Skip to content
Zwei Kirchenmaler-Gesellinnen besuchen auf ihrer Walz das Erzbischöfliche Diözesanmuseum in Paderborn.

Kirchenmalerinnen auf der Walz bewundern Paderborner Dom und Erzbischöfliches Diözesanmuseum

Ihre traditionelle Walz führt die beiden Handwerksgesellinnen Sophia (26) aus Würzburg und Anne (23) aus Mühlhausen in Thüringen innerhalb von mindestens drei Jahren und einem Tag durch Deutschland und Europa. Dass die beiden Kirchenmalerinnen auf ihrem Weg einen Abstecher nach Paderborn machen und den Hohen Dom und das Erzbischöfliche Diözesanmuseum besuchen, gehört für die beiden Frauen zu ihrer Walz dazu. Museumsdirektor Holger Kempkens hieß die beiden Kirchenmaler-Gesellinnen am Donnerstag, 31. März 2022, willkommen und freute sich über deren fachkundige Rückmeldung: „Die zahlreichen mittelalterlichen Madonnendarstellungen im Museum sind wunderschön. Wir sind beeindruckt von der Sammlung und vom Paderborner Dom“, so die beiden Kirchenmalerinnen.

Sophia aus Würzburg ist seit zehn Wochen auf der Walz, Anne aus Mühlhausen in Thüringen seit sieben Wochen. In unterschiedlichen  Betrieben absolvierten sie ihre Ausbildung zur Kirchenmalerin. Sie lernten sich in der einzigen Berufsschule für Kirchenmaler kennen, diese besuchten sie in München. Auf ihrer Walz kommen sie aktuell aus dem Ahrtal, wo sie in Handwerksbetrieben gearbeitet haben, und sind jetzt auf dem Weg nach Norddeutschland. Sophie informiert über die traditionelle Kleidung auf der Walz: „Das form- und farbgebende Gewerbe trägt rot, daran erkennt man Schneider-, Maler- und Kirchenmaler-Gesellen. Mindestens drei Jahre und einen Tag werden wir auf der Walz sein, erst dann kommen wir wieder zum Ortsschild unseres Heimatortes.“

Museumsdirektor Holger Kempkens wünschte den beiden Frauen viele gute und bereichernde Begegnungen. Mit Freude bestätigt er beiden Kirchenmalerinnen ihren Besuch im Dom und im Diözesanmuseum mit einem Stempel.

Hintergrund: Was ist eine Walz?

Mit dem Begriff Walz ist die Zeit der Wanderschaft von Zunft-Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit (Freisprechung) gemeint. Vom Spätmittelalter bis zum Anfang der Industrialisierung war sie eine der Voraussetzungen für die Zulassung zur Meisterprüfung. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass die Gesellen neue Arbeitspraktiken in fremden Orten, in Regionen und Ländern kennenlernen. Hinzu kommt das Sammeln von Lebenserfahrung.

 

Bild und Text: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Drei Prämonstratenser aus Windberg (Niederbayern) besuchten am 11. Februar unsere Ausstellung „Welt und Zeit gestalten“.
Der ehemalige Generalabt des Ordens Thomas Handgrätinger (rechts), Pater Simon Rupprecht (Mitte) und Bruder Raphael Sperber (links) wurden von Prof. Johannes Meier und Museumsdirektor Holger Kempkens (nicht auf dem Foto) durch die Ausstellung begleitet. Die Drei zeigten sich begeistert von den in der Ausstellung zusammengeführten Exponaten und den daran vermittelten Inhalten zur Geschichte des Prämonstratenserordens im Erzbistum Paderborn.
Vielen Dank für den Besuch!

Barbara Klemm ∙ Christoph Brech

Die Dinge haben eine Bestimmung, und die kommt aus dem Sehen! Dieser einst so prägnant vom Künstler Fritz Schwegler (1935–2014) formulierten Maxime haben sich Barbara Klemm wie auch Christoph Brech in ihrem jeweiligen Oeuvres verschrieben. Beiden gelingt – in der Verdichtung des Bildaufbaus zu einer oft weit über das Sujet hinausweisenden Aussage – ein ganz besonderer Blick auf Menschen, Landschaften und Kunstwerke.

Barbara Klemm ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen Deutschlands. Sie ist bekannt durch minutiös entwickelte, analoge Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Bildgedächtnis Deutschlands mittlerweile fest verankert sind – genannt sei hier der berühmte „Bruderkuss“ aus dem Jahr 1979.

Christoph Brech schafft Video-Filme, Installationen und Farbfotografien von suggestiver Bildkraft. In seinen Werken spiegeln sich Phänomene der Zeit, der Übergänge, der Erinnerung wider. Die Musik spielt dabei eine große Rolle. Zuletzt schuf er eine Serie von Arbeiten für die Bayerische Staatsoper in München.

Beide vermögen mit einem hohen Maß an Sensibilität, Details zu sprechenden Bildkompositionen zusammenzuführen, die eine große Sogwirkung entfalten.

Im Diözesanmuseum Paderborn mit seinem offenen, emporstrebendem Innenraum trifft beider Werk zu einem spannungsreichen Dialog aufeinander. Zwischen Digital und Analog, bewegtem Bild und Fotografie, Farbe und Schwarz/Weiß. In die Ausstellung werden einige ausgewählte Objekte der Sammlung des Diözesanmuseums einbezogen, die sich so völlig neu präsentieren.

Von 20. Mai bis 02. Oktober 2022 wird die Ausstellung im Diözesanmuseum zu sehen sein. Der Katalog erscheint im Hirmer Verlag.

Barbara Klemm, * 1939, absolvierte eine Fotografenlehre in einem Portraitatelier in Karlsruhe. 1959 begann sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu arbeiten und war dort mehr als 30 Jahre Redaktionsfotografin für die Bereiche Politik und Feuilleton. Ihre Werke wurden und werden darüber hinaus in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Die vielfach ausgezeichnete Fotografin ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg und erhielt 2021 den Internationalen Folkwang-Preis. 2011 wurde Barbara Klemm in den Orden Pour le mérite aufgenommen.

