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  • Westfalen (?), 1. Viertel 14. Jahrhundert
  • Silber, getrieben, graviert, gegossen, teilweise vergoldet, Schmucksteine, Bergkristall, Email, am Sockel gravierte Inschrift: scs:liboryvs: eps:, Stab nicht ursprünglich
  • Paderborn, Hoher Dom St. Marien, St. Liborius und St. Kilian, Inv.-Nr. DS 69

Die qualitätvolle Silberstatuette des Dompatrons Liborius ist eine der frühesten figürlichen Goldschmiedearbeiten der Gotik in Deutschland.

Der verhalten bewegte, jugendlich wirkende Bischof ist mit den Zeichen seines Amtes ausgestattet: Mitra auf dem Kopf, Bischofsring an der segnenden rechten und Bischofsstab in der linken Hand. Über dem stoffreichen Untergewand, der Albe, trägt er eine an den Seiten geschlitzte Tunicella und darüber eine weite Glockenkasel – Symbole der bischöflichen Würde. Ornamentierte Flächen und Bänder im Gegensatz zu den glatten Oberflächen der Gewänder geben textile Zierbesätze und Borten wieder und veranschaulichen – zusammen mit der Teilvergoldung – die Details der liturgischen Gewandung.

Bemerkenswert ist der große, gemugelte, also gewölbt geschliffene Bergkristall im Brustbereich der Statuette. Er birgt eine im Innern der Figur aufbewahrte Reliquie des hl. Liborius und gestattet so den Gläubigen die Schau des Heiligen selbst. Hier bildet sich eine seit dem 13. Jahrhundert aufkommende Tendenz zur Sichtbarmachung der Reliquien und der Vermittlung ihrer Wirkmächtigkeit nach außen hin ab.

Die Statuette entstand zu einer Zeit, als die Verehrung des heiligen Liborius einen deutlichen Aufschwung erlebte: Im Jahr 1300 wird er erstmals als einziger Patron des Doms genannt. Seine Bedeutung als Bistumspatron belegt das Paderborner Bistumswappen in farbigen Emails auf der Mitra.

Zwar fehlen jegliche Hinweise auf den Namen eines Goldschmieds oder den Ort der Entstehung. Stilistische Vergleiche weisen jedoch auf ein Aufgreifen westlicher Formen (Köln, französische Kathedralplastik) hin. Auch lässt sich unsere Figur Apostelstatuetten aus einem Figurenzyklus im Münsteraner Dom aus der Zeit um 1350/1370 an die Seite stellen.

Fotos 1 + 2: Ansgar Hoffmann

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