Überspringen zu Hauptinhalt

Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter: Mit der großen Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ vom 21.09.2024 bis 26.01.2025 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn wie antikes Wissen in den Klöstern bewahrt und bis in die Gegenwart weitergetragen wurde.

Politik, Philosophie, Kunst und Literatur – so manches, was unsere freiheitliche Gesellschaft bis heute prägt, hat seine Wurzeln in der Antike. Und doch ist vieles, was wir über die Zeit von Homer, Caesar, Tacitus und Co. wissen, nur in der Überlieferung des Mittelalters erhalten.

Mit der großen Sonderausstellung Corvey und das Erbe der Antike vom 21. September 2024 bis 26. Januar 2025 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn anhand einzigartiger und faszinierender Leihgaben aus Europa und den USA, wie antikes Wissen und Kultur durch die Jahrhunderte übermittelt wurden und unsere europäische Gesellschaft bis heute prägen.

Anlass der Ausstellung ist die Gründung des Klosters Corvey vor über 1.200 Jahren und das 10-jährige Jubiläum seiner Ernennung zum Welterbe der UNESCO.

Kaiser, Klöster und die Think-Tanks des Mittelalters

Bedeutende Klöster wie die karolingische Reichsabtei Corvey an der Weser spielten bei der vom Frankenkaiser Karl dem Großen (747/48–814 n. Chr.) geförderten Wissenssammlung und -organisation eine entscheidende Rolle. Deren Bibliotheken waren nicht allein Horte des Wissens zur Antike, sondern auch Relaisstationen für dessen Verbreitung. Doch nur das, was man dort und in den Think-Tanks der Herrschenden für überlieferungswürdig hielt, wurde im Zuge der Einführung der Schriftlichkeit auch abgeschrieben und weiterverbreitet. Gleichzeitig entstanden in den Bauhütten und Werkstätten der mittelalterlichen Klöster und Königspfalzen faszinierende Werke der Architektur, der Goldschmiede- und Elfenbeinkunst in antiker Tradition. Mitunter arbeiteten die mittelalterlichen Handwerker antike Originale um oder integrierten sie prominent in ihre eigenen Werke. Vereinnahmt und geprägt vom jeweiligen Zeitgeist, erzählen sie eigene, neue Geschichten und geben uns bis heute Rätsel auf.

 

Bauinschrift am Westwerk der Klosterkirche Corvey. CIVITATEM ISTAM TV CIRCVMDA DNE ET ANGELI TVI CVSTODIANT MVROS EIVS (Herr, umgib diese Stadt und lass deine Engel Wächter ihrer Mauern sein). © Foto: Kalle Noltenhans
Die Odysseus/Skylla-Szene an der Nordwand unter der Westempore des Johanneschors im Westwerk der Klosterkirche Corvey © Foto: Kalle Noltenhans

Wie kam Odysseus an die Weser?

Ein solch rätselhaftes Werk findet sich noch heute an den Wänden des Westwerks Corvey. Vor mehr als 1.000 Jahren entstanden hier Malereien, die den Kampf des antiken Helden Odysseus gegen das Meeresungeheuer Skylla zeigen. Es ist die älteste erhaltene mittelalterliche Darstellung dieses antiken griechischen Epos. Doch woher kannten ihre Schöpfer die Geschichte? Warum war die Erzählung von Odysseus, der auf der Heimfahrt vom Trojanischen Krieg dem Monster Skylla begegnete, im Mittelalter noch so wichtig, dass sie an den Innenräumen eines bedeutenden kirchlichen Gebäudes angebracht wurde? Die Auftraggeber solcher Wandmalereien aber auch imposanter Werke der Schatzkunst und aufwändiger Abschriften antiker Texte, zählten zu den Mächtigsten im Reich. Doch was wussten sie eigentlich über die Antike?

Welche Antike – wessen Antike?

Die Sonderausstellung geht diesen Fragen anhand zahlreicher historischer Exponate nach. Arbeiten zeitgenössischer Kunst, die den Themenkanon der Antike aufgreifen, sich aber vor allem mit dem bis heute im kollektiven Wissen verankerten „Mythos Odyssee“ auseinandersetzen, erhalten zudem ein eigenes Ausstellungskapitel.
Dabei wird die kulturelle Aneignung der Antike nicht als reine Erfolgsgeschichte präsentiert. Denn gerade in Gebieten wie Westfalen, die nie zum Römischen Reich gehört hatten, wurde Wissen traditionell mündlich weitergegeben. Vieles, was dort nach der Einführung der Schriftlichkeit nicht mehr über die Generationen hinweg mündlich weitererzählt wurde, ist für immer verloren. Auch das wird Thema der Ausstellung sein.

Wer erforscht die Antike? Interaktive Medienstationen in der Ausstellung zeigen u.a., wie das Welterbe Corvey mittels neuester Technologien des Fraunhofer Instituts Darmstadt über tausendjährige Stuckskulpturen wiedererstehen lässt. © Fraunhofer Institut Darmstadt

Einzigartige Schätze und multimediale Installationen

Die einstige Bibliothek der Abtei Corvey besaß bedeutende, teils kunstvoll gestaltete Pergamenthandschriften, die heute in alle Welt verstreut sind. Für die Sonderausstellung werden einige der wichtigsten noch erhaltenen Werke in Paderborn wieder vereint. Architekturfragmente, wunderbar gearbeitete Elfenbeine, Schatzkunst, Stuck- und Wandmalereifragmente beantworten darüber hinaus die Frage, wie antike Kunsttechniken, die in der Zeit nach dem Untergang des Römischen Reiches fast verloren schienen, im Mittelalter wieder aufleben konnten.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die kostbaren Originale. Flankiert werden sie von virtuellen Interventionen, die exklusive Einblicke in die Tätigkeit von Restaurator*innen, Forschenden und Naturwissenschaftler*innen geben, die heute das antike Erbe für uns bewahren.

Zur Ausstellung wird es ein facettenreiches Begleitprogramm geben. Es erscheint ein reich bebilderter Katalog.

Paderborn, 31. August 2023

02. September 2023 bis 7. Januar 2024

Presserundgang: Donnerstag, 31. August 2023, Beginn: 11:00 Uhr 

Ausstellungseröffnung: Freitag, 1. Sept. 2023, 17:00 Uhr, Forum St. Liborius, Grube 3, Paderborn

 

Der Schatz des St. Paulus-Doms zu Münster

Mit seinen einzigartigen Objekten aus rund 1.000 Jahren gehört der Domschatz aus Münster zu einer der bedeutendsten Schatzkammersammlungen Europas. Goldene und silberne Reliquiare, kostbare Textilien und andere Kunst- und Kultgegenstände der liturgischen Ausstattung des Münsteraner Doms zeugen von Frömmigkeit und künstlerischer Meisterschaft.

Zum Bestand gehört beispielsweise der sogenannte Pauluskopf aus dem 11. Jahrhundert – das älteste erhaltene Büstenreliquiar des Abendlands. Bemerkenswert ist außerdem die Anzahl mittelalterlicher Bergkristallschliffe aus dem islamischen Orient, die bei der Gestaltung kostbarer christlicher Gefäße Wiederverwendung fanden. Auch eine Reihe aus Silber gearbeiteter Propheten- bzw. Heiligenfiguren des 14. bis 17. Jahrhunderts dokumentiert die einzigartige künstlerische und kulturhistorische Qualität der Sammlung.

Neben den überwiegend aus Gold, Silber oder vergoldetem Silber gefertigten Kunstwerken stehen Steinskulpturen, Holzobjekte und Textilien für die Vielfalt der Sammlung, darunter das vollständige Ensemble des Figurenzyklus des 1542–1549 geschaffenen Lettners.

Kriege und Fremdherrschaft brachten für den Münsteraner Domschatz zwar immer wieder den Verlust von Objekten mit sich. Jedoch bilden die erhaltene Werke – besonders aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit – einen beeindruckend intakten Bestand.

Warum reist der Schatz aus Münster nach Paderborn?

