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Einladung zur Pressekonferenz und -Preview
Donnerstag, 19. Mai 2022, 11:00 Uhr

SO GESEHEN – Barbara Klemm ∙ Christoph Brech
Ausstellung vom 21. Mai bis 9. Oktober 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

zwei außergewöhnliche Künstler:innen verwandeln das Diözesanmuseum Paderborn ab dem 21. Mai 2022 in einen experimentellen Erfahrungsraum: Die renommierte Fotografin Barbara Klemm, deren „Bruderkuss“ von 1979 heute eine Ikone ist und die grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen arbeitet, sowie Christoph Brech, dessen digitale Bild- und Video-Kunst großformatig sowie von ausgewogener Farbigkeit ist und oft von subversiven Sounds begleitet wird.

Im Diözesanmuseum Paderborn nutzen beide Künstler:innen die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes für einen furiosen Dialog ihrer Werke. Auch ausgewählte Sammlungsstücke des Museums werden einbezogen und lassen einen faszinierenden Dreiklang entstehen.

Gerne möchten wir Ihnen die Ausstellung vorstellen und laden Sie herzlich ein zu Pressekonferenz und -Preview

am Donnerstag, 19. Mai 2022
um 11:00 Uhr
in das Foyer des Erzbischöflichen Generalvikariats, Domplatz 3, 33098 Paderborn


Zum Gespräch stehen Ihnen zur Verfügung:

Barbara Klemm, Fotografin
Christoph Brech, Foto- und Videokünstler

Prälat Thomas Dornseifer, Stellvertretender Generalvikar, Erzbistum Paderborn
Dr. Holger Kempkens, Direktor Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn
Dr. Christiane Ruhmann, Kuratorin der Ausstellung

Im Anschluss wird es einen geführten Rundgang durch die Ausstellung geben.

Weitere Informationen: www.dioezesanmuseum-paderborn.de/sogesehen

Akkreditierung / Interview
Bitte geben Sie uns bis zum 13. Mai 2022 eine Rückmeldung, ob Sie an dem Termin teilnehmen und/oder ein Interview führen möchten unter: presse@projekt2508.de

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Mit freundlichen
Mirjam Flender
Pressebüro Diözesanmuseum Paderborn
c/o projekt2508 GmbH
+49 228 184967 24, presse@projekt2508.de

Blick in die Rubens-Ausstellung, Foto © DiözesanmuseumPaderborn, Kalle Noltenhans

Auf der obersten Ebene des Diözesanmuseum erwartet die Besucher*innen Überraschendes. Wie schon bei den großen Ausstellungen zu den „Wundern Roms“ oder der Caritas ist auch bei „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ wieder Zeitgenössisches zu sehen. Gemeinsam mit Museums-Direktor Christoph Stiegemann hat Christiane Ruhmann diese Ausstellungsabteilung kuratiert.

Klangvolle Namen – kraftvolle Werke

An der Stirnwand hängt ein großer Farbwirbel, er stammt von Gerhard Richter, dem wohl bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Den Raum davor dominiert eine imposante, dynamisch gedrehte Säule des international renommierten Bildhauers Tony Cragg. Mit der wandfüllenden Schwarz-Weiß-Arbeit „Komm, du süße Todesstunde“ greift die Grande Dame der Konzeptkunst Rune Mields das Thema der „ars moriendi“ – der „Kunst des Sterbens“ auf. Der belgische Multimedia-Künstler Hans Op de Beeck ist mit zwei poetischen Video-Arbeiten vertreten und – wie schon bei vergangenen Ausstellungen – sind wieder Werke des Münchner Foto- und Videokünstlers Christoph Brech zu sehen. Installationen des polnischen Künstlers Dominik Lejman, der britischen Regisseurin und Künstlerin Sam Tayler-Johnson und der deutschen Videokünstlerin Sonja Toepfer thematisieren das ewige Werden und Vergehen.

