…oder: Was in den letzten 40 Jahren zwischen Kunst und Kaffee geschah, das beschreibt unser Gastautor Kalle Noltenhans aus sehr persönlicher Sicht. Der Fotograf, Gestalter und langjährige Weggefährte unseres scheidenden Direktors Christoph Stiegemann hat seine Erinnerungen und seine spezielle Sicht der Dinge humorvoll auf den Punkt gebracht. Viel Spaß beim Lesen!
Die Jahrzehnte mit Christoph Stiegemann – Rückblick aus der (foto-) grafischen Ecke
Von Kalle Noltenhans
Jetzt tauche ich mal in alten Erinnerungen, und hole aus sehr persönlicher Perspektive punktuell hervor, was meine Beziehung ausmacht zu „Stiegi“, wie Nahestehende die Person des Direktors des Diözesanmuseums Paderborn, Bundesverdienstkreuz Trägers und Inhabers weiterer Ämter und päpstlicher Auszeichnungen, den lieben Professor Doktor Christoph Stiegemann manchmal, in entspannten Momenten und in einfacher Sprache, nennen. Das Nachdenken, Ordnen, Materialsichten, Aussortieren und Verwerfen zu diesem Beitrag führt beim Lesen zu der Einschätzung: „aha, Kalle schreibt seine Memoiren“. Wäre zu hoch gegriffen. Er gräbt nur etwas im Langzeit-Gedächtnis.
Die Vor- und Frühgeschichte
Auslöser für die dauerhafte Begegnung war ein einziger Zufallsmoment und ein paar Kontaktweitergaben in dessen Folge, die für mich so entscheidend und lebensprägend waren, dass ich sie hier unbdingt voranstellen muss: 1976 (das ist noch gar nicht so lange her) fotografierte ich auf ihr Bitten hin eine entfernte „Bekannte“ – alle, auch ihr Freund, nannten sie die „G“, warum auch immer. Ich zog die Schwarzweiß-Version des G-Fotos im Format 50 x 60 cm auf eine Holzplatte, schleppte die Platte in meine „Ente“ (Citroën 2CV), als in genau dem random moment Nachbar Eberhard Chronz aufkreuzte, Pfeifenraucher und langjähriger Leiter des katholischen Medienzentrums (heute IRUM), und fragte: „Haben Sie das fotografiert? Können Sie mir für eine Libori-Ausstellung auch den Liborischrein fotografieren ?“ „Yup!“. Die Ausstellung fand dann statt am damaligen Sitz des Medienzentrums, im Haus Rathausplatz 7 – heute Café Bar Celona.
Durch diesen Fotojob hatte ich den ersten Kontakt zum gerade neu errichteten Diözesanmuseum, damals noch als Bausünde im Schatten des Doms verkannt und bekämpft, seinerzeit befindlich unter der Leitung von Domvikar Prof. Karl-Josef Schmitz und dessen Assistenten Hermann Maué, Stiegemanns direktem Vorgänger. Schmitz wurde von seiner Umgebung ehrfürchtig nur „Herr Professor“ genannt. Ein liebenswertes Nervenbündel, welches nebenbei das Kursbuch der Deutschen Bahn auswendig wusste und – ich schweife leider ab – einen exotischen DAF fuhr. Maué kannte mich nun, und ich durfte 1977 als Folgeauftrag einige wenige, in jeder Hinsicht unglaublich schlimm geratene Fotos von Exponaten für den Ausstellungskatalog „Goldschmiedekunst im kurkölnischen Sauerland aus 8 Jahrhunderten“ abliefern. Da half auch die eindruckschindende geliehene Blitzanlage nicht wirklich.
1980: Maué ging, Stiegemann kam, hatte eigenen Fotobedarf, stieß bei internen Recherchen auf mich und rief mich auf meinem olivgrünen Telefon mit Wählscheibe an. Oder war es beige? Wir siezten uns. Schon recht bald gelang es Stiegemann mühelos, die erbitterten Museumsgegner umzudrehen und zu glühenden Verehrern des Böhm-Baus zu machen.