Bis 2017 war der Münsteraner Domschatz in der Domkammer Münster ausgestellt,
die aber wegen baulicher und technischer Mängel geschlossen werden musste.
Der Domschatz und alle weiteren Exponate wurden ausgelagert. Damit wenigsten eine Auswahl von Kunstwerken weiterhin zu sehen sind, leihen andere Museen einige „Herzstücke“ für Sonderausstellungen. So das Museum Catharijneconvent Utrecht (Niederlande) 2019 und das Kunstmuseum Cleveland im US-Bundesstaat Ohio 2021. 

Jetzt zeigt das Diözesanmuseum Paderborn 72 Objekte des Münsteraner Domschatzes. Diese große Anzahl an Schatzstücken war bisher noch nie außerhalb von Münster zu sehen. Mit dieser Sonderausstellung sind ein sehr umfangreicher logistischer und personeller Aufwand verbunden, der in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht wiederholt wird. Daher bietet die jetzige Präsentation fast aller Teile aus dem Domschatz von Münster in Paderborn für viele Jahre die letzte Gelegenheit,
die hochrangigen Objekte in ihrer Gesamtheit zu erleben! 

Glänzende Begegnungen 

Bei der Präsentation im Diözesanmuseum Paderborn werden den Stücken aus Münster ausgewählte Werke aus dem Paderborner Domschatz gegenübergestellt, sodass es zu außergewöhnlichen Begegnungen und Vergleichen kommt, etwa von gotischen Statuettenreliquiaren, die es in beiden Domschätzen gibt, monumentalen barocken Werken aus Silber, die Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg für beide Domkirchen bei demselben Goldschmied Jürgen Richels in Hamburg in Auftrag gab, oder spätgotischen Sitzfiguren aus der Werkstatt von Johann Brabender in Münster, die für den Domlettner in Münster und die Abteikirche in Marienfeld geschaffen wurden.

Download dieses Pressetextes als PDF

Rundgang und Begegnung

Die „Glänzenden Begegnungen“ zweier Domschätze laden zum Vergleich ein und führen Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor Augen.

Der berühmte „Paulus-Kopf“ (Nr. 1) begrüßt als Erster die Museumsbesucher beim Rundgang durch die Sonderausstellung. Ihm gegenüber funkelt das mit Edelsteinen besetzte Reliquienkreuz (Nr. 2), dessen Fuß ein Kristallflakon aus dem abbasidischen Ägypten ist. Es folgen weitere Reliquiare, darunter vergoldete Statuetten verehrter Heiliger sowie die zu den „Sprechenden Reliquiaren“ zählenden Armreliquiare (Nr. 6 und 7). Aus der Paderborner Domschatzkammer begegnen ihnen die Heiligen-Statuetten von Liborius und Kilian (Nr. 16) sowie ein Armreliquiar (Nr. 8)

Im Zentrum des ersten Abschnitts der Ausstellung führt der Weg direkt auf die „Thronende Madonna mit Kind“ (Nr. 18) zu. Hier fasziniert der Wechsel von farbig gefassten Holzgesichtern und Gewändern aus vergoldetem Silberblech. Präsentiert wird die thronende Figur vor einer originalgroßen Abbildung des Münsteraner Hochaltaraufsatzes.
Dort bildete sie einst den Mittelpunkt – umgeben von weiteren Reliquiaren, die in der Sonderausstellung zu sehen sind. Dazu gehören die 12 Prophetenbüsten (Nr. 22) aus vergoldetem Silber, mit äußert beeindruckenden, individuell gestalteten Gesichtern. Herausragende weitere Stücke aus dem ehemaligen Hochaltarschatz sind die vergoldete Silberstatuette der hl. Agnes (Nr. 23) und das Baldachinreliquiar der Muttergottes (Nr. 27)

Im Blickpunkt des folgenden Abschnitts stehen je ein Tragaltar aus Münster (Nr. 35) und Paderborn (Nr. 36) sowie ein Altarretabel (Nr. 37), das ehemals auf dem Johannesaltar im Dom zu Münster stand. Diese Altäre verweisen zunächst auf die Wichtigkeit der Liturgie der Heiligen Messe. Für sich genommen sind die beiden Tragaltäre einzigartige Kunstwerke von europäischem Rang. Das Münsteraner Stück beeindruckt besonders mit seinem außergewöhnlichem Dekor aus buntfarbiger Perlstickerei. Der Paderborner Tragaltar mit seinem sowohl künstlerisch als auch kirchenpolitisch eindrucksvollen Bildprogramm zählt zu den bedeutendsten überlieferten Werken der Goldschmiedekunst seiner Zeit. 

Eine kleine Auswahl von Textilien beleuchtet das Thema Paramente im Kirchenschatz. Die hochbarocke Kasel aus roter Seide und Goldstickerei (Nr. 43) gehört zu einem bis heute erhaltenen, umfangreichen Ornat, den Domdechant Franz Ludolph von Landsberg dem Münsteraner Dom gestiftet hat. Ausgestellt sind darüber hinaus Stola, Manipel und Bursa, die alle dem Ornat zugehören. Aus dem Paderborner Domschatz an die Seite gestellt sind die Pontifikalien des Fürstbischofs Ferdinands von Fürstenberg (Nr. 42). Darunter das berühmte Rationale – ein textiler Schulterschmuck, der nur wenigen Bischöfen vom Papst als Privileg verliehen wurde. Das Rationale wird bis heute zu bestimmten Anlässen liturgisch genutzt und ist sonst nicht im Diözesanmuseum ausgestellt. 

Eine bisher noch nie dagewesene Zusammenführung dreier Silberschmiedearbeiten aus der Werkstatt des Hamburger Künstlers Jürgen Richels ist in der Ausstellung zu sehen: Das großen Silberkreuz (Nr. 38) mit außergewöhnlich reich gestaltetem Sockel aus dem Münsteraner Domschatz wird eingerahmt von den beiden großformatigen Reliquienbüsten des hl. Liborius und des hl. Meinolphus (Nr. 39) aus dem Paderborner Domschatz. Stifter und Auftraggeber für die drei Stücke war ein und derselbe: Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg, der sowohl Bischof von Paderborn als auch von Münster war. 

Äußerst beeindruckend wirkt die Präsentation der 21 Steinskulpturen (Nr. 49),
die ehemals auf dem Lettner im Münsteraner Dom standen. In der Mitte der Figurengruppen thront Christus als Weltenrichter, neben ihm kniend seine Mutter Maria und Johannes der Täufer. Die 12 Apostel und weitere hochrangige Heilige fungieren als Beisitzer. Entwurf und Herstellung des Skulpturenzyklus‘ lagen in der Hand des Münsteraner Bildhauers Johann Brabender. Aus seiner Werkstatt kommen auch die drei weiblichen Heiligenfiguren (Nr. 50), die zum Bestand des Diözesanmuseums Paderborn gehören. Jetzt in unmittelbarer Nähe zueinander aufgestellt, laden sie ein zum Vergleich mit ihren Verwandten aus Münster. 

Begleitprogramm

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Sonntags, jeweils 14.30–15.30 Uhr: 17. September | 1. Oktober | 15. Oktober | 29. Oktober | 12. November | 26. November | 10. Dezember | 7. Januar 2024

jeweils 11–12 Uhr

Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

DIREKTORENFÜHRUNG

Sa. 14. Oktober 14–15.30 Uhr

Kosten: 4 € zzgl. Eintritt. Eine Anmeldung ist erforderlich.

KURATORINNENFÜHRUNGEN

So. 3. September 14.30–15.30 Uhr und Mi. 1. November 18.30–19.30 Uhr 

Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

„GLÄNZEND GEMACHT!“

Do. 16. November 18.30–20 Uhr

Johannes Wittstamm (Restaurator und Gold- & Silberschmied) gibt praktische Einblicke in seine Arbeit

Kosten: Im Eintrittspreis enthalten. Eine Anmeldung ist erforderlich.

DIALOGE IM MUSEUM

gemeinsam mit dem Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn 

Do. 26. Oktober 18.30–20 Uhr | Do. 30. November 18.30–20 Uhr

Kosten: 2 € · Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

KUNST & KUCHEN 

Führung mit anschließendem Kaffee- und Kuchengenuss im Café Ostermann,
jeweils 14.30–16.30 Uhr

So. 22. Oktober | Fr. 17. November | So. 7. Januar 2024

Kosten: 18 € p.P. (enthält den Museumseintritt, die Führung, ein Kaffeegetränk und ein Stück Kuchen) Eine Anmeldung ist erforderlich.