Christoph Brech, * 1964, studierte Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit 1998 bilden Video-Kunst und -Installationen neben der Fotografie einen Schwerpunkt seines Schaffens. Seine Werke sind in internationalen Ausstellungen aber auch im öffentlichen Raum zu sehen. Christoph Brech erhielt zahlreiche Preise, u.a. 2018 den Kunstpreis Berlin in der Sektion Film und Medienkunst, Akademie der Künste Berlin. 2006 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom.

Neue Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn:
„BildKlang Kölner Dom – Lumen Fidei“ von Wolfgang Weiss und Simon Stockhausen

Paderborn (pdp). „Lumen Fidei – Photo Qubits – Fenster des Kölner Doms“, unter diesem Titel präsentiert das Diözesanmuseum Paderborn ab Donnerstag, 22. Juli 2021, eine bildstarke Sonderausstellung, die bis zum 10. Oktober zu sehen ist. Drei Meter große Werke des Fotokünstlers Wolfgang Weiss schmücken die Ausstellungswände und laden ein, die Fenster des Kölner Doms mal anders zu sehen. In einer Videoshow verbinden sich die Fotos mit einer musikalischen Inszenierung durch Simon Stockhausen.

Vieltönig, wirbelnd, fließend zeigen sich die Fenster des Kölner Doms im Raum-Zeit-Spiegel des Fotokünstlers Wolfgang Weiss. Es ist, als gäbe das Licht den Weg frei für eine Expedition zur Wirkung hinter der Wirklichkeit. Das von außen durch das Domfenster scheinende Licht verbindet sich im gebogenen Spiegel zu einer neuen Wirklichkeit, einer anderen Erscheinungsform des Domfensters, die Wolfgang Weiss fotografisch fixiert. Das natürliche Licht – “lumen naturale” – wird zum Licht des Glaubens – “lumen fidei”.

Die Ausstellung BildKlang Kölner Dom ist eine Co-Kreation von Wolfgang Weiss und dem Komponisten Simon Stockhausen, der Tonfolgen, Klangverläufe und Rhythmen direkt aus den Bildwerken ableitet, seine surrealen Klanglandschaften sind in einer Videopräsentation zu hören. „Wir konnten die Ausstellung in wenigen Wochen verwirklichen“, freut sich Dr. Holger Kempkens, Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseums, bei der Eröffnung. Auch Fotokünstler Wolfgang Weiss war überrascht, wie unkompliziert der Vorgang war. Nach Köln und Düsseldorf ist nun Paderborn die dritte Station, auf der 14 Großbilder gezeigt werden. Ein anderer Teil dieser Fotofolge ist ab dem 31. August im Düsseldorfer Landtag zu sehen.

„Kathedrale des Lichts“

Die Uraufführung der aktuellen Arbeit der beiden Künstler Weiss und Stockhausen wurde dem Kölner Dom als Kathedrale des Lichts gewidmet. BildKlang ist eine Symbiose aus Bildern und Klängen. Fenster eines Doms sind für Wolfgang Weiss Lichtfilter von draußen nach drinnen. Sie sorgen für eine sakrale Stimmung und erzählen eine Geschichte – diese Wahrnehmung versucht der Künstler in einem eigenen Stil umzusetzen. Über den Spiegel bekämen sie eine neue Form, so Weiss, der mit dem Rücken zum Fenster in den Spiegel schaut und seine Entdeckungen macht. Das Bild müsse ihm etwas sagen. Er schaffe damit neue Wirklichkeiten, obwohl er lediglich fixiere, was er momentan sehe.

Wolfgang Weiss sucht seine Motive durch einen 50×70 konkaven und verbiegbaren Spiegel. Er schaut hinein, empfindet ein Bild und fotografiert dies schließlich mit einer Kamera vom Spiegelbild ab. „Kein Photoshop, keine Trickserei – sondern nur eine Originalabbildung des Bildes auf dem Spiegel“, lässt sich Weiss in seine Technik blicken. Dabei begibt er sich jedoch auf die Suche, schaut immer wieder neu, achtet auf Standort und Lichtverhältnisse. Unschärfe als Stilmittel sei erlaubt. Jedoch könne ein Foto auch mehrere scharfe Punkte in der Tiefe haben. Was nun wiederum ein Unterschied zu einer normalen Fotografie mit Tiefenschärfe sei. Weiss: „Wenn ich Maler wäre, dann wäre der Spiegel mein Pinsel.“

Interesse an der Quantenphysik

Es sei keine reine Fotokunst, sondern eine Arbeit mit spiritueller Note, ergänzt Museumsdirektor Kempkens. Einerseits muteten die Bildwerke an wie eine kurvige Grenzlinie zwischen Immanenz und Transzendenz. Andererseits erwiesen sie sich als fließender Übergang. Aus einem naturwissenschaftlichen Hause kommend, war Wolfgang Weiss schon immer an der Quantenphysik interessiert, die ihn zur neuen Stilrichtung der “Photo-Qubits inspiriert habe. „Die Raum-Zeit-Biegung hat mich stets fasziniert“, so Weiss, der bei sich selbst erkannt hat, dass Beobachter durch das Beobachtende beeinfluss sind. Diesen Spirit wünscht er auch den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung im Diözesanmuseum.

Wäre ein solches Werk auch im Paderborner Dom möglich? Der Künstler zeigt sich interessiert und hat auch schon an zwei Fenstern im Hohen Dom Gefallen gefunden. Auch das „Drei-Hasen-Fenster“ hat sein Interesse geweckt.

