragenden Überblick, sie können uns auch oft noch Objekte vorschlagen, die kaum bekannt sind oder noch nie gezeigt wurden.“ Neben dem Gedankenaustausch zum Thema ging es beim Treffen in Paderborn auch um den Katalog, der zur Ausstellung erscheint. Auch der soll zwar opulent und ansprechend daherkommen aber trotzdem die neusten Forschungsergebnisse zu den Themen der Ausstellung bieten.
Isabelle Bardiès-Fronty (Musée de Cluny, Paris), Clemens M. Bayer (Mainz/Lüttich), Mechthild Black-Veldtrup (Landesarchiv NRW, Münster) , Sible de Blaauw (Universität Nijmegen), Mayke de Jong (Universität Utrecht), Charlotte Denoël (Bibliothèque nationale de France) , Vera Brieske (Landschaftsverband Westfalen-Lippe), Cornel Dora (Stiftsbibliothek St. Gallen) , Kathleen Doyle (British Library, London), Caspar Ehlers (Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte, Frankfurt/M.), Birgitta Falk (Domschatz Aachen), Sveva Gai (Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Paderborn), Alexandra Gajewski (The Burlington Magazine, London), Simone Heimann (Historisches Museum der Pfalz, Speyer), Ingo Herklotz (Universität Marburg), Dorothee Kemper (Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin), Stefan Knoch (Staatsbibliothek Bamberg) , Manfred Luchterhandt (Universität Göttingen) , Florian Meunier (Musée du Louvre, Paris), Carla Meyer-Schlenkrich (Universität Münster), Ulrich Rehm (Universität Bochum), Jan Friedrich Richter (Kunstgewerbemuseum Berlin), Barbara Schellewald (Universität Basel), Regula Schorta (Abegg-Stiftung, Riggisberg), Bettina Wagner (Staatsbibliothek Bamberg).
Für das Diözesanmuseum Paderborn nahmen teil: Museumsdirektor Holger Kempkens, Kuratorin Christiane Ruhmann und vom Ausstellungsteam Karin Wermert, Aaron Jochim, Simone Buckreus.
Kunst anfassen und sie mal ganz anders erleben – das ermöglicht die ungewöhnliche Aktion „Bitte berühren“ in Paderborn. Mitten im Stadtgeschehen bringt der Künstler Manfred Webel mit seinen Bewegungsskulpturen vom 9. bis 17. September 2023 Menschen in Verbindung sowie über Kunst und Kirche in den Dialog.
Der Kunst-Tat- und Erlebnisort sind eigene Aktionsflächen vor dem Paderborner Dom, auf dem Marktplatz und im Erzbischöflichen Diözesanmuseum. Gekennzeichnet und verbunden sind sie mit einem „grünen Teppich“ aus Kunstrasen. Ausgangspunkt ist der rote, mobile Kunst-Container von Manfred Webel vor dem Dom. Mit ihm tourt der Paderborner Künstler seit drei Jahren durch Nordrhein-Westfalen.
In seiner Heimatstadt möchte der Künstler mit „Monami“, „10bubbles“, „loop auf Habitat“ und weiteren Bewegungsskulpturen diesmal zur lebendigen Auseinandersetzung vor allem mit sakraler Kunst anregen. „Auf den Außenflächen vor dem Dom lade ich dazu ein, die teils überkopfhohen Skulpturen zu bewegen. Im Innenraum des Diözesanmuseums können kleinere Bewegungsskulpturen berührt werden“, erklärt Manfred Webel. Es entstünden neue Verbindungen selbst zu nichtalltäglichen Objekten wie Reliquiaren. „So wird auf ungewohnte, körperlich-sinnliche Weise das Erleben von weltlicher und sakraler Kunst ermöglicht.“
Der Künstler ist davon überzeugt, dass die Bewegungsskulpturen einen Zugang zu den für rituelle Handlungen angefertigten Kunstgegenständen im Diözesanmuseum öffnen können. „Geist und Körper werden mit allen Sinnen angesprochen, Hände tauchen in Wasser, wir riechen den Duft von Weihrauch“, sagt Manfred Webel. „Die Aktion soll ein Erlebnis in Gemeinschaft mit Anderen sein.“
Bei seinem Anliegen, den Menschen Kunst als „ganzheitliches Erlebnis“ nahezubringen, wird der Künstler von Prominenten wie dem Radiokoch Helmut Gote und seinem kreativen Team unterstützt. Geplant sind im neuntägigen Aktionsprogramm von „Bitte berühren!“ auch Aktionen mit Modeschöpferin Laura Schlütz, Cartoonist André Sedlaczek, Poetry-Slammer Niko Sioulis, Produktdesignerin Katharina Backhaus, Sprinter Eddie Reddemann, Kabarettistin Antje Huißmann alias Else Mögesie und Business Mentorin Angela Behler.