An dieser chronologischen Stelle, aber nicht aus vergleichbarem Anlass, sei nun ein Hinweis auf das inzwischen allgemein-verfängliche Zitat am Schluss des Liebes- und Emigrations-Filmdramas „Casablanca“ von 1942 erlaubt, als Rick Blaine den „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ ankündigt. Schluchz. Stiegemann ist Cineast, ich nicht, wir sind trotzdem Freunde.
Wie im Weichbild der Stadt, so auch einsam auf der Paderborner Hochfläche leicht identifizierbar : Christoph Stiegemann, 2.1.2005
Get together*
Ende 1980 kamen wir zusammen. 10 Jahre lang habe ich für Christoph ausschließlich fotografiert. Analog – der Computer war noch nicht erfunden. Gelayoutet wurde von Schriftsetzern und Reprofotografen in Druckereien. Von einer „beruflichen“ Zusammenarbeit spreche ich lieber nicht. Beruf – das klingt sehr ernst und sehr groß. Einen Beruf haben Ärztinnen, Anlageberater und Fleischereifachverkäuferinnen. Ich sehe mich bis heute als medialen Erfüllungsgehilfen. Nebenberuflich, weder dazu ausgebildet noch durch Studium befähigt, sondern an der Tischkante gelernt. Denn im kontrastweise ausgeübten sogenannten „Beruf“ saß ich bei der Firma Nixdorf Computer AG in der Kreditoren-Buchhaltung, Buchstabe L bis Z. Goldene Jahre dort, jedenfalls für die anderen. Für die Stiegemann-Fotografiererei habe ich, tage- oder halbtageweise, in der Summe die Hälfte meines „Tarifurlaubs“ verbraten. Abgeliefert wurden Farbdias und vor allem selbstentwickelte Schwarzweiß-Abzüge, letztere in – aus heutiger Sicht – erschreckend unzureichender Qualität. Für die Abbildungen z.B. im Katalog zur Ausstellung „Glas und Gemälde des 17.–19. Jh.“ (1981 Stiegemann’s erstes großes Ding im Diözesanmuseum) – siehe Beispielabbildung hier – schäme ich mich noch heute.
Ein Wiedersehen mit selbigen Exponaten gab es übrigens 2020 im Residenz-Museum Schloss Neuhaus, welches die Sammlung des (Dauer-)Leihgebers inzwischen betreut. Nach 38 Jahren das selbe Zeug nochmal neu zu verarbeiten, war mir eine große Freude. In der Ausstellung 1981 faszinierten mich besonders zwei Gemälde – das einer Hausschlachtung und das Waldboden-Stilleben des O.M. van Schrieck. Doch statt profundem Kunstverständnis war mir vor allem eins wichtig (geht vielen so): Zugehörigkeit und Anerkennung in der Kunst-Szene.
*„get together“ = kein englisch, sondern ein Terminus aus der Sprache der Business-Kasper
Erstes Projekt: Katalog Glas & Gemälde, 1981
Christoph Stiegemann bei einer literatischen Meditation (Nickerchen) in Florenz (Santa Croce ?), 28.12.1989
Nebenjob oder Privatvergnügen ?
Durch Christoph Stiegemann fand ich vermehrt Zugang und Verankerung im nunmehr geliebten und behaglichen katholischen Milieu (s. folgende Bildergalerie). In kontinuierlichen Spin-off-Prozessen wurde ich weiterempfohlen, ich lernte viele interessante Menschen kennen in Bereichen, die mir in der Beschränkung meiner öden Buchhaltungswelt verschlossen geblieben wären. Dafür bin ich sehr dankbar. Und wenn in der katholischen Messe nach der Wandlung gebetet wird „… und für alle, die im Dienst der Kirche bestellt sind“ weiß ich, dass auch wir gemeint sind.
Bildergalerie: Navigieren im katholischen Milieu mit und ohne Christoph Stiegemann
u.a. im Haushalt von Stiegemann-Vorgänger Prof. Schmitz, im Empfangsraum eines Paderborner Klosters, mit dem, 1990 noch bartlosen, früheren Leiter der Kommende Dortmund in Le Mans bei einer schönen Zigarre, im Hinterstübchen der Kirche in Gehrden oder im Garten des Anwalts Auffenberg, der die Figur des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg aus den Kriegstrümmern gerettet hatte. An einem verschneiten Februartag durfte ich sie nach Feierabend fotografieren. Wofür ? Keine Ahnung. Später wurde sie restauriert und am Portal des Theodorianums angebracht.