Vita

Wolfgang Weiss

Wurde 1956 in Hungen geboren. Von 1975-79 studierte er in Dortmund Foto-/Filmdesign und machte seinen Abschluss als Diplom Designer. Nachfolgend arbeitete er als selbständiger Foto- und Filmdesigner mit dem Schwerpunkt Industriefotografie. Seit 2012 arbeitet als freischaffender Künstler. Die innere Quelle menschlicher Wirkkraft, Tugenden und spirituelle Fragen bestimmen seine Werke.  Folgende Auszeichnungen erhielt Weiss u.a.: Deutscher-Jugend-Fotopreis Photokina in Köln, Kodak-Kalender-Preis für surrealistische Industrie-Fotografie in Stuttgart, Ferrari-Foto des Jahres in Düsseldorf sowie 2. Preis Medical-Picture der Photokina Köln.

Simon Stockhausen

Wurde 1967 in Bensberg bei Köln geboren. Schon als Fünfjähriger begann der Sohn des berühmten Komponisten Karlheinz Stockhausen mit seiner musikalischen Ausbildung u.a. mit Klavier, Saxophon, Schlagzeug, Synthesizer und Komposition. Erste Auftritte mit seinem Vater folgten im Alter von 12 Jahren zum Beispiel an der Mailänder Scala. Nach dem Abitur tourte er mit dem Stockhausen-Ensemble in alle Welt. Simon Stockhausen produzierte zusammen mit seinem Vater auch elektronische Musik für zwei Opern.

Audio Statements von Dr. Holger Kempkens und Wolfgang Weiss

Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens (l.) vor den Werken des Künstlers Wolfgang Weiss – mit seiner Ehefrau Petra – im Diözesanmuseum Paderborn.  Foto: Ronald Pfaff / Erzbistum Paderborn

8. Juli 2021

Studierende des Instituts für Romanistik der Universität Paderborn präsentieren Museumskoffer für den Einsatz in Schulen im Diözesanmuseum Paderborn

Im Diözesanmuseum unvergessen ist die letztjährige Rubensausstellung, die – fast wie geplant und Corona zum Trotz – großartige Werke des bedeutenden Antwerpener Künstlers und seiner Nachfolger in Paderborn präsentieren konnte. Eine besondere Aktion hatten sich damals Studierende des Instituts für Romanistik und des Belgienzentrums der Universität Paderborn mit ihrer Dozentin Professorin Sabine Schmitz überlegt: Die Präsentation barocker Lebenswelten in großen Schrankkoffern.

„Nachdem die Corona-Pandemie die Umsetzung des Projektes verhinderte, sind wir sehr dankbar, dass die Macherinnen und Macher sich bereit erklärten, es nun doch noch im Diözesanmuseum zu präsentieren“, freut sich Museumsdirektor Holger Kempkens.

Es entstanden drei facettenreiche Kofferwelten, welche von den Studierenden und ihrer Professorin Sabine Schmitz gemeinsam mit Holger Kempkens am heutigen Donnerstag, 8. Juli 2021, im Diözesanmuseum vorgestellt wurden.

Erarbeitet in spanisch- bzw. französischsprachigen Seminaren und künstlerisch mitgestaltet von Cathrin Spönemann vom Fach Kunst der Universität Paderborn, sind die Koffer für den Schulunterricht gedacht.

Ins „Große Welttheater“ des spanischen Barockautors Calderón de la Barca entführt der erste Koffer. „Dem Barock war das ganze menschliche Leben ein Bühnenstück, eine Inszenierung und eine solche kann von den Nutzerinnen und Nutzern des Koffers mittels zahlreicher Requisiten interaktiv realisiert werden“, erläutert David Schwind, der an der Konzeption dieses Koffers beteiligt war. Bedenkt man die große Rolle, welche die mediale Selbstdarstellung des Einzelnen im Internet heutzutage spielt, ist dies ein Konzept, das einem schulischen Publikum des 21. Jahrhunderts leicht zugänglich ist.

In Spanien und in der Beziehung Spaniens zu Lateinamerika spielt der Barock bis heute eine große Rolle für die Konstruktion kultureller Identität(en). Dies zeige der zweite Koffer anhand spannender Angebote und Aufgaben, so Alina Höveken, mit verantwortlich für dessen Inhalt. Hier kann man sich nicht nur der dunklen Seite des Barock annähern oder Rätsel lösen. Bedient man eine Spieluhr, erklingt barocke Musik, zur barocken Prachtentfaltung am eigenen Leib wird entsprechende Kleidung samt Spiegel bereitgehalten.

Der dritte Koffer schließlich trägt den Titel „Französischer Barock/französische Klassik“, und bietet einen kulturhistorischen Überblick. Auch der große Antwerpener Maler Peter Paul Rubens wird gebührend gewürdigt; es gibt sogar ein Interview mit dem Rubensexperten Nils Büttner zum Nachhören. „Doch nicht nur kulturelle Errungenschaften werden präsentiert“, führt Lisa Antpöhler, beteiligt an der Ausgestaltung dieses Koffers, aus: „Sozialgeschichtlich relevant werden die sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten adeliger und nicht-adeliger Frauen in der Barockzeit für Schülerinnen und Schüler lebendig.“

Zu den Koffern gibt es zusätzlich noch Kurzfilme der beteiligten Studierenden zu sehen.

Die kleine Ausstellung im Diözesanmuseum ist nur der Auftakt: Wie Professorin Schmitz erläutert, sind die drei Koffer für den Einsatz in Schulen gemacht. Sie sollen Schülerinnen und Schülern die Epoche Barock in ihren verschiedenen Facetten interaktiv näher bringen. Die Koffer können von Lehrkräften ausgeliehen (z.B. in den Fächern Spanisch, Französisch, Kunst, Geschichte) und im Unterricht verwendet werden.

Wir sind wieder für Sie da, mit neuer Sammlungspräsentation!

Endlich! Die erlösende Allgemeinverfügung vom Landkreis Paderborn verkündete am 9. März 2021: Museen können wieder öffnen. Und so sind wir vom 10. März ab wieder auf Sendung – bleiben die Inzidenzen niedrig, kann man uns sogar besuchen, ohne sich vorher anmelden zu müssen.