FAMILIENNACHMITTAG 

mit Spiel- und Bastelangeboten für Groß und Klein rund um die Kunstwerke der Sonderausstellung

Sa. 4. November 14–17.30 Uhr

Kosten: Eintritt frei · Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

DIE MUSEUMS-SPÜRNASEN FINDEN EINEN SCHATZ 

Sa. 11. November 10.30–12.30 Uhr 

Für Kinder von 7–11 Jahren

Kosten: 4 € · Eine Anmeldung ist erforderlich.

Alle Veranstaltungen und Informationen auch unter www.dioezsanmuseum-paderborn.de

Besucherinformationen

Eintritt

4,00 € (erm. 2,00 €) 

Öffnungszeiten

Di-So 10 bis 18 Uhr

1. Mittwoch im Monat bis 20 Uhr

Geöffnet auch an folgenden Feiertagen: 1. November (Allerheiligen),
3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit), 26. Dezember (Zweiter Weihnachtsfeiertag), 1. Januar (Neujahr)

Geschlossen: 24. und 25. Dezember, 31. Dezember (Silvester)

Führungen

35 € zzgl. Eintritt/Person (60 Minuten)

Buchung von Führungen

Telefon (Mo-Fr 9-13 Uhr) 0 52 51 – 12 51 400 • museum@erzbistum-paderborn.de

Publikation

Der Schatz von Münster / The Treasure of Münster. Wertvolle Reliquiare und Kunstwerke aus der Domkammer / Precious Reliquaries and Works of Art from the Domkammer, herausgegeben im Auftrag des Kapitels der Kathedralkirche St.-Paulus zu Münster von Udo Grote, Münster 2019, 280 Seiten, durchgehend farbig illustriert

Preis: 29,90 Euro

Kopfreliquiar des Heiligen Paulus

11. Jahrhundert

Eichenholzkern; Gold; Silber, vergoldet, getrieben; Kupfer

Besatz (13. Jahrhundert): Filigran, Steine, Perlen

Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 2

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Reliquienstatuette der hl. Agnes

Münster, bald nach 1520

Silber, größtenteils vergoldet, getrieben, gegossen, graviert

Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 87

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Reliquienkreuz mit Bergkristall-Fuß

2. Hälfte 11. Jahrhundert

Gemme: 1. Jahrhundert n. Chr.

Bergkristallgefäß: abbasidisch, 8./9. Jahrhundert

Kreuz: Holzkern, Gold, getrieben, graviert, nielliert

Filigran: Edelsteine, Naturperlen

Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 5

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Armreliquiar der Heiligen Felicitas

Münster (?), 1250/1260

Silber, teilweise vergoldet, getrieben, geprägt

Filigran; Edelsteine; Eichenholzkern

Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 38

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Reliquiar mit Elfenbeinbecher mit Tugend- und Laster-Darstellungen

Elfenbeinbecher: Münster (?), um 1380

Fassung: Münster, um 1400

Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen, graviert, punziert

Elfenbein, geschnitzt

Domschatz Münster, Inv.-Nr. E. 36

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Spieltisch des Domkapitels

Westfalen/Münster (?), um 1500/1530

Eichenholz, Intarsien aus Ahorn und Mooreiche auf Linde

Domschatz Münster, Inv.-Nr. DK 2020.63

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Spieltisch des Domkapitels (Detail)

Westfalen/Münster (?), um 1500/1530

Eichenholz, Intarsien aus Ahorn und Mooreiche auf Linde

Domschatz Münster, Inv.-Nr. DK 2020.63

© Hohes Domkapitel der Kathedralkirche St. Paulus, Münster. Fotos: Stephan Kube, Greven

Das Diözesanmuseum präsentiert gemeinsam mit dem Stadtmuseum bis zum 11. Juni 2023 die Doppelausstellung DU WIRST STAUNEN! über den Paderborner Bildhauer Josef Rikus.

Sie finden alle Informationen, das Begleitprogramm und Pressematerial auf einen gesonderten Internet-Präsenz

rikus-ausstellung.de

Presseseite mit Download Text und Abbildungen: rikus-ausstellung.de/presse/

Paderborn, 16.12.2022

Das Naumburger Marienretabel

Triegel ‚trifft‘ Cranach

17. Dez. 2022 bis 11. Juni 2023

Pressevorbesichtigung: 16. Dez. 2022, 14:00 Uhr

Das Diözesanmuseum Paderborn zeigt vom 17. Dezember 2022 bis 11. Juni 2023 das spektakuläre Marienretabel aus der UNESCO Welterbestätte Naumburger Dom. Dabei handelt es sich um einen neu zusammengefügten Altaraufsatz zweier bedeutender Maler: Die beiden Seitenflügel schuf Lucas Cranach der Ältere (1472-1553); die Bilder des Mittelteils und der Predella malte der Künstler Michael Triegel (*1968). Der Altaraufsatz wurde am 4. Juli 2022 im Westchor des Naumburger Doms auf dem dort vorhandenen, mittelalterlichen steinernen Altartisch aufgestellt. Damit hatte der Naumburger Westchor sein liturgisches Zentrum zurückgewonnen!

Deutliche Kritik an der Neuaufstellung kam insbesondere seitens des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS), der die Einhaltung von Vorgaben für UNESCO-Welterbestätten prüft. Aufgrund der kontroversen Diskussionen wurde das Altarretabel am 5. Dezember 2022 wieder abgebaut. Es soll nun vorübergehend in anderen Städten präsentiert werden – erste Station ist Paderborn. Die Diskussion um die Aufstellung in Naumburg wird fortgesetzt. 

Lucas Cranach

Im Jahr 1517 erhielt Lucas Cranach den Auftrag, für den Westchor des Naumburger Doms einen neuen dreiflügeligen Altaraufsatz zu schaffen. Hintergrund war die Umgestaltung des Naumburger Westchors als Grabkapelle für Johannes von Schönberg, der von 1492 bis zu seinem Tod 1517 das Amt des Bischofs von Naumburg innehatte. Im Zuge dieser Umgestaltung wurden die beiden im Westchor vorhandenen Nebenaltäre abgebaut, da sie die Neugestaltung behinderten. Cranach nahm die heiligen Patrone dieser Altäre in das Bildprogramm seines neuen Altarretabels auf und stellte sie auf den Flügeln dar: Es sind der Apostel Jakobus der Ältere, die hl. Katharina, die hl. Maria Magdalena. Neben diesen Bildzeugnissen geben auch Schriftquellen Auskunft über die Nebenaltäre und ihre Patrozinien im Westchor vom 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts. 

Mittelpunkt des Altaraufsatzes von Cranach war eine Darstellung der Gottesmutter Maria, die seit dem 13. Jahrhundert als Patronin des Westchors verehrt wird. Ihr war dieser einzig verbliebene Altar im Westchor geweiht. Am Marienretabel von Cranach war somit die Jahrhunderte alte liturgische Tradition des Naumburger Westchors abzulesen. 

In der Reformationszeit Anfang des 16. Jahrhundert vertraten viele reformatorisch überzeugte Theologen das biblische Bilderverbot. Es geht zurück auf das 1. Gebot des Dekalogs und bedeutet, dass Gläubige keine bildliche Darstellung von Gott anfertigen dürfen. Übertragen wird das Verbot auch auf biblische Personen wie Maria und andere gottesfürchtige Menschen, die als Heilige verehrt werden. In Folge dieser Auffassung führten Bilderstürme zur Zerstörung vieler Kunstgegenstände in den Kirchen. Auch der Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich I. der Großmütige, veröffentlichte einen entsprechenden Erlass. So kam es 1541 in Naumburg dazu, dass sich der evangelische Superintendent Nikolaus Medler mithilfe der Fleischerinnung gewaltsam Zugang zum Naumburger Dom verschaffte. Sie entfernten und zerstörten verschiedene Mariendarstellungen, zu denen auch der Mittelteil des Cranach-Retabels zählte. Die Altarflügel blieben hingegen erhalten.

