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  • Westfalen, Soest (?), um 1320–1330

  • Temperamalerei auf Eichenholz

  • Paderborn, Gaukirche St. Ulrich/Pfarrei St. Liborius, Inv.-Nr. R 97

Das Reliquienkästchen stammt aus dem Benediktinerkloster Helmarshausen und gelangte erst nach dessen Auflösung in das Paderborner Abdinghof-Kloster; von dort kam es nach der Säkularisation in die Gaukirche. Seit 1976 befindet es sich im Diözesanmuseum.

Das kleine, fein verzierte Reliquienkästchen in Form eines Giebelschränkchens zählt zu den qualitätvollsten und schönsten Stücken der frühen westfälischen Tafelmalerei. Drei Seiten sind mit ganzfigurigen Heiligendarstellungen verziert. Die rückwärtige Seite hat eine kleeblattbogige Öffnung, die ursprünglich wohl mit einem Schiebedeckel verschlossen war. Darin sind drei Böden eingelegt.

Auf der Giebelseite erscheint Christus als Weltenrichter in einer Mandorla. Gewandet in einen roten Mantel mit grünem Futter, thront er auf einem Himmelsbogen. In seiner Linken hält er das Buch des Lebens. Die Rechte hat er zum Segensgestus erhoben. Den grünen Grund der Mandorla füllen gleichmäßig verteilte Eichenblätter und Eicheln. In den Ecken der Giebelseite sind die vier Evangelistensymbole dargestellt – jeweils ein Buch haltend und dem thronenden Christus zugewandt.

Die Heiligen auf den Schmalseiten stehen unter spitzbogigen Arkaden, deren Zwickel mit Dreiblättern gefüllt sind. In ihrer linken Hand halten sie je einen Krummstab, ihre Rechte ist jeweils zum Segensgestus erhoben. Aufgrund der fehlenden eindeutigen Attribute lassen sich die beiden Heiligen nicht mit letzter Sicherheit identifizieren. Vermutlich handelt es sich bei dem Heiligen in der Ordenstracht jedoch um den heiligen Benedikt und bei seinem Gegenüber um den heiligen Augustinus.

Der Malstil des Kästchens ist von nordfranzösch-belgischen Arbeiten beeinflusst, aber auch von der Miniaturmalerei im Codex Gisle in Osnabrück. Der Sitz der Werkstatt wird in Soest vermutet.

Fotos: Ansgar Hoffmann

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