Es ist also soweit! Seit Mitte Dezember letzten Jahres stehen wir mit der Neupräsentation unserer Sammlung in den Startlöchern und nun geht’s wieder los. Besucher*innen erwartet barockes Dom-Theater, ein Blick in die Bistumsgeschichte seit Karl dem Großen, ein freundliches Kaiserpaar, das berühmte Drei-Hasen-Fenster im Original, einige heilige und starke Frauen, Eremiten und Ritter aber auch großartige und vielgestaltige Darstellungen der Gottesmutter Maria.

Für Kinder – die bis zum Alter von 12 Jahren freien Eintritt haben – steht die neue Zeichenrallye bereit; Teilnehmer*innen unserer Zeichenkurse und des After-Work-Chill-Out-Zeichnens sind eingeladen, sich mit ihren Skizzenbüchern den Neuheiten der Sammlung zeichnend zu nähern. Sie zahlen den ermäßigten Eintritt.

Aktuelle Änderungen des Zugangs bezüglich geänderter Inzidenzen finden Sie stets hier

Bei uns gelten generell die allgemeinen Corona-Schutzverordnungen. Es können bis zu 50 Besucher gleichzeitig ins Haus –

Herzlich willkommen!

Dr. Holger Kempkens wird neuer Direktor der Diözesanmuseums Paderborn, Foto: Besim Mazhiqi

Dr. Holger Kempkens folgt auf Professor Dr. Christoph Stiegemann als Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseums

Das Erzbistum Paderborn freut sich auf Dr. Holger Kempkens aus Bamberg als neuen Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn und des Teams Kunst im Erzbistum. Die Corona-Pandemie samt Verschiebung der Ausstellung „PETER PAUL RUBENS und der Barock im Norden“ führten dazu, dass Professor Dr. Christoph Stiegemann als Direktor des Diözesanmuseums und Leiter der Fachstelle Kunst im Erzbistum Paderborn in die Verlängerung musste, denn eigentlich wäre er Ende Juni 2020 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Nachdem die Ausstellung am 25. Juli erfolgreich an den Start ging, steht nun der Nachfolger des umtriebigen Museums-Chefs fest: Dr. des. Holger Kempkens leitet seit 2012 das Diözesanmuseum Bamberg und hat zudem regelmäßig einen Lehrauftrag an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Zuvor war er lange in verschiedenen Ausstellungsprojekten in NRW unterwegs, zuletzt beim Bistum Münster als Kurator der Schau „Goldene Pracht – Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“, die 2012 in Münster gezeigt wurde. Die offizielle Verabschiedung von Professor Dr. Stiegemann fand am 30. September statt, am 15. Oktober beendet er seinen Dienst. In einem Pressegespräch wurde Dr. Holger Kempkens von Generalvikar Alfons Hardt als Nachfolger von Professor Dr. Christoph Stiegemann vorgestellt.

„Mit den großen Sonderausstellungen, durch die unser Diözesanmuseum inzwischen zu einer veritablen Stimme im Chor der europäischen Museen wurde, aber auch mit der erfolgreich durchgeführten Inventarisierung der Kunstausstattung unserer Kirchen im Erzbistum hinterlässt Professor Dr. Christoph Stiegemann ein Erbe, das wohl bewahrt und weitergeführt werden soll“, betonte Generalvikar Alfons Hardt. „Mit Herrn Dr. Kempkens haben wir eine Persönlichkeit gefunden, die der westfälischen sakralen Kunst eng verbunden ist und die – aus der Arbeit für das Erzbistum Bamberg – um die Bedeutung von Kunst als Kulturträger in kirchlichem Umfeld und darüber hinaus weiß“, erklärte der Generalvikar des Paderborner Erzbischofs.

„Ich freue mich außerordentlich, dass mit Herrn Dr. Kempkens ein Nachfolger gefunden wurde, der über langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet überregionaler kunst- und kulturhistorischer Ausstellungen verfügt und für den auch die kirchliche Denkmalpflege bekanntes Terrain ist“, sagte Vorgänger Museumsdirektor Professor Dr. Christoph Stiegemann.

Dr. Kempkens, der seine Dissertation zum Thema „Die Zisterzienserklosterkirche Marienfeld und die Burgkapelle von Schloss Rheda“ verfasste, fügte hinzu: „Ich freue mich sehr auf mein neues Aufgabenfeld in Paderborn. Mit ihm kehre ich zugleich auch zu meinen westfälischen Forschungsschwerpunkten zurück.“ Dr. Holger Kempkens wird seinen Dienst in der westfälischen Bischofsstadt am 15. Oktober antreten.


Pressebilder zum Download:

Dr. Holger Kempkens folgt auf Dr. Christoph Stiegemann als Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn. In einem Pressegespräch wurde er heute vorgestellt.

Dr. Holger Kempkens, Foto: Privat
Dr. Holger Kempkens wird neuer Direktor des Diözesanmuseums Paderborn, Foto: Besim Mazhiqi
Stabübergabe: Der scheidende Museumsdirektor des Diözesanmuseums Paderborn, Prof. Dr. Christoph Stiegemann (links), mit seinem Nachfolger Dr. Holger Kempkens (rechts), Foto: Besim Mazhiqi
Das Team des Diözesanmuseums mit dem scheidenden Direktor Prof. Dr. Christoph Stiegemann (Mitte von links), seinem Nachfolger Holger Kempkens (Mitte) und Generalvikar Alfons Hardt vor dem Diözesanmuseum (rechts), Foto: Besim Mazhiqi

Ein “Übersetzer” mit strahlender Freude an der Kunst

Paderborn, 30. September 2020: Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Leiter des Diözesanmuseums, wird mit einem Dankgottesdienst und einem Festakt in der Paderhalle verabschiedet,  Foto: Besim Mazhiqi

Wenn „Institutionen“ gehen, ist das einen besonderen Abschied wert – auch in Corona-Zeiten: Prof. Dr. Christoph Stiegemann tritt nach 30 Jahren als Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums in den Ruhestand. Am Mittwochnachmittag feierte Erzbischof Hans-Josef Becker mit dem scheidenden Museumsdirektor, dessen Familie und Gästen zunächst eine Dankmesse im Hohen Dom. Anschließend wurde der künftige Ruheständler in einem Corona-gemäßen Festakt in der PaderHalle für sein langjähriges, unermüdliches und begeisterndes Engagement gewürdigt.

