Das neue Werk „Der Liborischrein des Hohen Doms zu Paderborn“ offenbart einen einzigartigen Blick auf eines der bedeutendsten Kunstwerke im Paderborner Diözesanmuseum.
Die Erhebung der Reliquien des Heiligen Liborius zählt zu den Höhepunkten eines jeden Liborifestes. Im Liborischrein wohl behütet, werden sie innerhalb der Liboriprozession durch die Paderborner Innenstadt getragen. Zahlreiche Zuschauer verfolgen die Prozession am Straßenrand und zücken immer öfter ihr Smartphone, um den vorbeiziehenden Schrein zu fotografieren. So nah wie die Linse von Ansgar Hoffmann kam dem Liborischrein jedoch noch keine zweite. Der Fotograf aus Schlangen hat das neue Werk von Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade „Der Liborischrein des Hohen Doms zu Paderborn“ in weiten Teilen bebildert und dabei zahlreiche, vermutlich nie gesehene Details des Kunstwerkes zum Vorschein gebracht.
In vier Wochen ist es wieder so weit: Die Stadt und das Erzbistum Paderborn feiern ihren Patron, den heiligen Liborius. Zu diesem Anlass wird auch der Liborischrein wieder für alle Welt sichtbar. In seinem neuen Werk hat Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade eben dieses Kunstwerk genauer unter die Lupe genommen. „Der Liborischrein des Hohen Doms zu Paderborn“, herausgegeben vom Paderborner Metropolitankapitel und erschienen im Bonifatius-Verlag, erzählt die Geschichte und die Bedeutung des Schreines auf rund 130 Seiten. Neben weitgreifenden kunstgeschichtlichen und theologischen Hintergründen beeindruckt das Werk vor allem durch die vielen Fotografien des Liborischreins, die den Reichtum seiner Ornamentik so detailreich wie nie zeigen.
Zwölf Apostel, darunter die vier Evangelisten, 23 Heiligenfiguren, die zwei Dompatrone Liborius und Kilian und die vier lateinischen Kirchenväter in allen Facetten: Noch nie seien derartige Bildaufnahmen angefertigt worden, erklärt Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade. Es seien Aufnahmen, die auch sein eigenes Augenmerk erstmals auf bestimmte Details gelenkt hätten: „Am besten lässt sich das an der Figur des Lukas darstellen. Erst auf dem Foto ist zu erkennen, dass auf der Tafel, die Lukas in der Hand hält, die Umrisse der Gottesmutter zu erkennen sind.“ Ein wichtiges, religionshistorisches Detail, so sei Lukas nicht nur dafür bekannt, das Evangelium geschrieben zu haben, sondern auch für sein Portrait der Jungfrau Maria, führt Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade aus. „Das wird hier aufgegriffen. Man müsste wirklich sehr genau hinsehen, um das mit bloßem Auge auf dem eigentlichen Schrein erkennen zu können“, fasst Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade begeistert zusammen.
Historische Fakten auf dem Prüfstand
Im Geleitwort, das der Monografie vorangeht, verweist Dompropst Monsignore Joachim Göbel auf einen Zeitraum von 1625 bis 1628, in dem der Liborischrein durch den Dringenberger Hans Krako geschaffen wurde. Dies mag so manchen Kenner verwundern. So ist die Fertigstellung des Schreins bisweilen auf das Jahr 1627 datiert gewesen. Im Kapitel „Der verspätetet Schrein“ geht Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade dieser Ungereimtheit auf den Grund.
Auch der mittelalterliche Vorgänger des heutigen Liborischreins, an den der heutige Schrein mit den „Pfaffenfeindtalern“ erinnert, und das Pfauenmotiv, das bekanntlich in engem Zusammenhang zur Verehrung des heiligen Liborius steht, finden in der ausführlichen Untersuchung von Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade Beachtung.
Besucht man den Liborischrein in der Ausstellung des Paderborner Diözesanmuseums, fällt der sogenannte Pfauenwedel, der hinter dem Schrein aufgestellt ist, unweigerlich ins Auge. Der Pfauenwedel macht Paderborn zu einer absoluten Besonderheit, weiß Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade: „Der Paderborner Dom ist die einzige Kirche weltweit, wo solch ein Pfauenwedel noch zum Einsatz kommt – und das seit nunmehr 1200 Jahren“, berichtet Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade stolz. Der Tradition und Bedeutung des Pfauenwedels widmet Offizial Domvikar Hans Jürgen Rade im Kapitel „Der Pfauenwedel“ eine ausführliche Erläuterung.
Das neue Buch „Der Liborischrein des Hohen Doms zu Paderborn“ ist in der Erstauflage mit 400 Exemplaren erschienen. Es kann zu einem Preis von 26 Euro auch im Museumsshop erworben werden.