Zu der ungewöhnlichen Kunst-Aktion eingeladen hatte Manfred Webel als Künstler einzigartiger Bewegungsskulpturen der Direktor des Diözesanmuseums, Dr. Holger Kempkens. „Das Besondere ist, dass mit der Kunst von Manfred Webel wirklich umgegangen werden kann. Es ist Kunst zum Anfassen“, betont der Museumsdirektor. Dabei sei sie nicht an einen Raum gebunden, so dass Kunst dem Menschen in der Tat nähergebracht werden könne.
„Ich freue mich auf das neuntägige Projekt und wünsche mir gemeinsam mit Manfred Webel sehr, dass die Bewegungsskulpturen für viele zur erlebnisreichen Kunsterfahrung werden, die zudem einen gestalterischen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben und Miteinander leistet“, ist Dr. Kempkens zuversichtlich. Es ergebe sich die Chance, „positiv und freundlich ins Gespräch zu kommen sowie Neues frei und unverkrampft wahrnehmen zu können“.
Manfred Webel, geboren 1965, ist Bildhauer und Begründer der Bewegungsskulptur. Er ist Träger des Kinder-Jugend-Kulturlandpreises NRW, Kulturmentor und Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BKK).
„Bitte berühren!“ ist Teil des offiziellen Projektes „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW Gütersloh.
„Ohne Liborius kein Westfälischer Friede.“ Das stellte der Münsteraner Domkapitular Dr. Antonius Hamers am Freitagabend, 1. September 2023, in Paderborn fest. Der Leiter des Katholischen Büros NRW sprach zur Eröffnung der Sonderausstellung „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“. Die überregional bedeutende Sammlung ist von Samstag an bis zum 7. Januar 2024 im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen.
Mit einer barocken Liboriusfigur im Münsteraner Paulusdom seien im Hinblick auf die Beziehung der beiden westfälischen (Erz-)Bistümer zwei Besonderheiten verbunden, erklärte Domkapitular Dr. Hamers den versammelten Gästen in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung im Forum St. Liborius. Zum einen erinnere der Bischofsstab in der rechten Hand des Heiligen den amtierenden Bischof von Münster an die eigene Sterblichkeit. Denn der jeweils von diesem neu gestiftete Bischofsstab werde „nach alter Tradition“ dem später verstorbenen Bischof von Münster mit ins Grab gegeben. Zum anderen erinnere der heilige Liborius in Münster daran, dass mit seinem Beistand und seiner Fürsprache die Stadt von den „unsäglichen Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges verschont geblieben“ sei. Damals hatten sich die Reliquien des heiligen Bischofs von Le Mans zur sicheren Aufbewahrung in Münster befunden. „Nur so konnte die Stadt im Lindenkranze zum Ort des Westfälischen Friedens werden – ohne Liborius kein Westfälischer Friede“, betonte Domkapitular Dr. Hamers.
Dass jetzt Teile der eindrucksvollen Kathedralschätze aus Münster und Paderborn gemeinsam in einer Ausstallung zu sehen sind, freue ihn vor dem Hintergrund der Geschichte besonders. Nachdem Paderborn seiner „westfälischen Schwesterstadt in schwerer Zeit das Kostbarste anvertraut“ habe, was sie mit den Reliquien des heiligen Liborius besitze, „und so zum Ruhme Münsters beigetragen“ habe, „was liegt da näher, als sich mit einiger Verspätung zu revanchieren“, sagte Domkapitular Dr. Hamers und meinte damit die Leihgabe der Kunst-Schätze aus Münster.