Lucas Cranach der Ältere (um 1472-1553) gehört mit seiner Werkstatt in Wittenberg zu den erfolgreichsten und produktivsten Malerbetrieben seiner Zeit. Als Hofmaler der Kurfürsten von Sachsen (ab 1505) erhielt Cranach zahlreiche Aufträge, vor allem zur Anfertigung von Porträts seiner Dienstherren. Seine enge Freundschaft zu Martin Luther und sein Kontakt zu weiteren Reformatoren machten ihn zum bevorzugten Künstler der Reformation. Groß ist die Anzahl der von ihm und seiner Werkstatt produzierten Porträts von Luther und Melanchthon. Für seine Altargemälde schuf Cranach eine protestantische Bildersprache: im Mittelpunkt standen jetzt vor allem Heilstaten wie die Kreuzigung und Auferstehung Jesu und besonders das Letzte Abendmahl. 

Die beiden Naumburger Altarflügel von 1519 gehören zu Cranachs vorreformatorischen Bildern. Der rechte Flügel zeigt auf der Vorderseite den Apostel Jakobus den Älteren mit Pilgerhut, Wanderstab und Rosenkranz sowie die hl. Maria Magdalena mit dem Salbgefäß. Beide stehen vor Goldgrund, der bewährten Folie für Repräsentation und Festlichkeit einerseits sowie der überzeitlichen Präsenz des Göttlichen andererseits. Im Vordergrund kniet als einer der beiden Stifter des Altarretabels Johannes III. von Schönberg, der von 1492 bis zu seinem Tod 1517 Bischof von Naumburg war. Der rote Talar und das Birett in den Händen kennzeichnen ihn als Kleriker; die Insignien seiner Amtswürde sind die Bischofsmitra und der Bischofsstab, die oberhalb seines Wappens dargestellt sind. Bischof Johannes hatte testamentarisch verfügt, im Westchor des Doms bestattet zu werden und einen neuen Marienaltar aufzustellen, für dessen Finanzierung er ebenfalls sicherstellte. 

Der linke Altarflügel zeigt als stehende Heilige die Apostel Philippus mit Kreuzstab und Jakobus den Jüngeren mit Buch und Walkerstange. Der vor ihnen kniende Stifter ist Philipp von der Pfalz aus dem Hause Wittelsbach, der von 1518-1541 als vorletzter katholischer Bischof von Naumburg amtierte. Dargestellt wird er hier mit schwarzem Talar, über dem ein Pelzkragen liegt. Mitra und Bischofsstab über seinem Wappen weisen auf sein Amt hin. Bereits seit 1498 war Philipp außerdem Bischof von Freising, das auch sein überwiegender Aufenthaltsort war. Die Außenseiten der Flügel zeigen links die hl. Katharina mit Schwert und dem zerbrochenen Rad zu ihren Füßen, rechts die hl. Barbara mit einem Messkelch, den sie ehrfürchtig mit verhüllten Händen hält. 

Cranachs Meisterschaft als Maler zeigt sich beispielsweise in der differenzierten Darstellung der modischen Gewandstoffe, des komplexen Goldschmucks und der lockigen Haarsträhnen. Überzeugend wirken in ihrer unterschiedlichen Oberflächenerscheinung Samt und Brokat, Seide und Leinen. Feinste Muster und Details sind an den Mitren und dem Schmuck der Frauen wahrzunehmen. Die Gesichter aller Dargestellten wirken ernst und würdevoll. Das blasse Inkarnat lässt die heiligen Frauen zart und keusch erscheinen. 

Michael Triegel

Michael Triegel (*1968) studierte an der renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst zunächst (1990-1995) bei Arno Rink und später (1995-1997) als Meisterschüler von Ulrich Hachulla, einem der wichtigsten Vertreter der zweiten Generation der Leipziger Schule. Studienreisen führten Triegel nach England, in die Schweiz und immer wieder nach Italien. Triegels äußerst feine, lasierende Malweise nimmt besonders Bezug auf die Malerei der italienischen Renaissance. Die realistische Wiedergabe vor allem von Physiognomien, Stoffen und Alltagsgegenständen zeugt von hoher technischer Perfektion des Künstlers. Er malt überwiegend in Mischtechnik mit Öl-, Acryl- und Eitemperafarben.

Zu Triegels Bildsujets gehören Stillleben, Themen aus der antiken Mythologie, der Literatur und der christlichen Ikonographie. Oft führt der Künstler in seinen Arbeiten unterschiedliche Elemente in überraschender Weise zusammen. Er möchte Fragen aufkommen lassen und durchaus auch Irritationen auslösen.

Triegel, der sich noch 2012 als Atheist bezeichnet hat, führte mehrere Altarbilder für Kirchen aus und setzte sich für diese Aufträge mit christlichen Bildprogrammen und Texten auseinander. Die intensive Beschäftigung mit dem christlichen Glauben führte ihn selbst auf einen persönlichen Glaubensweg, auf dem seine katholische Taufe 2014 in Dresden ein besonderes Ereignis darstellt. 

Bildtafeln von Michael Triegel

Michael Triegel wurde 2018 von den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz beauftragt, den mittleren Teil für das wiederherzustellende Naumburger Marienretabel anzufertigen. 

Zur Findung eines geeigneten Bildprogramms fanden Gespräche zwischen dem Künstler und Theologen aus dem Domkapitel statt. Das Ergebnis zeigt eine Entwurfsskizze Triegels für die Vorderansicht des Retabels, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Hauptgedanke war die Versinnbildlichung der von allen gebildeten Gemeinschaft, die sich um das Zentrum des von Maria neugeborenen Erlösers versammelt. Das vollendete Retabel weicht nur wenig vom ersten Entwurf ab.

Wichtige Vorbereitungsphasen im Schaffensprozess für die Altarbilder sind für Triegel seine Reisen nach Italien und Jerusalem. Hier begegnet er Kunstwerken und Künstlerkollegen sowie Menschen auf den Straßen, von denen er Skizzen anfertigt, um sie im später entstehenden Werk einzufügen. Ebenso fasziniert ihn die lebendige Religiosität, der er sich einerseits zugehörig fühlt und die ihn dennoch immer wieder überrascht. 

Das Altarretabel zeigt auf der Vorderseite zentral die thronende Maria, die dem Betrachter das Jesuskind entgegen hält. Modell für Maria war Triegels 16jährige Tochter. Die Frau rechts hinter ihr stellt Marias Mutter Anna dar; Modell stand Triegels Ehefrau und somit die Mutter der jungen Frau. Das Bildthema der Maria mit Kind, umgeben von heiligen Personen, wird als „Sacra conversatione“ („Heilige Unterhaltung“) bezeichnet – ein beliebtes Bildthema der italienischen Renaissance. Auf der Naumburger Bildtafel sind von den insgesamt dreizehn Maria umgebenden Personen einige durch Attribute identifizierbar: die hl. Elisabeth von Thüringen mit Rosenblüten in Händen, die hl. Agnes mit Lamm, der Apostel Petrus mit Schlüssel und der Apostel Paulus mit Buch. Links von Maria dargestellt ist der evangelische Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer, den Triegel nach Fotoaufnahmen malte. Ganz links im Bild zu sehen ist ein Junge von der Insel Procida, bekleidet mit der Tracht für die dortige große Karfreitagsprozession. Die Frauen hinter ihm gehören zu den Sponsor*innen des Altars. Den Apostel Petrus mit Basecap (rechts) malte Triegel nach der Begegnung mit einem Bettler in Rom und für den Apostel Paulus neben ihm war ein Jude an der Jerusalemer Klagemauer sein Vorbild. Die Menschen halten ein kostbar gestaltetes Tuch hoch, das als Ehrentuch bezeichnet werden kann und die Wertschätzung der Menschen gegenüber Mutter und Kind ausdrückt. Im Bildvordergrund musizieren zwei Kinder auf Laute und Flöte. Ein weiteres Kind hält ein Schriftband, auf dem die Anfangsworte des Lobgesangs der Maria zu lesen sind „Magnificat a(n)i(m)a mea“ – „Meine Seele preist (den Herrn)“. Der biblischen Überlieferung nach (Lk 1, 46-55) spricht die schwangere Maria diese Worte zu ihrer Verwandten Elisabeth, die ebenfalls ein Kind erwartet, das als Johannes der Täufer noch vor Jesus den Menschen Gottes Wort predigen wird. Zu Marias Füßen windet sich eine Schlange, die zwar bedrohlich ihr Maul aufreißt und die spitzen Zähne zeigt, die aber von Marias Fuß fixiert und somit unschädlich gemacht wird. Angespielt wird hier auf die Schlange im Paradies, deren Verführung die Sünde in die Welt gebracht hat. Der Gottessohn Jesus, geboren von Maria, gilt als der erwartete Erlöser von dieser Sünde. Jesu Erlösungstat ist das Thema der Rückseite des Retabels. Dargestellt ist der von den Toten auferstandenen Jesus Christus. Sein Körper trägt – kaum sichtbar – die Spuren der Kreuzigung an Händen und Füßen sowie die Seitenwunde. Beinahe makellos und überzeitlich erscheint Jesus mit segnender rechter Hand. Der Maler hat den Auferstandenen in die Architektur des Naumburger Westchores gestellt. Der Betrachter erkennt den Westlettner mit dem zentralen Portal und den beidseitigen Wendeltreppen. Dahinter weitet sich der Blick ins Gewölbe des Kirchenschiffs. Unten, auf der Predella, ist das leere Grab mit Leichentuch, Dornenkrone und Kreuznägeln dargestellt. Drei rote Klatschmohnblüten symbolisieren ebenfalls Jesu blutige Passion. Die Vorderseite der Predella erinnert an das Thema „Letztes Abendmahl“, das häufig auf spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Predellen zu finden ist. Ist hier auch keine Tischgemeinschaft Jesu mit Aposteln dargestellt, so stehen als Abbreviaturen der Kelch und die Weinkaraffe sowie Brot und Brotkorb für die zentralen Zeichen dieser Tischgemeinschaft. In der stetigen Wiederholung der Feier des Abendmahls im Gottesdienst ist für Christen Jesus gegenwärtig.