Gerüste, Türme, Kaffeepausen
In meine fotografische Ära (1981–1991) fielen zwei Projekte, die zu den glücklichsten und erfüllendsten meiner katholisch-nebenberuflichen Laufbahn gehören.
Erstens: die fotografische Begleitung von Christoph Stiegemanns als vielzitiertem Standardwerk erschienener Dissertation „Heinrich Gröninger · Um 1578–1631 · Ein Beitrag zur Skulptur zwischen Spätgotik und Barock im Fürstbistum Paderborn.
Seine geistige Leistung nahm auf alt bewährte Weise Gestalt an: Wortwörtlich entstanden aus Christophs Hand mit butterweichen 6b-Bleistiften und einem fest montierten Kurbelbleistiftanspitzer echte Manuskripte, von einer Verwandten mit Schreibmaschine transkribiert zu lesbaren DIN-A4-Vorlagen, die bei Bonifatius Paderborn traditionell im Fotosatz noch mal abgetippt wurden. Die Abbildungen kamen mit Hilfe von Reprofotografie und 1-Million-teurem Trommelscanner per manueller Bogenmontage hinzu. Ausgestorbene Technik.
Ich liebe Türme, Gerüste und Aussichtsplattformen. Das Fürstenberg-Grabdenkmal war in den 1980er Jahren kurz eingerüstet, und das durch Stiegemann ermöglichte Rumturnen auf und am Gerüst in 18 Metern Höhe war ein Privileg. Gröninger hatte nicht nur am Paderborner Dom gearbeitet, sondern zum Glück überall im „Hochstift“. Fotografische Außentermine gerieten zu Forschungs- und Entdeckungsreisen. Nach so einer – puzzlestückartigen – Entdeckung an der Kanzel der Kirche in Welda bei Warburg, blieb die Verschnauf- und Belohnungspause im herbstlich-trübe-verpennt-spätsamstäglichen Warburg, präzise im Café Eulenspiegel, in dauerhaft glücklicher Erinnerung. Überhaupt haben die verplauderten Kaffeepausen für mich höchsten Stellenwert. Stiegemann weiß was ich meine, wenn ich bei Reiseberichten zuerst nach dem erlebten oder unvorstellbarerweise ausgefallenen touristischen Rahmprogramm frage: „Gab es denn wenigstens einen Kaffee?“
Von zentraler Bedeutung : der hl. Liborius
Zweitens: Die Vorbereitung zur Ausstellung „Liborius im Hochstift Paderborn“ Juli–September 1986. Wieder das Hochstift, wieder viel „Rumfahren“, mühsames Forschen, Entdecken ohne Google, dafür zweite Versuche, Kaffee und Kuchen beim Pastor. Aber da ich nicht die Verantwortung für den Erfolg tragen musste, kam mir die Unternehmung als willkommene Abwechslung zu meinem Büroalltag L–Z gerade recht. Seither identifiziere ich mich mit der Liborius-Verehrung und betrachte den damals noch überdurchschnittlich frommen südlichen Kreis Höxter (im Hochstift) als die Toskana Westfalens. Wir klapperten mit Christophs schnittigem Mitsubishi Colt (72 PS, 4-Gänge plus 4 Halb-Gänge !) die Dorfkirchen nach barocken Holz- und neugotischen Gipsfiguren ab. Die pseudo-neo-byzantinische Kirche in Eissen hatte ich wegen des goldenen Lichts im Innern, und besonders wegen der einzigartig ländlichen Umgebung an der Bahn-Magistrale zwischen den Metropolen Peckelsheim und Borgentreich lieb gewonnen, und siehe da, der Eindruck bei einem Wiedersehen 2018 war nahezu unverändert.