Wie dankbar man heute sein könne, „dass sich trotz der Unbillen der Zeit in beiden Domschätzen jahrhundertealte Kostbarkeiten und ihr Inhalt erhalten haben“, betonte auch Dompropst Monsignore Joachim Göbel als Gastgeber in seiner Begrüßung. Die Kunst-Schätze seien ein „wertvolles Erbe, das es zu hüten und zu pflegen“ gelte. Es bleibe nur zu hoffen, „dass sich für den Domschatz Münster, einem der bedeutendsten Kirchenschätze nicht nur Deutschlands, sondern Europas, bald eine Lösung abzeichnet, um ihn künftig wieder dauerhaft einem interessieren Publikum zu zeigen und es in Staunen zu versetzen“, sagte der Paderborner Dompropst. Wegen mangelnder Klima-, Lüftungs- und Sicherheitstechnik ist die Domkammer derzeit auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Der Direktor des ausstellenden Diözesanmuseums in Paderborn, Dr. Holger Kempkens, der zur Ausstellungseröffnung den Abendvortrag hielt, erklärte: „Der Münstersche Domschatz gehört zu den bedeutendsten Kirchenschätzen, die sich in Europa erhalten haben“. Es sei „eine besondere Freude, ihn auf Zeit hier im Hause beherbergen zu dürften“. „Die Begegnungen in der Ausstellung mit Stücken aus dem Paderborner Domschatz führen zusammen zu einer einzigartigen und eindrucksvollen Gegenüberstellung“, unterstrich der Kunsthistoriker.
Bei der neuen Sonderausstellung „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“ spannt sich der Bogen von kostbaren Reliquiaren des 11. Jahrhunderts über wertvolle liturgische Geräte und Paramente des Mittelalters, der Renaissance bis zu Kostbarkeiten des Barock. Gezeigt werden goldene und silberne Reliquiare, kostbare Textilien und andere Kunst- und Kultgegenstände, darunter 72 Objekte des Münsteraner Domschatzes. Erstmals werden sie mit ausgewählten Stücken des Paderborner Domschatzes ausgestellt.
Ein Beitrag von: Benamin Krysmann
Es sind seltene Kunst-Schätze, die über Jahrhunderte bis heute in Westfalen bewahrt wurden. Jetzt präsentiert sie das Diözesanmuseum Paderborn erstmals in einer Ausstellung: „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“. Zu sehen ist die Begegnung beider überregional bedeutenden Sammlungen in Paderborn vom 2. September 2023 bis 7. Januar 2024.
Die erstmalige Begegnung der zwei kostbaren Kathedralschätze in einer gemeinsamen Ausstellung sei einzigartig, erklärt der Direktor des Diözesanmuseums in Paderborn, Dr. Holger Kempkens. Bei der neuen Ausstellung spanne sich der Bogen „von kostbaren Reliquiaren des 11. Jahrhunderts über wertvolle liturgische Geräte und Paramente des Mittelalters, der Renaissance bis zu Kostbarkeiten des Barock.“
Mit seinen einzigartigen Objekten aus rund 1.000 Jahren gehört der Domschatz aus Münster zu einer der bedeutendsten Schatzkammersammlungen Europas. Goldene und silberne Reliquiare, kostbare Textilien und andere Kunst- und Kultgegenstände der liturgischen Ausstattung des Münsteraner Domes zeugen von Frömmigkeit und künstlerischer Meisterschaft. Zum Bestand gehört beispielsweise der sogenannte Pauluskopf aus dem 11. Jahrhundert – das älteste erhaltene Büstenreliquiar des Abendlands. Bemerkenswert ist außerdem die Anzahl mittelalterlicher Bergkristallschliffe aus dem islamischen Orient, die bei der Gestaltung kostbarer christlicher Gefäße Wiederverwendung fanden. Auch eine Reihe aus Silber gearbeiteter Propheten- bzw. Heiligenfiguren des 14. bis 17. Jahrhunderts dokumentiert die einzigartige künstlerische und kulturhistorische Qualität der Sammlung.
„Neben den überwiegend aus Gold, Silber oder vergoldetem Silber gefertigten Kunstwerken stehen Steinskulpturen, Holzobjekte und Textilien für die Vielfalt der Sammlung“, berichtet Museumsdirektor Dr. Kempkens. Eine Besonderheit sei das vollständige Ensemble des Figurenzyklus des 1542–1549 geschaffenen Lettners. Kriege und Fremdherrschaft hätten für den Münsteraner Domschatz zwar immer wieder den Verlust von Objekten mit sich gebracht. Jedoch bildeten die erhaltenen Werke „besonders aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit einen beeindruckend intakten Bestand“.