Prof. Dr. Christoph Stiegemann habe in seiner frühen Begegnung mit der christlichen Kunst die Botschaft und Bilder vom Heil eingesogen, sagte Erzbischof Becker im Gottesdienst. „Für dich ist der Glaube das Fundament und das Bleibende, seit den Kindertagen“, richtete sich der Paderborner Erzbischof an den langjährigen Museumsdirektor, Leiter der Fachstelle Kunst im Erzbischöflichen Generalvikariat und Domkustos.

„Gott spricht zu uns durch Musik, Malerei, Film, Theater, Tanz und Dichtung. All das sind auch Gottes Sprachen in der Welt“, zeigte sich Erzbischof Becker überzeugt. Prof. Dr. Stiegemann, dem Papst Franziskus erst vor wenigen Wochen den Päpstlichen Silvesterorden verliehen hat, habe diese Sprachen mit seiner Begeisterungsfähigkeit immer wieder übersetzt. „Als echter ‚Teamplayer‘ hat er auch sein Museumsteam immer neu begeistert. Nur so konnten die Ausstellungen so erfolgreich werden, weil sie für alle im Museum zur echten Herzensangelegenheit geworden sind“, so der Paderborner Erzbischof.

Den Bildungsauftrag im Blick

Generalvikar Alfons Hardt begrüßte nach dem Gottesdienst beim Festakt zahlreiche Ehrengäste in der PaderHalle – darunter den Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, sowie Professor Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Museen waren zur Verabschiedung gekommen –  laut Generalvikar Hardt ein Zeichen für „die guten gewachsenen Verbindungen zwischen den Museen und kirchlichen Häusern“. Ihre Verbundenheit drückten auch Künstler wie Brody Neuenschwander aus Brügge, Christoph Brech aus München und HA Schult aus Düsseldorf mit ihrer Präsenz aus.

Prof. Dr. Christoph Stiegemann sei es gelungen, „das Diözesanmuseum weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus bekannt zu machen“, führte Generalvikar Alfons Hardt in seinem Grußwort aus. Dabei sei dem scheidenden Museumsleiter immer der Bildungsauftrag wichtig gewesen, kirchliche Kunst und Kultur einer breiten Öffentlichkeit zu erschließen. Generalvikar Hardt lobte auch Stiegemanns Verdienste als Leiter der Fachstelle Kunst: „Bei einer Vielzahl von Bau- und Renovierungsvorhaben im Erzbistum hat er sich mit der ihm eigenen Kreativität und einem hohen Maß an Sachverstand und Erfahrung eingebracht, Kirchengemeinden begleitet, aber auch Architekten, Künstler und Restauratoren beraten.“

Architektur mit Erzählungen bespielt

Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck kennt Prof. Dr. Stiegemann als langjähriger Weggefährte sehr gut. Er hat an vielen Ausstellungen im Diözesanmuseum mitgearbeitet. „Du hast die Architektur des Museums immer wieder mit sinnreichen Erzählungen bespielt und die Welt, in der wir heute leben aus ihren historischen Bezügen erklärt“, sagte der Mittelalter-Kunsthistoriker in seinem Festvortrag zu Prof. Dr. Stiegemann. „Und zwar mit Humor und einer strahlenden Freude an der Kunst. So kennen und so lieben wir dich!“

„Was soll man einem vielfach ausgezeichneten Menschen wie Prof. Dr. Stiegemann noch schenken“, schilderte Dr. Christiane Ruhmann als Mitarbeiterin des Diözesanmuseums das „Dilemma“ der Kolleginnen und Kollegen, ein passendes Präsent zum Abschied zu finden. Die „Ära Stiegemann“ sei eine spannende Zeit des Wachsens gewesen, aus der eine Vielzahl an guten Kooperationen entstanden sei. „Deswegen haben wir uns für ein Gemeinschaftsprojekt entschieden, das diese vielgestaltige Zusammenarbeit ausdrückt“, so Dr. Ruhmann. Entstanden ist daraus eine hochkarätige Festschrift mit dem Titel „Museum als Resonanzraum. Kunst – Wissenschaft – Inszenierung“, die Ruhmann gemeinsam mit ihrer Kollegin und Mit-Herausgeberin Dr. Petra Koch-Lütke Westhues ihrem langjährigen „Chef“ übergab. „Ich bin stolz, dass so viele Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen uns in ihren Beiträgen teilweise auch ihre neuesten Forschungsergebnisse anvertraut haben“, fasste Dr. Christiane Ruhmann zusammen.

Von der Festschrift bis zum Apfelbäumchen

Das erste Kapitel der facettenreichen Festschrift hat Erzbischof Hans-Josef Becker beigesteuert. Passend zum Inhalt des Aufsatzes überreichte er Prof. Dr. Stiegemann für dessen Garten einen Korbinian-Apfelbaum: Einen solchen Baum hatte der bayerische Pfarrer Korbinian Aigner während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau unentdeckt gezüchtet. Einen Kunstbezug hat das Bäumchen auch: Auf der Documenta in Kassel im Jahr 2012 waren 402 Apfel-Zeichnungen des bayerischen Pfarrers und Apfelkundlers zu sehen.