Bilder und Fakten

Die Bilder sind für den Zeitraum vom 16.12.2022 bis 11.06.2023 und nur im Zusammenhang mit der Presseinformation zur Sonderausstellung Das Naumburger Marienretabel. Triegel ‚trifft‘ Cranach kostenfrei nutzbar.

Flyer, PDF, 9MB

Naumburg_01.jpg

Naumburger Dom, Westchor mit Cranach-Triegel-Retabel, 2022
Fotonachweis © Vereinigte Domstifter, Fotograf: Falko Matte

Naumburg_02.jpg

Naumburger Dom, Westchor mit Cranach-Triegel-Retabel, 2022
Fotonachweis © Vereinigte Domstifter, Fotograf: Falko Matte

Naumburg_03.jpg

Naumburger Dom, Westchor mit Cranach-Triegel-Retabel (Rückseite), 2022
Fotonachweis © Vereinigte Domstifter, Fotograf: Falko Matte

Triegel_01.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Vorderseite: Sacra conversatione
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera und Blattgold auf MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Triegel_02.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Predella Vorderseite
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera auf MDF, 51 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Triegel_03.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Rückseite: Auferstehung
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera au MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Triegel_04.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Predella Rückseite
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera auf MDF, 51 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Cranach_01.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Vorderseite: Sacra conversatione
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera und Blattgold auf MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Cranach_02.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Vorderseite: Sacra conversatione
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera und Blattgold auf MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Cranach_03.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Vorderseite: Sacra conversatione
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera und Blattgold auf MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Cranach_04.jpg

Michael Triegel, Altar zu Naumburg
Mitteltafel Vorderseite: Sacra conversatione
2020-2022, Acryl, Öl, Eitempera und Blattgold auf MDF, 242 cm x 220,7 cm
Fotonachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Galerie Schwind, Leipzig

Zwei außergewöhnliche Künstler:innen verwandeln das Diözesanmuseum Paderborn in einen experimentellen Erfahrungsraum

PADERBORN. Das Vermögen, im scheinbar Alltäglichen das Besondere zu erblicken, verbunden mit einer sensiblen, teilnehmenden Sicht auf ihre Motive, ist ein herausragendes Charakteristikum der Fotografin Barbara Klemm und des Foto- und Videokünstlers Christoph Brech. Für die Ausstellung im Diözesanmuseum haben sie zahlreiche ihrer bislang wenig bekannten oder noch gänzlich unbekannten Werke ausgewählt – einige auch neu geschaffen. Ihre Arbeiten treten im Diözesanmuseum Paderborn in einen Dialog miteinander – und mit den Exponaten des Museums. Dieses Zusammenspiel zwischen Fotografie, Videokunst und historischen Kunstwerken zeigt das Diözesanmuseum Paderborn vom 21. Mai bis zum 9. Oktober 2022 in der Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“.

 

Barbara Klemm, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografinnen Deutschlands, ist bekannt durch Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Bildgedächtnis vieler verankert sind. Sie arbeitet grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen (30 x 40 cm). Nun trifft sie auf Christoph Brech, dessen digitale Bild- und Video-Kunst großformatig und von ausgewogener Farbigkeit ist sowie von subversiven Sounds begleitet wird. In Paderborn nutzen beide die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes zu einem furiosen Dialog ihrer Werke, gegliedert nach „Gesprächsthemen“ wie Inspiration, Fragment, Menschen im Museum oder auch Letzte Bilder und Hortus.

Neue Perspektiven

Barbara Klemm ist vielen als die Grand Dame der politischen und gesellschaftlichen Fotografie vertraut. Jahrzehntelang hat sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) das Weltgeschehen mit der Kamera eingefangen. Auch ihre sensiblen Aufnahmen von Menschen in aller Welt sind durch zahlreiche Ausstellungen bekannt. In Paderborn aber richtet sie ihren unverwechselbaren Blick auf Skulpturen und Skulpturenfragmente, auf Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften und antwortet damit auf Christoph Brechs detailreiche, oft hintergründige Bildkompositionen – meist in überraschendem Gleichklang, mitunter jedoch auch in faszinierendem Kontrast. Christoph Brech begibt sich für diesen Dialog auch mal ins kleine Format oder auf das Gebiet der Grafik. Im Blick der beiden Künstler erweitert sich auch die Wahrnehmung der ausgewählten Exponate des Diözesanmuseums um neue Perspektiven und Bedeutungen.

Und so treffen in der Ausstellung zarte schwarz-weiße Wolkenstudien und Dirigentenportraits auf raumhohe Videos, die zeigen, wie sich feine Lichtbündel zu Klangwolken formen. Da turnen Trapezkünstlerinnen nicht nur vor der zerstörten Ruinenkulisse Rostocks, sondern auch inmitten güldener Engel, die ihrerseits im 18. Jahrhundert in einem Gestänge über einem barocken Festaltar aufgehängt waren. Monde schimmern entrückt über Wellen und Wolken am Horizont, wandern von Amseln vertont als Blutmond über den nächtlichen Himmel oder verwandeln sich in eine Mondsichelmadonna aus der Zeit der späten Gotik. Die Besucher:innen sehen Dialoge zwischen zerstörten Skulpturen aus dem Albertinum in Dresden nach dem Hochwasser 2002 mit Fragmenten aus den Vatikanischen Museen in Rom, dem Gewölbe des Neuen Museums in Berlin mit der Metropolitan Cathedral in Liverpool oder Aufnahmen von dem kolossalen Fuß Kaiser Konstantins aus den Kapitolinischen Museen in Rom – von Barbara Klemm so, von Christoph Brech so gesehen.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Die Ausstellung wird von einem museumspädagogischen Angebot begleitet: Neben Führungen für Erwachsene, Familien, Jugendliche, Kinder und Schulklassen stehen kreative Fotokurse für Jung und Alt auf dem Programm. Die beliebte Reihe „Dialoge im Museum“ wird unter dem Titel „Rück-Sichten: Inspiration – Natur – Medium“ weitergeführt.

