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Erzbischöfliches Diözesanmuseum zeigt vom 17. Dezember 2022 bis 11. Juni 2023 Marienaltar aus dem Naumburger Dom

Ein epochaler künstlerischer Brückenschlag ist ab dem 17. Dezember 2022 im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn zu bewundern: Michael Triegel, einer der wichtigsten zeitgenössischen Maler im deutschsprachigen Raum, ‘trifft‘ den Renaissance-Star Lukas Cranach den Älteren. Zwischen 1517 und 1519 schuf Cranach für den Naumburger Dom einen Marienaltar, dessen Mittelteil wenig später dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer fiel. Der Leipziger Maler Michael Triegel hat dem Altaraufsatz jetzt eine neue Mitte gegeben. Zu sehen ist das Ergebnis künftig an verschiedenen Ausstellungsstationen – zunächst vom 17. Dezember 2022 bis zum 11. Juni 2023 im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn.

Das ursprüngliche Cranach-Retabel entstand 1517 bis 1519 aufgrund der testamentarischen Verfügung des Naumburger Bischofs Johannes III. von Schönburg, für die Umsetzung sorgten dessen Nachfolger Philipp von Wittelsbach und das Naumburger Domkapitel. Die heute noch erhaltenen Flügel zeigen auf den Vorderseiten links die beiden Apostel Philippus und Jakobus den Jüngeren sowie den Stifter Philipp von Wittelsbach, rechts den Apostel Jakobus den Älteren und die Heilige Maria Magdalena sowie den Stifter Johann III. von Schönberg. Auf den Außenseiten der Flügel erblicken die Betrachtenden links die heilige Katharina und rechts die heilige Barbara.

Die Vorbereitungen für die Präsentation des epochenübergreifenden Cranach-Triegel-Altaraufsatzes im Erzbischöflichen Diözesanmuseum laufen auf Hochtouren, hier die Vorderseite des von Michael Triegel neu geschaffenen Mittelteils.

Seit er zu seinem 13. Geburtstag ein Buch über Albrecht Dürer geschenkt bekam, wusste Michael Triegel nach eigener Aussage, dass er Maler werden möchte. Was er jedoch damals noch nicht wissen konnte: Rund 40 Jahre später würde er eine künstlerische Brücke über ein halbes Jahrtausend bauen und dem Cranach-Retabel aus Naumburg seine künstlerische Mitte wiedergeben. Der für seinen altmeisterlichen und hyperrealistischen Stil bekannte Triegel schuf ein neues, beidseitig bemaltes Mittelstück. Vorne thront Maria mit Kind, umgeben von zwei musizierenden Frauen und einer engelsähnlichen Figur mit dem Beginn des Magnificat auf einer Schriftrolle. Vor dem vergoldeten Hintergrund halten sechs Frauen und vier Männer ein Ehrentuch für Maria und den Messias. Hier sind Heilige und Menschen der Gegenwart abgebildet: so etwa Petrus mit moderner Base-Cap oder auch der von den Nationalsozialisten ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Die Rückseite der Mitteltafel zeigt den siegreichen Auferstandenen inmitten der Architektur des Naumburger Domes.

Noch steht der auferstandene Christus auf der Rückseite des Mittelteils von Michael Triegel im Erzbischöflichen Diözesanmuseum zwischen Gerüsten. Nach dem vollständigen Aufbau wird der vollständige Mittelteils zwischen den Flügeln von Lukas Cranach zu bewundern sein.

Ein Kunstwerk verbindet Jahrhunderte

Auch die Predella, den Sockel des Retabels, hat Michael Triegel neu geschaffen. Darauf sind auf der Vorderseite Symbole für das Abendmahl und auf der Rückseite das leere Grab Christi mit den Zeugnissen seiner Leidensgeschichte dargestellt. Nach der Aufstellung am historischen Ort im Westchor des Naumburger Doms, seit 2018 UNESCO-Welterbestätte, und seiner Weihe im Juli 2022 wurde der Altaraufsatz nach kontroversen Diskussionen auf Einwirken von ICOMOS, der Berater-Organisation der UNESCO, am 5. Dezember wieder abgebaut. Er findet nun zunächst seine Aufstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, wo die Vorbereitungen zur Präsentation auf Hochtouren laufen: „Michael Triegel gelingt mit seiner Ergänzung des Cranach-Retabels etwas ganz Besonderes“, erklärt Holger Kempkens, Direktor des Diözesanmuseums. „Er greift den Stil Lukas Cranachs auf und präsentiert den von ihm neu geschaffenen Mittelteil doch als ein deutlich erkennbares und eigenständiges Werk der zeitgenössischen Kunst.“ Das Ergebnis dieser gelungenen malerischen Verbindung hat seit Juli dieses Jahres schon weit über 70.000 Besucherinnen und Besucher im Naumburger Dom begeistert. „Ich bin hocherfreut, dass wir dieses außergewöhnliche Kunstwerk, eines der wichtigsten Zeugnisse zeitgenössischer sakraler Kunst, bei uns in Paderborn zeigen können“, unterstreicht Kempkens.

Präsentiert wird der rund 3,30 Meter hohe Altaraufsatz im Hauptraum des Diözesanmuseums: Wer ein Ticket gekauft hat und den Ausstellungsbereich betritt, findet den Altar mit seiner beeindruckenden Bildwelt direkt auf der Eingangsebene. „Die Architektur unseres Hauses mit den Blickmöglichkeiten aus allen Etagen sorgt für eine reizvolle Betrachtung des Retabels aus vielen Perspektiven“, ist sich der Museumsdirektor sicher. Zu sehen ist neben dem vollendeten Altarwerk auch eine originale Entwurfsskizze, die Michael Triegel für die Vorderseite der mittleren Altartafel angefertigt hat und die den Fertigungsprozess nachvollziehen lässt. Informationstexte und ein Video erweitern den Eindruck von der Entstehung dieses außergewöhnlichen Kunstwerkes. „Ich hoffe sehr, dass viele den Weg ins Diözesanmuseum finden werden, um sich diesen Altaraufsatz anzusehen, der Jahrhunderte verbindet – es lohnt sich!“, zeigt sich Kempkens überzeugt.

Ein halbes Jahr in Paderborn

Die Ausstellung des Cranach-Triegel- Retabels aus Naumburg wird ab dem 17. Dezember 2022 bis zum 11. Juni 2023 im Erzbischöflichen Diözesanmuseum in Paderborn zu sehen sein. Weitere Ausstellungsorte sind geplant. Voraussichtlich ab Ende 2024 oder im ersten Halbjahr 2025 soll der Altar nach Naumburg zurückkehren – vielleicht ja sogar an seinen angestammten Standort im berühmten Westchor.

Hintergrund: Michael Triegel

Michael Triegel wurde 1968 in Erfurt geboren und studierte von 1990 bis 1997 Malerei an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Arno Rink und Ulrich Hachulla. International wurde Triegel 2010 bekannt, als er Papst Benedikt XVI. porträtierte. Darüber hinaus realisierte er zahlreiche kirchliche Aufträge wie Altarbilder, Deckengemälde oder auch die Ausgestaltung von Kirchenfenstern. Michael Triegel gilt neben Neo Rauch als wichtigster Vertreter der Neuen Leipziger Schule.

 

Text und Fotos: Maria Aßhauer / Pressestelle Erzbistum Paderborn

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