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  • Südwestfälische bzw. nordhessische Werkstatt, vor 1524
  • Holz, farbig gefasst, starker Schädlingsbefall
  • St. Martinus, Hellefeld, Inv.-Nr. SK 210

Martin (316/17–397) war ein bedeutender Bischof im frühchristlichen Gallien (heute Frankreich). Er stammte aus einer norditalienischen Offiziersfamilie und wurde in Pannonien (heute Ungarn) geboren. Als Geistlicher gründete er in Ligugé das erste Kloster des Abendlandes überhaupt – zu Martins Lebzeiten war das Christentum noch nicht weit verbreitet. 372 wurde er zum Bischof von Tours ernannt, lebte aber lieber in einer Holzhütte vor den Toren der Stadt.

Das Relief zeigt die berühmteste Szene aus Martins Leben: Als römischer Reitersoldat teilt er vor den Stadttoren von Amiens seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. In der folgenden Nacht erscheint ihm Christus im Traum, mit eben jenem Mantelteil bekleidet, und bringt damit zum Ausdruck: Was Martin dem geringsten seiner Brüder getan hat, das hat er Christus selbst getan (nach Mt. 25, 35–40).

Der Heilige ist hoch zu Ross in der Kleidung eines Ritters des 16. Jahrhunderts dargestellt, vor einer felsigen Landschaft, in die eine Stadt und andere Bauten eingebettet sind. Er ist im Begriff, seinen Mantel mit dem hinter dem Pferd knienden Bettler zu teilen. Das Relief – ehemals Teil eines Hochaltars –  ist stark beschädigt. Den rechts auf einer Wolke mit dem gespendeten Mantelteil bekleideten Christus kann man nur noch im Ansatz erkennen. Die einstmals in der runden Höhlung in der Brust des Heiligen bewahrten Reliquien sind heute verloren.

Im einem Bericht aus der Mitte des 9. Jahrhunderts heißt es, der heilige Liborius sei – bevor seine Gebeine nach Paderborn übertragen wurden – vom heiligen Martin in der Zwölfapostelkirche von Le Mans beerdigt worden: Liborius, vierter Bischof der Stadt, der vom heiligen Martin und seinen Schülern  beigesetzt worden ist, wo auch viele Wunder geschehen sind, wie es in seinen Schriften steht und durch Gottes Walten offenbar gemacht ist (Erconrad, Translatio s. Liborii, Erc. 2).

Fotos: Ansgar Hoffmann

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