Während der Fotoreisen zu den Liborius-Stätten ging in Tschernobyl der Reaktor hoch. Man hatte zwar in den 1960ern von Zivilschutz-Instanzen gelernt, dass gegen radioaktiven Fall-Out eine über den Kopf gehaltene Aktentasche gut helfen soll, aber ein mulmiges Gefühl blieb.
Barockes Feeling im Frans Hals-Museum Haarlem
Unvergessen bleibt die Reise 1987 zu einer Eigentümerin eines in deren Schlafzimmer fest verbauten (und ich behaupte scheußlichen) Kunstwerks, das zum Lebenswerk eines Künstlers* gehörte, über den eine Publikation zu verfassen war (*die Zuschreibung erwies sich später als falsch, der Künstler war rehabilitiert). Irgendwo im Münsterland. Nach der anschließenden Pizza am elektrischem Kaminfeuer ließ ich bedauerlicherweise meinen ersten Pastorenschal hängen. Ein weiteres Exemplar ging 1990 in St. Ewaldi, Dortmund-Aplerbeck verlustig. Vielleicht sollte ich mal nachschauen, ob sie noch dort hängen.
Für Hochstimmung der Extraklasse sorgten vom „Chef“ (wie man ihn im Museum anerkennend nennt) angesetzte Reisen, egal wohin. Übliche Ziele waren Kirchen in der Region, Pfarrhaushalte, verarmte Adelssitze und versteckte Bildstöcke, oder was sonst für seine kunsthistorischen Aufsätze, Beiträge, und Kataloge fotografiert werden musste. Manchmal schauten wir uns an, was die anderen machen: Ausstellungen finden schließlich auch in Antwerpen, Berlin oder Utrecht statt. Derlei Reisen gelten für mich persé als gelungen – sogar, wenn man unerwartet vor verschlossenen Türen, verstellenden Gerüsten oder thematisch unwillkommenen Weihnachtsbäumen stand und nur das touristische Rahmenprogramm griff. Kirche, Kunst und Kultur als Background bescheidenen Lustgewinns.
Wiederholtes Reiseziel: der Kanal Damse Vaart von Sluis bis Brugge. Spielt auch für die Rubens-Ausstellung 2020 eine Rolle. Links: 1983 · rechts: 2008
Gezeitenwechsel – ab jetzt alles digital
Verspätet ab 1990 brach auch für uns ein neues Zeitalter an. Computer, Rechner, PCs, wie man so sagte, hielten Einzug in meine und seine und die ganze Welt. In kleinen Schritten seit DOS und Windows 3.1 wurde viel Geld für Hard- und Software verpulvert. Die Wiedereröffnung des Diözesanmuseums nach der großen Umbaupause 1991 bis 1993 stand an. Mein erstes Buch layoutete ich in dieser Zeit in Aldus PageMaker: Bilder und Schriften Band 1. Für die Renovierung des Museums-Designs war auch ein neues Logo fällig, noch mit dem Rapidographen (Tuschezeichenstift) entworfen, und in CorelDraw digitalisiert. 1993 dann ging schon fast alles mit Bordmitteln, nur die Digitalfotografie fehlte noch.
1996 griff man im Zusammenhang des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in Paderborn auf mich zurück, um ein Key Visual für den Papst-Besuch in Paderborn zu schaffen. Rückwirkend eine wunderbare Erfahrung: Gemeinsam (fast) unmittelbar für einen wirklichen Heiligen gearbeitet zu haben.
Erst wurden noch Disketten ausgetauscht – zwischen Christoph und mir, zwischen mir und der Druckerei. Doch wir wurden routinierter und professioneller. Ich finde es großartig, wie er es vermag, den Aufbau und das sowohl ideenreiche als auch inhaltlich plausible und starke Gesamtbild einer großen Ausstellung in der komplexen Architektur des Diözesanmuseums visionär nur im Kopf entstehen zu lassen, und diese Vision dann Stück für Stück real werden zu lassen. Dabei hat er einen guten Sensus für Falsches, und Falsches vermeidet er konsequent, gemäß des Spruches aus dem früher gern gelesenen Vorwort von Thomas Hoof im Kundenmagazin des Versandhandels für die guten Dinge Manufactum, bei dem wir trotzdem nicht kaufen: „Es gibt kein richtiges Kaufen im Falschen.“ Stiegemann’sche Seriösität als Erfolgsfaktor. Oft habe ich seine Vorstellungen wie im Blindflug erst verstanden, wenn sie im Museumskontext fertig gebaut waren.