Auch Ulrike Frey aus dem Team der Kunstinventarisierung, die seit 1988 im Erzbistum erfolgt und heute fast abgeschlossen ist und die Prof. Dr. Stiegemann langjährig begleitet hat, hatte ein Geschenk mitgebracht: ein gebundenes „Inventar der Inventarisatoren“, in dem die vielen Kunsthistoriker, die an der Inventarisierung mitgearbeitet haben, dem künftigen Ruheständler nun in nachhaltiger Erinnerung bleiben werden.

Menschlicher Bezug und Freude als A und O

Nach eigener Aussage „überwältigt und nahezu sprachlos“ angesichts der vielen guten Wünsche und Geschenke hatte der Geehrte das letzte Wort. Er richtete seinen Dank an alle, die ihn auf seinem Weg begleitet und unterstützt und diesen Tag „als großartiges Geschenk“ für ihn gestaltet haben, auch an seine Familie, die ihm immer den Rücken freigehalten habe. In besonderer Weise erinnerte er an seinen Vater. Dieser sei Kirchenbaumeister und habe ihm geraten: „Das Wichtigste ist der menschliche Bezug und die Freude an der Sache.“

Arbeitslos werde er in Zukunft nicht werden, so Stiegemann. In seiner Funktion als Leiter des Kompetenzteams für das Welterbe Corvey gebe es beispielsweise noch genug zu tun. Dass während der laufenden Rubens-Ausstellung mit seinem Abschied der „Vorhang falle“ für sein Wirken als Museumsleiter, empfinde er als großes Geschenk: „Im Barock war die Flüchtigkeit der Zeit ein bestimmendes Motiv. Es galt, unvergessliche Feste gegen diese Erfahrung zu setzen. So ein Fest durfte ich heute erleben. Dafür danke ich Ihnen allen und sage: Adieu!“

Für den musikalischen Rahmen des Abends sorgten mit melancholisch-schönen „Zwischenklängen“ Robert Kusiolek am Akkordeon und die Pianistin Elena Chekanova mit Live-Elektronik.

Die aktuelle Ausstellung „Peter Paul  Rubens und der Barock im Norden“ ist noch bis zum 25. Oktober im Erzbischöflichen Diözesanmuseum zu sehen.

Paderborn, 30. September 2020: Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Leiter des Diözesanmuseums, wird mit einem Dankgottesdienst und einer Veranstaltung in der Paderhalle verabschiedet. Foto: Besim Mazhiqi
Gruppenfoto mit Gästen im Anschluss an den Dankgottesdienst. Foto: Besim Mazhiqi
Dankgottesdienst im Paderborner Dom mit Erzbischof Becker. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Christoph Stiegemann mit Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Bürgermeister Michael Dreier und der ehem. Bürgermeister Heinz Paus. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Prälat Max Eugen Kämper. Erzbischof Becker und Generalvikar Hardt. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Erzbischof Becker, Generalvikar Alfons Hardt und dem Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz Matthias Kopp mit Frau. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Künstler Christoph Brech. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Stiegemann mit HA Schult und seiner Frau Anna Zlotovskaya. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Frau Claria und Sohn Cornelius. Foto: Besim Mazhiqi

 

Gäste kommen zum Festakt in die PaderHalle. Foto: Besim Mazhiqi
Professor Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck aus Bonn hielt als langjähriger Wegbegleiter den Festvortrag. Foto: Besim Mazhiqi
Professor Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck aus Bonn hielt als langjähriger Wegbegleiter den Festvortrag. Foto: Besim Mazhiqi
Dr. Christiane Ruhmann und Dr. Petra Koch-Lütke Westhues überreichen die Festschrift an den “Chef”. Foto: Besim Mazhiqi
Ulrike Frey aus dem Team der Kunstinventarisierung übergibt Prof. Stiegemann das “Inventar der Inventarisatoren”. Foto: Besim Mazhiqi
Dr. Christiane Ruhmann übergibt die Festschrift an den “Chef”. Foto: Besim Mazhiqi
Erzbischof Hans-Josef Becker überreicht Prof. Stiegemann einen Korbinian-Apfelbaum. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit seiner Frau Claria und Sohn Cornelius. Foto: Besim Mazhiqi
Musikalisches Rahmenprogramm: Robert Kusiolek am Akkordeon und Pianistin Elena Chekanova mit Live-Elektronik. Foto: Besim Mazhiqi

Paderborner Erzbischof sowie Ehrengäste des Königreichs Belgien und der Regierung Flanderns würdigten den großen flämischen Barockmeister und betonten den europäischen Geist der Ausstellung

PADERBORN. Mit einem bewegenden Festakt hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker am Freitagabend, 24.7., die große kunst- und kulturhistorische Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (bis 25.10) im Hohen Dom zu Paderborn eröffnet. Unter den geladenen Gästen aus dem In- und Ausland waren auch Vertreter des Königreichs Belgien und der Regierung Flanderns anwesend. Wegen der Corona-Pandemie fand die geplante Eröffnungsfeier mit eingeschränkter Personenzahl statt. Die Feierstunde fand am Vorabend zum großen Hochfest des Paderborner Bistumspatrons St. Liborius statt. Die Eröffnung der Rubens-Ausstellung, die bereits Ende Mai starten sollte, wurde bewusst auf diesen Termin verschoben, um in diesen schwierigen Zeiten, in denen auch das traditionelle weltliche Paderborner Liborifest nicht stattfinden kann, „zumindest im Medium Kunst ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht“ zu setzen, so Erzbischof Becker.