Selbst-Inszenierung

Warum zeigen Sie zeitgenössische Arbeiten in einer Barock-Ausstellung, Frau Ruhmann? „Unsere Ausstellungen präsentieren ihr jeweiliges Thema immer sehr dicht und mit einer Fülle von Exponaten, da haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, wenn die Besucher*innen am Ende eine Abteilung finden, mit der sie assoziativer, spielerischer umgehen können und die ihnen vielleicht das in ferner Vergangenheit liegende Thema ein wenig in ihre eigene Gegenwart spiegelt“, erklärt die Kuratorin. „Wir schauen also immer, ob es Bezugspunkte in der aktuellen Kunst gibt, ob und wo sich unser Thema in der heutigen Zeit wiederfindet. Natürlich ist unsere Auswahl sehr ausstellungs- und auch Kuratoren-bezogen, andere Kuratoren würden das vielleicht ganz anders machen. In der Ausstellungsvorbereitung haben wir erwartete, aber auch unerwartete Ähnlichkeiten zwischen dem Barock und unserer Zeit gefunden. Zum Beispiel ist dem Barock die ganze Welt ein Theater. Man war vom Schöpfer in der Welt platziert worden und hatte ein seinem Stand entsprechendes Leben zu führen. Das „Sich-selbst-inszenieren“ – nun in einer selbst gewählten Rolle ? – ist etwas, das heute für viele Menschen wieder stark im Vordergrund steht.“

Blick in die Ausstellung "Peter Paul Rubens und der Barock im Norden". Foto ©DiözesanmuseumPaderborn/Bezim Mazhiqi
Blick in die Ausstellung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“. Foto ©DiözesanmuseumPaderborn/Bezim Mazhiqi

Das große Welttheater

Die Metapher des „Großen Welttheaters“ bildet in der Rubens-Ausstellung die Überleitung zur Abteilung „Aktualität des Barock“. Es ist eine Chiffre, die im Barock allgegenwärtig ist und von Wissenschaftlern ebenso in Anspruch genommen wird, wie von Künstlern und Politikern. Im gleichnamigen Theaterstück des spanischen Dichters und Dramatikers Pedro Calderón de la Barca wird die irdische Wirklichkeit als Inszenierung des göttlichen Regisseurs gezeigt. Was im Diesseits wichtig erscheint, wird hier als vergänglich, als Schein und Maskerade entlarvt. Ist da eine Verbindung zwischen dem Barock und unserer Zeit zu finden? Christiane Ruhmann deutet auf eine Vitrine: „Wir zeigen eine Handschrift von Calderón de la Barcas „Das große Welttheater“. Dort betreten die Menschen durch die Tür des Lebens die Bühne, agieren in ihrer Rolle und treten durch die Tür des Todes wieder ab. Der Schöpfer entscheidet, ob sie das gut gemacht haben und einen Platz an der Tafel des Herrn bekommen. Heute kreieren Menschen ihre Rollen, zum Beispiel die Influencer im Internet, um sich darzustellen, zu präsentieren, in Szene zu setzen. Da geht es wohl nicht mehr darum die ewige Seligkeit zu erlangen, sondern um möglichst viele Likes. Dieses Repräsentieren und das Einnehmen einer bestimmten Rolle, das ist aber schon sehr barock.“

Blick in die Ausstellung, Foto © DiözesanmuseumPaderborn, Kalle Noltenhans
Blick in die Ausstellung, Foto © DiözesanmuseumPaderborn, Kalle Noltenhans

Die ewigen Fragen

Der Künstler Hans Op de Beeck setzt das in seinen Arbeiten poetisch-theatralisch in Szene. In seinem Video „Parade“ betreten Menschen in den unterschiedlichsten Ausstattungen eine Bühne, überqueren sie, um sie auf der anderen Seite gleich wieder zu verlassen. Unsichtbare Hände heben von oben die jeweils passende Kulisse ins Bild. Schaut man dem eine Weile zu, wird deutlich: Der Künstler vermag es bewunderungswürdig, beim Betrachter die Frage nach dem Sinn und auch nach sich selbst auszulösen: Warum bin ich in diese Welt gestellt? Was tue ich hier?

„Was mich auch fasziniert, ist die Behandlung des Todes im Barock“, sagt Christiane Ruhmann. „Da heißt es ‚pflücke den Tag‘, ‚das Leben ist kurz‘ oder ‚stirb auf die richtige Art und Weise‘. Die ‚Kunst des Sterbens‘ – das ist sehr barock. Heutzutage will das keiner mehr wissen, ich schließe mich da ein. Man möchte sich nicht damit auseinandersetzen, wie es am Ende aussieht.“ Mit diesen Themen setzt sich auch Rune Mields auseinander, wenn sie in ihrer Arbeit „Komm, du süße Todesstunde“ Johann Sebastian Bachs gleichnamige Kantate mit einer menschlichen Figur und einem Skelett in Beziehung setzt. Sie ruft die Gegensätze auf: Leben und Tod, Lust und Last, Rosen und Dornen und betont diesen Dualismus durch den Gegensatz von Schwarz und Weiß. Doch Mensch und Tod umarmen sich – der Tod wird so zum Teil des Lebens.