Wenn es sein musste, saß Christoph als „Art Director“ in „gemütlichen Computer-Sessions“, mit mir nächtens am Rechner und gab seine Vorstellungen bekannt, während ich wusste, mit welchen Photoshop-Effekten und Programm-Kombinationen das Gewünschte zu erreichen war. Wir erstaunten uns dabei gegenseitig. Pläne und Skizzen brachte er in Schnellheftern mit, wohl wissend, dass ich diese Hefter nicht ausstehen konnte. Wahrscheinlich als eine mild-diabolische Form des Sympathiebeweises zu verstehen. Das Foto zeigt zwei Schnellhefter, die ich zum Glück vergessen hatte zu entsorgen.
In den Jahren entstanden hunderte von Foldern, Heften, Büchern, Plakaten, Karten, Anzeigen und Internet-Seiten. Wozu? Stiegemann sagt: „Das ist das einzige, was bleibt.“ Nur den Internetseiten mangelt es an Dauerhaftigkeit.
Kulisse auf Museumsebene 3 in der Ausstellung Wunder Roms, 2017
Die Ausstellung Wunder Roms, 2017, brachte eine Aufgabenstellung mit, die ich als mein bisher aufwendigstes und schwierigstes Photoshop-Projekt ansehe. Gefordert war eine über 25 laufende Meter abgewickelte Gesamtkulisse, die eine zwar nicht reale, aber sinnfällige Anmutung der abgewirtschafteten und ruinösen Stadt Rom vor Beginn des Renaissance-Zeitalters ermöglicht, ähnlich, wie Rom-Reisende jener Zeit, z.B. der niederländische Künstler Maarten van Heemskerck, den Zustand fasziniert in Zeichnungen festgehalten hatten.
Ich erhielt 9 historische Graphiken, die zu einem Ganzen zusammengefügt werden sollten. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Quellen perspektiv, maßstäblich, zeichnerisch und von der Datenqualität sehr unterschiedlich waren. Zudem musste die Geometrie der Museumsebene berücksichtigt werden, genauso wie einzuplanende Lücken in der Motivik der Kulisse, um Vitrinen zu platzieren. Die grafische Arbeit zog sich über Wochen hin, doch Christoph Stiegemanns Ermunterungen und Hilfestellungen, vor allem seine Fähigkeit, Probleme runterzuskalieren, führten letztendlich zu einem guten Ergebnis.
Zuletzt
Darf es noch eine kleine Anekdote sein ?
Als ich, wirklich aufgelöst vor Ärger, Wut und Trauer, 2002 mit dem Fahrrad zum Museum fuhr, um mich bei Christoph auszuheulen, nämlich darüber, dass ich mir soeben von einem betrügerischen Autoaufkäufer meinen 1994er (also 8 Jahre alten) 90PS Golf Diesel für einen 3-stelligen Spottpreis unwideruflich hatte abkungeln lassen, in der Erwartung, dass er mich bedauert und Trost spricht, hat er nur schallend gelacht. Sein Rat: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen“. Die Weisheit habe ich mir zu eigen gemacht und in mein festes Repertoire übernommen.
Vieles kann ich mir vorstellen, aber nicht, dass Christoph Stiegemann das Diözesanmuseum Paderborn verlässt, man ihn nicht mehr fragen kann: „Soll die Anzeige so raus ?“ oder nicht mehr darauf zu spekulieren, dass er auf Bahnreisen kleingeschnittene Äpfel aus eigener Produktion gerecht als Reiseproviant verteilt. Zum Heulen.
Was dann ? Ja, man könnte versuchen, ihn in den Shops der einschlägigen Museen, in Bahnhofsbuchhandlungen und im Eiscafé Fontanella auf der Frankfurter Kaiserstraße – seit 1957 – zu treffen. Einfach wird das nicht, denn er geht seinen eigenen Weg.