In den Grußworten würdigten Valentine Mangez, in Vertretung des Botschafters des Königreichs Belgien, und Nic Van der Marliere, Generaldelegierter der Regierung Flanderns, die enge Verbundenheit zwischen Deutschland und Belgien und den europäischen Geist des Ausstellungsprojektes. Nils Büttner, Professor an der Staatlichen Akademie der Künste in Stuttgart, zeichnete in seinem Festvortrag die enorme Wirkung nach, die Peter Paul Rubens auf die Ausbreitung des flämischen Barock in Nord- und Mitteleuropa hatte. Einer der Höhepunkte des Abends war eine virtuelle Rekonstruktion des Paderborner Domes zur Barockzeit, die von Museumsdirektor Christoph Stiegemann erläutert wurde. Die im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte barocke Ausstattung des Doms, die im 17. Jahrhundert von Antwerpener Künstlern aus dem Rubens-Umfeld geschaffen worden war, wurde an diesem Abend für die Gäste – 75 Jahre nach Kriegsende – erstmals wieder erlebbar. Die digitale Animation wird vervollständigt durch das aufwendig rekonstruierte barocke Hauptaltarbild, das in der Ausstellung zu sehen ist.

In seinen Schlussworten sagte Erzbischof Becker: „Mit der Ausstellung ‚Peter Paul Rubens und der Barock im Norden‘ gedenken wir zugleich der Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, der unendliches Leid und Zerstörung über die Welt gebracht hat.“ Nicht zuletzt im Gedenken an das Kriegsende sei für das diesjährige Liborifest das Motto „Et in terra pax“ (Frieden auf Erden), gewählt worden, so Becker weiter. „Wir sind gefordert, unsere Stimme zu erheben, klare Kante zu zeigen und für Frieden, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit in Europa einzutreten.“ Mit einem gemeinsamen Friedensgebet von Papst Franziskus wurde der Festakt beschlossen. Im Anschluss hatten die Gäste Gelegenheit einen ersten Einblick in die Rubens-Ausstellung zu werfen.

Die Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ ist ab dem 25. Juli unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften für die Besucher*innen geöffnet.

 

Über die Ausstellung:

„Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ zeichnet ausgehend von der prachtvollen Neuausstattung des Paderborner Doms mit Altargemälden und Skulpturen durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubensumfeld die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der Kunst der südlichen Niederlande des 17. Jahrhunderts in Nordeuropa nach. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus internationalen Museen und Sammlungen, darunter das Rijksmuseum Amsterdam, das Victoria and Albert Museum in London, das Museum Plantin-Moretus in Antwerpen, das Statens Museum for Kunst Kopenhagen, die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste Wien §&oder das San Francisco Museum of Modern Art. Eine eigene Ausstellungsabteilung widmet sich barocken Tendenzen in der Gegenwartskunst. Künstler wie Gerhard Richter, Tony Cragg oder Hans Op de Beeck stehen hier mit ausgewählten Arbeiten im Mittelpunkt. Eindrucksvolle 3D-Rekonstruktionen, Animationen und Multimedia-Stationen geben vertiefende Einblicke in die faszinierende Zeit des Barock und lassen die visuelle Kraft auch verlorener Bilder und Ausstattungen wieder aufleben. Ein reichbebilderter Katalog erscheint im Michael Imhof-Verlag. „RUBENS“ reiht sich ein in die großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen des Diözesanmuseums Paderborn mit überregionaler Strahlkragt, darunter die „WUNDER ROMs“ und „GOTIK“.

 www.dioezesanmuseum-paderborn.de

Blick in die Ausstellung mit Peter Paul Rubens “Beweinung Christi”, um 1612, Vaduz-Vienna, LIECHTENSTEIN, The Princely Collections © Diözesanmuseum Paderborn/Besim Mazhiqi

Diözesanmuseum Paderborn zeigt ab 25. Juli 2020 die Sonderausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden

Blick in die Ausstellung mit Peter Paul Rubens, Selbstbildnis, um 1625/30, Siegen, Siegerlandmuseum

PADERBORN. Corona konnte sie nicht aufhalten: die große kunst- und kulturhistorische Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“, die ab Samstag, 25. Juli, im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen ist (bis 25.10.2020).

Die Schau zeigt Peter Paul Rubens‘ Schaffen und sein Wirken auf breiter Ebene. Es war Rubens, der mit seinen neuartigen Bildideen nicht nur die Malerei, sondern auch die Skulptur im 17. und 18. Jahrhundert in Nord- und Mitteleuropa revolutionierte. Ausgehend von der umfangreichen Neuausstattung des Paderborner Doms im 17. Jahrhundert durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubens-Umfeld nimmt die Schau die bedeutenden Innovationen in Malerei, Architektur und Kirchenausstattung des flämisch geprägten Barock in den Blick.
Zu sehen sind rund 120 Leihgaben aus führenden internationalen Museen, darunter das Rijksmuseum Amsterdam, das Victoria and Albert Museum in London, das Museum Plantin-Moretus in Antwerpen, das Statens Museum for Kunst Kopenhagen, die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste Wien oder das San Francisco Museum of Modern Art. Trotz der Corona-Pandemie haben nahezu alle Leihgeber ihre kostbaren Exponate nach Paderborn gesandt. Zu den Highlights der Ausstellung zählen großformatige Gemälde sowie eine Vielzahl bedeutender, von Rubens eigenhändig geschaffener Ölskizzen, Zeichnungen und Entwürfe. Ein weiterer Bereich widmet sich der Aktualität des Barock mit Arbeiten u. a. von Gerhard Richter, Tony Cragg, Hans Op de Beeck.

Auf den Spuren des flämischen Barockmeisters im Norden
Er war der Star des flämischen Hochbarock: Peter Paul Rubens (1577–1640), der in Antwerpen einer weit über die Grenzen der Metropole hinausstrahlenden Werkstatt vorstand. Die große Zahl seiner Mitarbeiter, seine geschickte Arbeitsteilung und sein diplomatisches Geschick ermöglichten es ihm, seine Bildsprache über ganz Europa zu verbreiten. Auch die beiden Brüder Antonius und Ludovicus Willemssens stammten aus Antwerpen und waren maßgeblich von Rubens beeinflusst. Sie wurden von Fürstbischof Dietrich Adolf von der Recke in der Mitte des 17. Jahrhunderts mit der barocken Neuausstattung des Paderborner Doms beauftragt und brachten so die Ideen von Rubens direkt nach Westfalen. Ihre Werke sowie die Arbeiten weiterer flämischer Künstler dokumentieren in der Ausstellung die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der Kunst der südlichen Niederlande und zeigen, dass Künstlerwanderungen und Kulturtransfer ein wichtiger Motor für die Ausbreitung des Barock war.

