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  • Niedersachsen, 1. Viertel 13. Jahrhundert, Medaillons Limoges, 1. Viertel 13. Jahrhundert, Montage wohl nach 1278
  • Einband Eichenholzkern, Bronze vergoldet, Kupfer graviert bzw. gepunzt und vergoldet, Grubenschmelz, Steine, Messing (Schließen spätere Ergänzung); Handschrift Pergament
  • St. Aegidien, Braunschweig, nach der Säkularisation Höxter, Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolai, Inv.-Nr. PR 52

Dieser kostbare Buchdeckel schützt ein Lektionar – eine Sammlung von Lesungen aus der Heiligen Schrift für die Messe nach der Ordnung des Kirchenjahres. Es gehörte einst zum Braunschweiger St. Aegidienkloster. Dies belegen die Erwähnung der Feste der Heiligen Benedikt, Aegidius und Auctor (Autor) sowie die Eintragung des Sterbedatums Gertruds, der Urgroßmutter Heinrichs des Löwen († 1117). Diese hatte das Kloster St. Aegidien in Braunschweig gegründet. Im Zentrum des Buchdeckels sehen wir die thronende Gottesmutter mit Christus. Die mit pflanzlichen Gravuren geschmückten, edelsteinbesetzten Beschläge des Einbandes tragen an den Ecken Evangelistensymbole. Oberhalb und unterhalb der Gottesmutter findet sich je ein Medaillon, das den Kampf zwischen Mensch und Harpyie, einem geflügelten Mischwesen, darstellt. Sie wurden in Werkstätten in Limoges angefertigt, die ihre Waren in ganz Europa verhandelten. Sieht man genau hin, wirkt der Buchdeckel trotz seiner Pracht zusammengesetzt. Er wurde – nachdem das Kloster St. Aegidien samt Ausstattung durch einen Brand im Jahr 1278 nahezu vollständig zerstört worden war – aus ursprünglich nicht zusammengehörigen Teilen, die das Feuer verschont hatte, montiert.

Die Komposition der thronenden Gottesmutter zwischen den Evangelisten und auch der in den Medaillons dargestellte Kampf des Menschen gegen Harpyien verweist auf den Kampf zwischen Gut und Böse und den Triumph des Guten.

Foto: Ansgar Hoffmann

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