Bei der Präsentation im Diözesanmuseum Paderborn würden den Stücken aus Münster ausgewählte Werke aus dem Paderborner Domschatz gegenübergestellt. „So kommt es zu außergewöhnlichen Begegnungen und Vergleichen“, erklärt der Kunsthistoriker. Als markante Beispiele nennt der Museumsdirektor die „gotischen Statuettenreliquiare“, die es in beiden Domschätzen gebe, die „monumentalen barocken Werke aus Silber“, die Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg für beide Domkirchen bei demselben Goldschmied Jürgen Richels in Hamburg in Auftrag gegeben habe, oder die „spätgotischen Sitzfiguren“ aus der Werkstatt von Johann Brabender in Münster. Sie seien einst für den Domlettner in Münster und die Abteikirche in Marienfeld geschaffen worden.
Bis 2017 war der Münsteraner Domschatz in der Domkammer Münster ausgestellt, die aber wegen baulicher und technischer Mängel geschlossen werden musste. Der Domschatz und alle weiteren Exponate wurden ausgelagert. Damit wenigstens eine Auswahl von Kunstwerken weiterhin zu sehen ist, leihen andere Museen einige „Herzstücke“ für Sonderausstellungen. So das Museum Catharijneconvent Utrecht (Niederlande) 2019 und das Kunstmuseum Cleveland im US-Bundesstaat Ohio 2021.
Jetzt zeigt das Diözesanmuseum Paderborn 72 Objekte des Münsteraner Domschatzes. „Diese große Anzahl an Schatzstücken war bisher noch nie außerhalb von Münster zu sehen“, betont Dr. Kempkens. Damit sei ein „sehr umfangreicher logistischer und personeller Aufwand“ verbunden. „In absehbarer Zeit wird das wahrscheinlich nicht wiederholt“. Daher biete die jetzige Präsentation fast aller Teile aus dem Domschatz von Münster in Paderborn „für viele Jahre die letzte Gelegenheit, die hochrangigen Objekte in ihrer Gesamtheit zu erleben“.
Zur Sonderausstellung „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“ bietet das Diözesanmuseum ein umfangreiches Begleitprogramm an. Dazu gehören mehrere öffentliche Führungen sowie Führungen des Museumsdirektors und der Kuratorinnen. Geplant sind die Begegnung mit einem Restaurator, Gold- und Silberschmied, zwei Dialog-Veranstaltungen mit dem Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn, ein eigener Familiennachmittag und das Kinderprogramm „Die Museums-Spürnasen finden einen Schatz“.
Auch eine Publikation zur Ausstellung ist erhältlich: Der Schatz von Münster / The Treasure of Münster. Wertvolle Reliquiare und Kunstwerke aus der Domkammer / Precious Reliquaries and Works of Art from the Domkammer, herausgegeben im Auftrag des Kapitels der Kathedralkirche St.-Paulus zu Münster von Udo Grote, Münster 2019, 280 Seiten, durchgehend farbig illustriert, 29,90 Euro.
Ein Beitrag von: Benjamin Krysmann
Fotos der Objekte der
Clowns im Museum? Dürfen die da überhaupt rein?
Aber klar doch!
An zwei Tagen der ersten Ferienwoche machten fünf quirlige Clowns im Alter von 10 bis 14 Jahren das Diözesanmuseum unsicher. Begleitet wurden sie von Clownin Ottile (alias Anne Schwede) vom Humorkolleg Paderborn.
Nach einer „Warm up“-Phase mit verschiedenen Improvisations- und Kontaktübungen sowie dem Erproben einiger Clowntechniken kam es zur feierlichen Übergabe der roten Nase. Danach ging es ins Museum, wo Ottilie den Teilnehmenden zeigte, dass man zwischen all den alten Kunstwerken mächtig viel Spaß haben kann. Am Ende des ersten Tages stellten sich die Clowns aus Koffern voller Kleidungsstücke ihr eigenes Kostüm zusammen.
Am zweiten Tag ging es im Ausstellungsraum weiter: Mit viel Körpereinsatz und unter genauer Berücksichtigung von Haltung, Gestik und Mimik wurden die Kunstwerke nachgestellt. Die Clowns tanzten wie die Engel, stolzierten wie Fürstbischof Clemens August und lächelten wie Heinrich und Kunigunde. Und es wurde gestaunt – über die goldenen Schätze, die glitzernden Edelsteine und die riesigen Gemälde.
Auch künstlerisch malten und bastelten sich die Teilnehmenden in phantastische Welten, indem sie Fotos von sich selbst mit viel Kreativität umgestalteten.
Es waren zwei tolle Tage!