Auf die Kleinen warten die neugierige Handpuppe Amadeus und seine Freundin, die Theaterpädagogin Luisa Roensch. Sie zeigen Kita-Kindern ihre liebsten Fotos, Videos und Skulpturen in der Ausstellung. Unter dem Titel „So gesehen, Baby!“ haben Eltern mit ihren Babys unter einem Jahr die Ausstellung bei Kurzführungen ganz für sich allein.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Hirmer Verlag
SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech, Hg. Holger Kempkens, Christiane Ruhmann, Beiträge u.a. von Hans von Trotha, 240 Seiten, 160 Abbildungen, 23×29 cm, Klappenbroschur, hochwertiges Kunstdruckpapier, ISBN: 978-3-7774-3942-6

 

Bildmaterial finden Sie hier:

Pressefotos-PK-19Mai2022 – Google Drive

/pressebilder-so-gesehen-klemm-brech/

Einladung zur Pressekonferenz und -Preview
Donnerstag, 19. Mai 2022, 11:00 Uhr

SO GESEHEN – Barbara Klemm ∙ Christoph Brech
Ausstellung vom 21. Mai bis 9. Oktober 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

zwei außergewöhnliche Künstler:innen verwandeln das Diözesanmuseum Paderborn ab dem 21. Mai 2022 in einen experimentellen Erfahrungsraum: Die renommierte Fotografin Barbara Klemm, deren „Bruderkuss“ von 1979 heute eine Ikone ist und die grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen arbeitet, sowie Christoph Brech, dessen digitale Bild- und Video-Kunst großformatig sowie von ausgewogener Farbigkeit ist und oft von subversiven Sounds begleitet wird.

Im Diözesanmuseum Paderborn nutzen beide Künstler:innen die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes für einen furiosen Dialog ihrer Werke. Auch ausgewählte Sammlungsstücke des Museums werden einbezogen und lassen einen faszinierenden Dreiklang entstehen.

Gerne möchten wir Ihnen die Ausstellung vorstellen und laden Sie herzlich ein zu Pressekonferenz und -Preview

am Donnerstag, 19. Mai 2022
um 11:00 Uhr
in das Foyer des Erzbischöflichen Generalvikariats, Domplatz 3, 33098 Paderborn


Zum Gespräch stehen Ihnen zur Verfügung:

Barbara Klemm, Fotografin
Christoph Brech, Foto- und Videokünstler

Prälat Thomas Dornseifer, Stellvertretender Generalvikar, Erzbistum Paderborn
Dr. Holger Kempkens, Direktor Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn
Dr. Christiane Ruhmann, Kuratorin der Ausstellung

Im Anschluss wird es einen geführten Rundgang durch die Ausstellung geben.

Weitere Informationen: www.dioezesanmuseum-paderborn.de/sogesehen

Akkreditierung / Interview
Bitte geben Sie uns bis zum 13. Mai 2022 eine Rückmeldung, ob Sie an dem Termin teilnehmen und/oder ein Interview führen möchten unter: presse@projekt2508.de

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Mit freundlichen
Mirjam Flender
Pressebüro Diözesanmuseum Paderborn
c/o projekt2508 GmbH
+49 228 184967 24, presse@projekt2508.de

Zwei außergewöhnliche Künstler:innen verwandeln das Diözesanmuseum Paderborn in einen experimentellen Erfahrungsraum

 

Zarte Wolkenstudien und Dirigentenportraits treffen auf raumhohe Videos, in denen sich feine Lichtbündel zu Klangwolken formen. Trapezkünstlerinnen turnen vor der Ruinenkulisse Rostocks und zugleich zwischen den güldenen Engeln eines barocken Festaltares. Monde schimmern über Wellen und Wolken am Horizont, wandern von Amselstimmen begleitet über den nächtlichen Himmel oder verwandeln sich in eine Mondsichelmadonna aus der Zeit der späten Gotik. Dieses Zusammenspiel zwischen Fotografie, Videokunst und historischen Schätzen der eigenen Sammlung zeigt das Diözesanmuseum Paderborn vom 21. Mai bis zum 9. Oktober 2022 in der Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“.

 

Kontrast und Dialog
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Barbara Klemm, deren „Bruderkuss“ von 1979 heute eine Ikone ist, arbeitet grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen im Format 30 x 40 cm. Christoph Brechs digitale Bild- und Video-Kunst ist dagegen großformatig, von ausgewogener Farbigkeit und begleitet von subversiven Sounds. In Paderborn nutzen beide die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes zu einem furiosen Dialog ihrer Werke. Auch ausgewählte Sammlungsstücke des Museums werden mit einbezogen und lassen einen faszinierenden Dreiklang entstehen.

 

Das Verborgene sichtbar machen
Beide Künstler haben für ihren Paderborner Dialog besondere Werke ausgewählt und auch neue geschaffen. Barbara Klemm ist vielen als die Grand Dame der politischen und gesellschaftlichen Fotografie vertraut. Jahrzehntelang hat sie für die FAZ das Weltgeschehen mit der Kamera eingefangen. Auch ihre sensiblen Aufnahmen von Menschen in aller Welt sind durch zahlreiche Ausstellungen bekannt. In Paderborn aber richtet sie ihren unverwechselbaren Blick auf Skulpturen und Skulpturenfragmente, auf Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften und antwortet damit auf Christoph Brechs detailreiche, oft hintergründige Bildkompositionen – meist in überraschendem Gleichklang, mitunter jedoch auch in faszinierendem Kontrast. Brech begibt sich für diesen Dialog auch mal ins kleine Format oder auf das Gebiet der Grafik. Im Blick der beiden Künstler erweitert sich auch die Wahrnehmung der ausgewählten Exponate des Diözesanmuseums um neue Perspektiven und Bedeutungen.

 

Dr. Holger Kempkens wird neuer Direktor der Diözesanmuseums Paderborn, Foto: Besim Mazhiqi

Dr. Holger Kempkens folgt auf Professor Dr. Christoph Stiegemann als Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseums

Das Erzbistum Paderborn freut sich auf Dr. Holger Kempkens aus Bamberg als neuen Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn und des Teams Kunst im Erzbistum. Die Corona-Pandemie samt Verschiebung der Ausstellung „PETER PAUL RUBENS und der Barock im Norden“ führten dazu, dass Professor Dr. Christoph Stiegemann als Direktor des Diözesanmuseums und Leiter der Fachstelle Kunst im Erzbistum Paderborn in die Verlängerung musste, denn eigentlich wäre er Ende Juni 2020 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Nachdem die Ausstellung am 25. Juli erfolgreich an den Start ging, steht nun der Nachfolger des umtriebigen Museums-Chefs fest: Dr. des. Holger Kempkens leitet seit 2012 das Diözesanmuseum Bamberg und hat zudem regelmäßig einen Lehrauftrag an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Zuvor war er lange in verschiedenen Ausstellungsprojekten in NRW unterwegs, zuletzt beim Bistum Münster als Kurator der Schau „Goldene Pracht – Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen“, die 2012 in Münster gezeigt wurde. Die offizielle Verabschiedung von Professor Dr. Stiegemann fand am 30. September statt, am 15. Oktober beendet er seinen Dienst. In einem Pressegespräch wurde Dr. Holger Kempkens von Generalvikar Alfons Hardt als Nachfolger von Professor Dr. Christoph Stiegemann vorgestellt.

„Mit den großen Sonderausstellungen, durch die unser Diözesanmuseum inzwischen zu einer veritablen Stimme im Chor der europäischen Museen wurde, aber auch mit der erfolgreich durchgeführten Inventarisierung der Kunstausstattung unserer Kirchen im Erzbistum hinterlässt Professor Dr. Christoph Stiegemann ein Erbe, das wohl bewahrt und weitergeführt werden soll“, betonte Generalvikar Alfons Hardt. „Mit Herrn Dr. Kempkens haben wir eine Persönlichkeit gefunden, die der westfälischen sakralen Kunst eng verbunden ist und die – aus der Arbeit für das Erzbistum Bamberg – um die Bedeutung von Kunst als Kulturträger in kirchlichem Umfeld und darüber hinaus weiß“, erklärte der Generalvikar des Paderborner Erzbischofs.

„Ich freue mich außerordentlich, dass mit Herrn Dr. Kempkens ein Nachfolger gefunden wurde, der über langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet überregionaler kunst- und kulturhistorischer Ausstellungen verfügt und für den auch die kirchliche Denkmalpflege bekanntes Terrain ist“, sagte Vorgänger Museumsdirektor Professor Dr. Christoph Stiegemann.

