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  • Anton Joseph Stratmann, 1785
  • Öl auf Leinwand
  • Hövelhof, St. Johannes Nepomuk, Inv.-Nr. M 524

Das hochformatige Gemälde zeigt die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria, wie sie von dem Evangelisten Lukas beschrieben wird (Lk 1,26−38). In der linken unteren Bildhälfte kniet Maria, beide Hände ergeben vor der Brust verschränkt. Sie blickt zu dem Erzengel Gabriel empor, welcher auf die Erscheinung des Heiligen Geistes in Form einer Taube weist, Kraft dessen sie ihren Sohn empfangen soll. Maria hat das Gesicht ins Profil gewendet. Ihre zarte Gestalt ist bekleidet mit einem blauen Manteltuch und einem weißen Untergewand, das auf den seit dem 17. Jahrhundert in der Kunst bekannten Typus der Immaculata, der jungfräulichen Gottesmutter, verweist. Auch die weiße Lilie, die der Engel ihr mit der Linken reicht, stellt ein Zeichen ihrer Virginität und Ergebenheit dar. Der in ein hellrotes, sich bauschendes Manteltuch gehüllte Himmelsbote schwebt – auf einer Wolke kniend – heran. Während sein Gesicht mit demutsvoll gesenktem Blick im Schatten liegt, ist dasjenige Mariens von der Lichtglorie erhellt, vor der die Taube am oberen Bildrand erscheint. Hinter Maria erkennt man Teile der Zimmereinrichtung, einen Stuhl sowie einen Tisch, auf welchem Bücher liegen, die auf ihr Studium der Heiligen Schrift deuten. Zu ihren Füßen steht ein geflochtener Korb mit einem Tuch darin, der das häusliche Interieur ergänzt. Die Blickachse zwischen Maria und dem Engel bildet eine die gesamte Bildanlage dominierende, aufsteigende Diagonale, die unter anderem in dem erhobenen Arm Gabriels eine Fortsetzung findet und den Blick des Betrachters nach oben lenkt. Die Spannung und gleichzeitige sorgfältige Ponderation der Komposition wird unterstrichen von den Akzenten der leuchtend primärfarbigen Manteltücher beider Figuren sowie der auf Kontrast angelegten Lichtführung.

Das Gemälde stammt aus dem Seitenaltar der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk in Hövelhof, wo die Paderborner Bischöfe seit 1661 ein Jagdschloss besaßen. Das zweite Kirchengebäude wurde ab 1782 von dem Paderborner Fürstbischof Wilhelm Anton von der Asseburg (amt. 1763–1782) errichtet. Wie das signierte und datierte Hochaltargemälde mit der Darstellung des Titelheiligen, das sich heute im Paderborner Dom befindet, dürfte in jenem Jahr auch die „Verkündigung“ entstanden sein. 1983 gelangte es als Leihgabe in das Diözesanmuseum. Sein Schöpfer Anton Joseph Stratmann führte eine viel beschäftigte Werkstatt in Paderborn, die erst in jüngerer Zeit in ihrer Bedeutung für die westfälische Malerei neu gewürdigt wurde. Er entstammte einer alteingesessenen Künstlerfamilie und erhielt einen Teil seiner Ausbildung an der Antwerpener Kunstakademie, was sich in der Beeinflussung seines Werkes durch die flämische Malerei niederschlug. Neben zahlreichen Aufträgen zur Ausstattung von Gotteshäusern schuf er vor allem eine große Zahl von Porträts adeliger Persönlichkeiten und Paderborner Fürstbischöfe.

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