Die Kunst und die Kraft der Wirbel

Kuratorin Christiane Ruhmann hat sich, bei ihrer Suche nach zeitgenössischen Arbeiten, durch Aspekte des Theatralischen und die Beschäftigung mit der Vergänglichkeit leiten lassen. Auch das Phänomen der Überwältigung des Betrachtenden – Peter Paul Rubens beherrschte das perfekt – wurde zum Anknüpfungspunkt. In einer für die meisten Menschen bilderlosen Zeit verstand er es, sie förmlich in seine Gemälde hineinzuziehen. Großartig zeigt sich das bei der „Beweinung Christi“. „Du wirst zum Teil dieses Gemäldes, du sollst im Geschehen sein und den toten Christus betrauern, auf die Knie sinken und das Leiden unmittelbar mitempfinden. Diese Auflösung des Raumes zwischen Betrachtendem und Bild, dieses Gefangensein im Bild, das ist etwas, was mich an der Barock-Zeit sehr fasziniert“, betont Christiane Ruhmann und beschreibt, wie Rubens schon in den kleinen Vorstudien diese Wirkung anlegt: „Wenn man seine Zeichnungen und seine Modelli betrachtet, dann sieht man den Schöpfungsprozess unmittelbar. Man nimmt plötzlich gar nicht mehr so sehr das Dargestellte wahr, sondern die Art, wie es gemacht ist.“ Am Beispiel der Ölskizze von Rubens für ein Deckenfresko in der Jesuitenkirche in Antwerpen wird das deutlich. Das Motiv ist das Martyrium der hl. Lucia: „Sie ist an einen Pfahl gefesselt, aber die Szene hat etwas sehr Abstraktes, Wirbelndes, das dreht sich, das fliegt irgendwie nach oben weg“, beschreibt Christiane Ruhmann. „Hier sieht man, wie Rubens das Werk konzipiert hat. Diese Konzeption hat für mich sehr viel Ähnlichkeit mit der abstrakten Arbeit von Gerhard Richter, die wir hier ausstellen.

Der Schöpfungsprozess wird sichtbar

Richter hat einen Quadratzentimeter seiner Palette fotografiert, das Bild an die Wand projiziert und es dann mit großer Geste nachempfunden, nachgeschaffen. Auch hier ist das Ergebnis ein wirbelndes, vielleicht auch transzendentes und es changiert zwischen Malerei und Fotografie. Ausgangspunkt des Schöpfungsprozesses ist – übrigens genauso, wie mitunter bei Hans Makart (1840 – 1884), nach dem Richter sein Werk benannt hat – die Palette des Künstlers. Sowohl Richter als auch Rubens setzen sich also für das Publikum nachvollziehbar mit Schöpfungsprozessen auseinander – eine spannende Übereinstimmung, verändert durch den Lauf der Zeit. Hier habe ich mich oft gefragt, was wohl Herr Rubens zu Herrn Richter gesagt hätte. Die Kunst der Überwältigung mit den Mitteln der Malerei beherrschen sie jedenfalls beide.“

Auch die Skulptur von Tony Cragg ist „überwältigend“ – ein Wirbel, ein hölzerner, mitreißender Wirbelsturm scheint zwischen den anderen Kunstwerken durch den Raum zu fegen. Sein Titel: „It is, it isn‘t“ – „Es ist, es ist nicht“ – oder „halb im Unentschlossenen schweben“, wie Calderón de la Barca es in seinem großen Welttheater“ formulierte.

Hans Op de Beeck, Celebration, 2008, Video 16:9; Foto: Studio Hans Op de Beeck
Hans Op de Beeck, Celebration, 2008, Video 16:9; Foto: Studio Hans Op de Beeck

Die Abteilung zur Aktualität des Barock und damit auch die Ausstellung enden opulent, aber auch ergebnisoffen mit Hans Op de Beecks zweiter Arbeit: „Celebration“. Zu sehen ist ein lebendiges Bild mit einer langen, festlich gedeckten Tafel inmitten einer Wüstenlandschaft. Service-Personal steht erwartungsvoll bereit. Die weiße Tischdecke bewegt sich leicht im Wind, manchmal sind Vögel zu hören. Einzig die Gäste fehlen. Ist man hier eingeladen teilzunehmen …?

 

 

Autorin: Waltraud Murauer-Ziebach

Titelfoto:  Blick in die Ausstellung, Foto © DiözesanmuseumPaderborn, Kalle Noltenhans

Erste großformatige Leihgabe zur großen Rubens-Schau im Diözesanmuseum Paderborn eingetroffen

Am Dienstag, 23.6., ist ein erstes gewichtiges Exponat für die große Sonderausstallung „Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ (ab 24.7.) im Diözesanmuseum Paderborn angekommen: Es handelt sich um die großformatige Plastik „It is, it isn’t“ des weltbekannten zeitgenössischen Bildhauers Tony Cragg. Die 900 Kilogramm schwere und rund 2,70 Meter große Skulptur wird während der Rubens-Ausstellung in der Ausstellungsabteilung zur „Aktualität des Barock“ zu sehen sein.