Dr. Kempkens, der seine Dissertation zum Thema „Die Zisterzienserklosterkirche Marienfeld und die Burgkapelle von Schloss Rheda“ verfasste, fügte hinzu: „Ich freue mich sehr auf mein neues Aufgabenfeld in Paderborn. Mit ihm kehre ich zugleich auch zu meinen westfälischen Forschungsschwerpunkten zurück.“ Dr. Holger Kempkens wird seinen Dienst in der westfälischen Bischofsstadt am 15. Oktober antreten.


Pressebilder zum Download:

Dr. Holger Kempkens folgt auf Dr. Christoph Stiegemann als Leiter des Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn. In einem Pressegespräch wurde er heute vorgestellt.

Dr. Holger Kempkens, Foto: Privat
Dr. Holger Kempkens wird neuer Direktor des Diözesanmuseums Paderborn, Foto: Besim Mazhiqi
Stabübergabe: Der scheidende Museumsdirektor des Diözesanmuseums Paderborn, Prof. Dr. Christoph Stiegemann (links), mit seinem Nachfolger Dr. Holger Kempkens (rechts), Foto: Besim Mazhiqi
Das Team des Diözesanmuseums mit dem scheidenden Direktor Prof. Dr. Christoph Stiegemann (Mitte von links), seinem Nachfolger Holger Kempkens (Mitte) und Generalvikar Alfons Hardt vor dem Diözesanmuseum (rechts), Foto: Besim Mazhiqi

Ein „Übersetzer“ mit strahlender Freude an der Kunst

Paderborn, 30. September 2020: Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Leiter des Diözesanmuseums, wird mit einem Dankgottesdienst und einem Festakt in der Paderhalle verabschiedet,  Foto: Besim Mazhiqi

Wenn „Institutionen“ gehen, ist das einen besonderen Abschied wert – auch in Corona-Zeiten: Prof. Dr. Christoph Stiegemann tritt nach 30 Jahren als Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums in den Ruhestand. Am Mittwochnachmittag feierte Erzbischof Hans-Josef Becker mit dem scheidenden Museumsdirektor, dessen Familie und Gästen zunächst eine Dankmesse im Hohen Dom. Anschließend wurde der künftige Ruheständler in einem Corona-gemäßen Festakt in der PaderHalle für sein langjähriges, unermüdliches und begeisterndes Engagement gewürdigt.

Prof. Dr. Christoph Stiegemann habe in seiner frühen Begegnung mit der christlichen Kunst die Botschaft und Bilder vom Heil eingesogen, sagte Erzbischof Becker im Gottesdienst. „Für dich ist der Glaube das Fundament und das Bleibende, seit den Kindertagen“, richtete sich der Paderborner Erzbischof an den langjährigen Museumsdirektor, Leiter der Fachstelle Kunst im Erzbischöflichen Generalvikariat und Domkustos.

„Gott spricht zu uns durch Musik, Malerei, Film, Theater, Tanz und Dichtung. All das sind auch Gottes Sprachen in der Welt“, zeigte sich Erzbischof Becker überzeugt. Prof. Dr. Stiegemann, dem Papst Franziskus erst vor wenigen Wochen den Päpstlichen Silvesterorden verliehen hat, habe diese Sprachen mit seiner Begeisterungsfähigkeit immer wieder übersetzt. „Als echter ‚Teamplayer‘ hat er auch sein Museumsteam immer neu begeistert. Nur so konnten die Ausstellungen so erfolgreich werden, weil sie für alle im Museum zur echten Herzensangelegenheit geworden sind“, so der Paderborner Erzbischof.

Den Bildungsauftrag im Blick

Generalvikar Alfons Hardt begrüßte nach dem Gottesdienst beim Festakt zahlreiche Ehrengäste in der PaderHalle – darunter den Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, sowie Professor Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Museen waren zur Verabschiedung gekommen –  laut Generalvikar Hardt ein Zeichen für „die guten gewachsenen Verbindungen zwischen den Museen und kirchlichen Häusern“. Ihre Verbundenheit drückten auch Künstler wie Brody Neuenschwander aus Brügge, Christoph Brech aus München und HA Schult aus Düsseldorf mit ihrer Präsenz aus.

Prof. Dr. Christoph Stiegemann sei es gelungen, „das Diözesanmuseum weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus bekannt zu machen“, führte Generalvikar Alfons Hardt in seinem Grußwort aus. Dabei sei dem scheidenden Museumsleiter immer der Bildungsauftrag wichtig gewesen, kirchliche Kunst und Kultur einer breiten Öffentlichkeit zu erschließen. Generalvikar Hardt lobte auch Stiegemanns Verdienste als Leiter der Fachstelle Kunst: „Bei einer Vielzahl von Bau- und Renovierungsvorhaben im Erzbistum hat er sich mit der ihm eigenen Kreativität und einem hohen Maß an Sachverstand und Erfahrung eingebracht, Kirchengemeinden begleitet, aber auch Architekten, Künstler und Restauratoren beraten.“

Architektur mit Erzählungen bespielt

Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck kennt Prof. Dr. Stiegemann als langjähriger Weggefährte sehr gut. Er hat an vielen Ausstellungen im Diözesanmuseum mitgearbeitet. „Du hast die Architektur des Museums immer wieder mit sinnreichen Erzählungen bespielt und die Welt, in der wir heute leben aus ihren historischen Bezügen erklärt“, sagte der Mittelalter-Kunsthistoriker in seinem Festvortrag zu Prof. Dr. Stiegemann. „Und zwar mit Humor und einer strahlenden Freude an der Kunst. So kennen und so lieben wir dich!“

„Was soll man einem vielfach ausgezeichneten Menschen wie Prof. Dr. Stiegemann noch schenken“, schilderte Dr. Christiane Ruhmann als Mitarbeiterin des Diözesanmuseums das „Dilemma“ der Kolleginnen und Kollegen, ein passendes Präsent zum Abschied zu finden. Die „Ära Stiegemann“ sei eine spannende Zeit des Wachsens gewesen, aus der eine Vielzahl an guten Kooperationen entstanden sei. „Deswegen haben wir uns für ein Gemeinschaftsprojekt entschieden, das diese vielgestaltige Zusammenarbeit ausdrückt“, so Dr. Ruhmann. Entstanden ist daraus eine hochkarätige Festschrift mit dem Titel „Museum als Resonanzraum. Kunst – Wissenschaft – Inszenierung“, die Ruhmann gemeinsam mit ihrer Kollegin und Mit-Herausgeberin Dr. Petra Koch-Lütke Westhues ihrem langjährigen „Chef“ übergab. „Ich bin stolz, dass so viele Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen uns in ihren Beiträgen teilweise auch ihre neuesten Forschungsergebnisse anvertraut haben“, fasste Dr. Christiane Ruhmann zusammen.

Von der Festschrift bis zum Apfelbäumchen

Das erste Kapitel der facettenreichen Festschrift hat Erzbischof Hans-Josef Becker beigesteuert. Passend zum Inhalt des Aufsatzes überreichte er Prof. Dr. Stiegemann für dessen Garten einen Korbinian-Apfelbaum: Einen solchen Baum hatte der bayerische Pfarrer Korbinian Aigner während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau unentdeckt gezüchtet. Einen Kunstbezug hat das Bäumchen auch: Auf der Documenta in Kassel im Jahr 2012 waren 402 Apfel-Zeichnungen des bayerischen Pfarrers und Apfelkundlers zu sehen.

Auch Ulrike Frey aus dem Team der Kunstinventarisierung, die seit 1988 im Erzbistum erfolgt und heute fast abgeschlossen ist und die Prof. Dr. Stiegemann langjährig begleitet hat, hatte ein Geschenk mitgebracht: ein gebundenes „Inventar der Inventarisatoren“, in dem die vielen Kunsthistoriker, die an der Inventarisierung mitgearbeitet haben, dem künftigen Ruheständler nun in nachhaltiger Erinnerung bleiben werden.