Prachtvolle Premiere: Zerstörtes Altargemälde 75 Jahre nach Kriegsende wieder zu sehen
Die prachtvolle Barockausstattung des Paderborner Doms wurde bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Einzig kleinste Fetzen der kostbaren Willemssens-Altarbilder konnten gerettet werden, darunter zahlreiche Fragmente des einstmals imposanten Hauptaltargemäldes mit der „Anbetung der Hirten“. Im Vorfeld der Rubens-Ausstellung wurden die Einzelteile aufwendig restauriert und zusammengesetzt. Pünktlich zur Eröffnung der Schau kann das barocke Meisterwerk nun – 75 Jahre nach Kriegsende – erstmals wieder in vollem Glanz gezeigt werden. Eine beeindruckende 3D-Animation zum Paderborner Dom des 17. Jahrhunderts lässt die visuelle Kraft der untergegangenen barocken Ausstattung wiederaufleben.

Meisterwerke von Rubens‘ eigener Hand
Neben den bahnbrechenden Impulsen und Innovationen, die von flämisch geprägten Barockkünstlern in der Malerei, Skulptur und Architektur des 17./18. Jahrhunderts ausgingen, zeigt die Ausstellung eine Vielzahl an authentischen, nachweislich von Rubens selbst gefertigten Werken. Ganz nah kommen die Besucher*innen dem Meister in den zahlreichen virtuosen, teilweise so noch nie gezeigten Ölskizzen und Modelli von Rubens‘ eigener Hand. Sie dokumentieren die enorme schöpferische Kraft des vielseitigen Künstlers und zeigen neben seiner Malweise den Prozess seiner Ideenentwicklung ganz unmittelbar.
Eines der größten und bedeutendsten Gemälde in der Ausstellung ist die „Beweinung Christi“ aus Wien (1612–1614, LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna), die Rubens‘ gesamte Virtuosität in der Findung neuer Bildelemente und der malerischen Ausführung zeigt.

Auch Briefe von Rubens an Auftraggeber und Illustrationen für liturgische Bücher sind in der Ausstellung zu sehen.

Rubens als Impulsgeber für die Skulptur
Nicht nur die Malerei, auch die flämische Skulptur erlebte in der Zeit des Barock – bedingt durch die Neuausstattung zahlreicher, in den vorausgegangenen Bilderstürmen verwüsteter Kirchen – eine Hochphase. Auch hier gilt Rubens als bedeutender Impulsgeber. Er war nicht nur einer Reihe von Bildhauern freundschaftlich verbunden, sondern kooperierte teilweise eng mit ihnen. Plastische Arbeiten und Reproduktionsgrafiken von Künstlern aus dem Umfeld Rubens‘ – etwa des Artus Quellinus d. Ä. (1609 -1668) und Lucas Faydherbe (1617–1697) – veranschaulichen die Charakteristika und die Wirkmächtigkeit von Rubens‘ Œuvre.

Vom barocken Welttheater zur Aktualität des Barock
Das Thema von Zeit und Ewigkeit, von Leben und Tod sowie das Anliegen, die Zuhörer und Betrachter innerlich zu bewegen, zu berühren und zu belehren, kennzeichnen das Wesen des Barock. So leitet das „Große Welttheater“, 1655 verfasst vom spanischen Dichter Pedro Calderón de la Barca, zum letzten großen Akt der Ausstellung über: der Aktualität des Barock. In der zeitgenössischen Abteilung der Schau stehen Fragen nach barocken Wahrnehmungsweisen heute im Mittelpunkt. Gerhard Richter etwa vermeidet in seinem großformatigen Gemälde „Ausschnitt (Makart)“ (1971, Duisburg, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Sammlung Ströher) im Unterschied zum Barock jedes schöpferische Pathos, während Tony Cragg in seiner Plastik „It is, it isn’t“ (2016, Wuppertal, Antony Cragg) den Zustand des unentschlossenen Schwebens thematisiert. Der Vorhang der Ausstellung fällt mit Hans Op de Beecks eindringlicher Videoarbeit „Celebration“ (2008, Studio Hans Op de Beeck, Brüssel), die im Bild eines großen Festmahls einen verewigten Augenblick zwischen Leben und Tod einfängt.

Öffnung für das Publikum, Führungen und digitale Vermittlungsangebote
Die Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ ist ab dem 25. Juli unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften für das Publikum geöffnet. Das Diözesanmuseum Paderborn bietet 60minütige Führungen durch die Schau sowie eine spezielle Familienführung für Groß und Klein an. Ein Audioguide ist in den Sprachen Deutsch und Englisch sowie für Kinder erhältlich. Darüber hinaus finden Besucher*innen unterschiedlicher Altersklassen auf der Website des Museums Videos und interaktive Mitmachangebote, die spannende Einblicke in die Vorbereitung der großen Barockausstellung geben.

Mit „RUBENS“ zeigt das Diözesanmuseum Paderborn – nach den „WUNDERN ROMs“ und „GOTIK“ – erneut eine Sonderausstellung mit herausragenden Werken und überregionaler Strahlkraft. Die Ausstellung ist die letzte große Schau unter Museumsdirektor Prof. Dr. Christoph Stiegemann, der im Herbst 2020 in den Ruhestand geht.

Ein reich bebilderter Ausstellungskatalog ist im Michael Imhof-Verlag Petersberg erhältlich (ISBN 978-3-7319-0956-9). Preis im Museum 39,50 EUR, im Buchhandel 49,95 EUR.

Hinweis an die Redaktionen:
Die ausführliche Pressemappe finden Sie hier zum Download

Bildmaterial finden Sie hier.

An den Anfang scrollen