Es war kein leichtes Unterfangen, das schwergewichtige Exponat nach seinem Transport aus dem Wuppertaler Atelier des Künstlers wohlbehalten an seinen Bestimmungsort in die obere Etage des Diözesanmuseums zu bringen. Doch Matthias Rüenauver von der Firma ars colendi und die Techniker des Museums haben Präzisionsarbeit geleistet und es unter großer Anspannung und Konzentration gemeistert. Begleitet wurden Transport und Aufstellung der raumgreifenden Skulptur von John MacCormack, dem Leiter des Wuppertaler Ateliers von Tony Cragg. „Wir sind erleichtert, dass diese erste große Anlieferung gelungen ist. Schon jetzt geht von dieser sich nach oben schraubenden und in den Raum hinein ausbreitenden Plastik eine ungeheure Dynamik und Kraft aus, die in unserer Ausstellung einen zeitübergreifenden, spannungsvollen Dialog vom Barock bis in die Gegenwart ermöglicht“, freut sich Christoph Stiegemann, Direktor des Diözesanmuseums Paderborn.

Tony Cragg, der in den großen Häuern der Welt – der Londoner Tate, im Pariser Louvre oder auf der Biennale von Venedig – ausgestellt hat, mit den höchsten Preisen der Kunstwelt wie dem  Praemium Imperiale und dem Turner Preis ausgezeichnet wurde, schafft seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bewegte Plastiken aus unterschiedlichen Materialien. Vor allem seine raumgreifenden Skulpturen wie die in Paderborn ausgestellte, die sich in alle Richtungen auszubreiten scheinen, wurden zu seinem Markenzeichen. Das in der Rubens-Ausstellung gezeigte Werk „It is, it isn’t“ aus poliertem und gewachstem Schichtholz in dunkelroter Farbe scheint wie ein Wirbelsturm durch den Raum zu fegen – zwischen Sein und Nichtsein, wie der Titel des Werkes vermittelt.

Zusammen mit Arbeiten von Gerhard Richter, Hans Op de Beeck und weiteren Künstlern spüren die Paderborner Ausstellungsmacher in der zeitgenössischen Abteilung der Rubens-Schau barocken Konzepten der Gegenwartskunst nach.

Peter Paul Rubens und der Barock im Norden“ wird ab dem 24. Juli im Diözesanmuseum Paderborn gezeigt. Die Ausstellung zeichnet ausgehend von der prachtvollen Neuausstattung des Paderborner Doms mit Altargemälden und Skulpturen durch Antwerpener Künstler aus dem direkten Rubensumfeld die Verbreitungs- und Erfolgsgeschichte der Kunst der südlichen Niederlande des 17. Jahrhunderts in Nordeuropa nach. Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen aus internationalen Museen und Sammlungen, darunter noch nie gezeigte Exponate. Eine eigene Ausstellungsabteilung widmet sich barocken Tendenzen in der Gegenwartskunst. Künstler wie Gerhard Richter, Tony Cragg oder Hans Op de Beeck stehen hier mit ausgewählten Arbeiten im Mittelpunkt. Eindrucksvolle 3D-Rekonstruktionen, Animationen und Multimedia-Stationen geben vertiefende Einblicke in die faszinierende Zeit des Barock und lassen die visuelle Kraft auch verlorener Bilder und Ausstattungen wieder aufleben. Ein reichbebilderter Katalog erscheint im Michael Imhof-Verlag. „RUBENS“ reiht sich ein in die großen kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen des Diözesanmuseums Paderborn mit überregionaler Strahlkragt, darunter die „WUNDER ROMs“ und „GOTIK“.

Aufstellung Tony Cragg - "It is, it isn't"
Tony Cragg: „It is, it isn’t“, Schichtholz, poliert, gebeizt und gewachst, Wuppertal, 2016 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Kalle Noltenhans

WICHTIGER HINWEIS für die Medien:

Bitte verwenden Sie bei der Veröffentlichung der Fotos von der Plastik unbedingt den Zusatz © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Die kostenfreie Veröffentlichung ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung erlaubt (ab 3 Monate vor Ausstellungsbeginn bis 6 Wochen nach Ende der Ausstellung).

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