Menschlicher Bezug und Freude als A und O

Nach eigener Aussage „überwältigt und nahezu sprachlos“ angesichts der vielen guten Wünsche und Geschenke hatte der Geehrte das letzte Wort. Er richtete seinen Dank an alle, die ihn auf seinem Weg begleitet und unterstützt und diesen Tag „als großartiges Geschenk“ für ihn gestaltet haben, auch an seine Familie, die ihm immer den Rücken freigehalten habe. In besonderer Weise erinnerte er an seinen Vater. Dieser sei Kirchenbaumeister und habe ihm geraten: „Das Wichtigste ist der menschliche Bezug und die Freude an der Sache.“

Arbeitslos werde er in Zukunft nicht werden, so Stiegemann. In seiner Funktion als Leiter des Kompetenzteams für das Welterbe Corvey gebe es beispielsweise noch genug zu tun. Dass während der laufenden Rubens-Ausstellung mit seinem Abschied der „Vorhang falle“ für sein Wirken als Museumsleiter, empfinde er als großes Geschenk: „Im Barock war die Flüchtigkeit der Zeit ein bestimmendes Motiv. Es galt, unvergessliche Feste gegen diese Erfahrung zu setzen. So ein Fest durfte ich heute erleben. Dafür danke ich Ihnen allen und sage: Adieu!“

Für den musikalischen Rahmen des Abends sorgten mit melancholisch-schönen „Zwischenklängen“ Robert Kusiolek am Akkordeon und die Pianistin Elena Chekanova mit Live-Elektronik.

Die aktuelle Ausstellung „Peter Paul  Rubens und der Barock im Norden“ ist noch bis zum 25. Oktober im Erzbischöflichen Diözesanmuseum zu sehen.

Paderborn, 30. September 2020: Prof. Dr. Christoph Stiegemann, Leiter des Diözesanmuseums, wird mit einem Dankgottesdienst und einer Veranstaltung in der Paderhalle verabschiedet. Foto: Besim Mazhiqi
Gruppenfoto mit Gästen im Anschluss an den Dankgottesdienst. Foto: Besim Mazhiqi
Dankgottesdienst im Paderborner Dom mit Erzbischof Becker. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Christoph Stiegemann mit Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Bürgermeister Michael Dreier und der ehem. Bürgermeister Heinz Paus. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Prälat Max Eugen Kämper. Erzbischof Becker und Generalvikar Hardt. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Erzbischof Becker, Generalvikar Alfons Hardt und dem Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz Matthias Kopp mit Frau. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Künstler Christoph Brech. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Stiegemann mit HA Schult und seiner Frau Anna Zlotovskaya. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit Frau Claria und Sohn Cornelius. Foto: Besim Mazhiqi

 

Gäste kommen zum Festakt in die PaderHalle. Foto: Besim Mazhiqi
Professor Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck aus Bonn hielt als langjähriger Wegbegleiter den Festvortrag. Foto: Besim Mazhiqi
Professor Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck aus Bonn hielt als langjähriger Wegbegleiter den Festvortrag. Foto: Besim Mazhiqi
Dr. Christiane Ruhmann und Dr. Petra Koch-Lütke Westhues überreichen die Festschrift an den „Chef“. Foto: Besim Mazhiqi
Ulrike Frey aus dem Team der Kunstinventarisierung übergibt Prof. Stiegemann das „Inventar der Inventarisatoren“. Foto: Besim Mazhiqi
Dr. Christiane Ruhmann übergibt die Festschrift an den „Chef“. Foto: Besim Mazhiqi
Erzbischof Hans-Josef Becker überreicht Prof. Stiegemann einen Korbinian-Apfelbaum. Foto: Besim Mazhiqi
Prof. Dr. Christoph Stiegemann mit seiner Frau Claria und Sohn Cornelius. Foto: Besim Mazhiqi
Musikalisches Rahmenprogramm: Robert Kusiolek am Akkordeon und Pianistin Elena Chekanova mit Live-Elektronik. Foto: Besim Mazhiqi

Erste großformatige Leihgabe zur großen Rubens-Schau im Diözesanmuseum Paderborn eingetroffen

Am Dienstag, 23.6., ist ein erstes gewichtiges Exponat für die große Sonderausstallung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24.7.) im Diözesanmuseum Paderborn angekommen: Es handelt sich um die großformatige Plastik „It is, it isn’t“ des weltbekannten zeitgenössischen Bildhauers Tony Cragg. Die 900 Kilogramm schwere und rund 2,70 Meter große Skulptur wird während der Rubens-Ausstellung in der Ausstellungsabteilung zur „Aktualität des Barock“ zu sehen sein.

Es war kein leichtes Unterfangen, das schwergewichtige Exponat nach seinem Transport aus dem Wuppertaler Atelier des Künstlers wohlbehalten an seinen Bestimmungsort in die obere Etage des Diözesanmuseums zu bringen. Doch Matthias Rüenauver von der Firma ars colendi und die Techniker des Museums haben Präzisionsarbeit geleistet und es unter großer Anspannung und Konzentration gemeistert. Begleitet wurden Transport und Aufstellung der raumgreifenden Skulptur von John MacCormack, dem Leiter des Wuppertaler Ateliers von Tony Cragg. „Wir sind erleichtert, dass diese erste große Anlieferung gelungen ist. Schon jetzt geht von dieser sich nach oben schraubenden und in den Raum hinein ausbreitenden Plastik eine ungeheure Dynamik und Kraft aus, die in unserer Ausstellung einen zeitübergreifenden, spannungsvollen Dialog vom Barock bis in die Gegenwart ermöglicht“, freut sich Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums Paderborn.

Tony Cragg, der in den großen Häuern der Welt – der Londoner Tate, im Pariser Louvre oder auf der Biennale von Venedig – ausgestellt hat, mit den höchsten Preisen der Kunstwelt wie dem  Praemium Imperiale und dem Turner Preis ausgezeichnet wurde, schafft seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bewegte Plastiken aus unterschiedlichen Materialien. Vor allem seine raumgreifenden Skulpturen wie die in Paderborn ausgestellte, die sich in alle Richtungen auszubreiten scheinen, wurden zu seinem Markenzeichen. Das in der Rubens-Ausstellung gezeigte Werk „It is, it isn’t“ aus poliertem und gewachstem Schichtholz in dunkelroter Farbe scheint wie ein Wirbelsturm durch den Raum zu fegen – zwischen Sein und Nichtsein, wie der Titel des Werkes vermittelt.

Zusammen mit Arbeiten von Gerhard Richter, Hans Op de Beeck und weiteren Künstlern spüren die Paderborner Ausstellungsmacher in der zeitgenössischen Abteilung der Rubens-Schau barocken Konzepten der Gegenwartskunst nach.

Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ wird ab dem 24. Juli im Diözesanmuseum Paderborn gezeigt. Die Ausstellung zeichnet ausgehend von der prachtvollen Neuausstattung des Paderborner Doms mit Altargemälden und Skulpturen durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubensumfeld die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der Kunst der südlichen Niederlande des 17. Jahrhunderts in Nordeuropa nach. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus internationalen Museen und Sammlungen, darunter noch nie gezeigte Exponate. Eine eigene Ausstellungsabteilung widmet sich barocken Tendenzen in der Gegenwartskunst. Künstler wie Gerhard Richter, Tony Cragg oder Hans Op de Beeck stehen hier mit ausgewählten Arbeiten im Mittelpunkt. Eindrucksvolle 3D-Rekonstruktionen, Animationen und Multimedia-Stationen geben vertiefende Einblicke in die faszinierende Zeit des Barock und lassen die visuelle Kraft auch verlorener Bilder und Ausstattungen wieder aufleben. Ein reichbebilderter Katalog erscheint im Michael Imhof-Verlag. „RUBENS“ reiht sich ein in die großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen des Diözesanmuseums Paderborn mit überregionaler Strahlkragt, darunter die „WUNDER ROMs“ und „GOTIK“.

Aufstellung Tony Cragg - "It is, it isn't"
Tony Cragg: „It is, it isn’t“, Schichtholz, poliert, gebeizt und gewachst, Wuppertal, 2016 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Kalle Noltenhans

WICHTIGER HINWEIS für die Medien:

Bitte verwenden Sie bei der Veröffentlichung der Fotos von der Plastik unbedingt den Zusatz © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Die kostenfreie Veröffentlichung ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung erlaubt (ab 3 Monate vor Ausstellungsbeginn bis 6 Wochen nach Ende der Ausstellung).

An den Anfang scrollen