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  • Süddeutsche Werkstatt, letztes Drittel 18. Jahrhundert
  • Holz − Fassung verloren; lasierend hell übertüncht, Rückseiten gehöhlt
  • Inv.-Nrn. SK 982 (Engel) und SK 983 (Maria) (Nachlass Prälat Franz Wüstefeld)

Aus der bedeutenden Sammlung des im Jahr 2006 verstorbenen Prälaten Franz Wüstefeld, der dem Diözesanmuseum achtzig Kunstwerke übereignete, stammt die Skulpturengruppe eines Engels und einer knienden Marienfigur, die sich zu einer Verkündigung zusammenfügen. Der Engel wendet sich in einer leichten Drehung des Körpers und mit weisend erhobener Linker Maria zu. Sein jugendlicher Kopf, von bewegt geschnittenen Locken umspielt, ist sanft geneigt, der Blick auf Maria gerichtet, der Mund leicht geöffnet, um ihr die frohe Botschaft ihrer zukünftigen Mutterschaft zu verheißen. Die weibliche Figur ist auf ihr rechtes Knie gesunken, das von einer Wolkenbank gestützt wird, und hält die Arme vor der Brust verschränkt. Der Kopf mit dem länglichen Gesicht auf schlankem Hals ist nach rechts geneigt und verstärkt damit den Ausdruck von Ergebenheit und Demut. Sie trägt ein zeitgenössisches Kostüm bestehend aus einem Kleid mit eng anliegendem, reich verziertem Mieder. Ein Manteltuch hinterfängt die Gestalt, das sich vor der Leibesmitte und hinter dem zurückgesetzten linken Bein aufbauscht und dieser so eine bewegte Folie verleiht. Zum dynamischen Gesamteindruck trägt das Haar Mariens bei, das in langen, aufgelösten Locken den Rücken hinabfällt.

Beide Skulpturen weisen stilistische Gemeinsamkeiten auf, die sie mit den Werken des vor allem in Bayern tätigen Bildhauers Franz Ignaz Günther (*1725, †1775) verbinden. Dessen bevorzugt für kirchliche Auftraggeber an der Schwelle vom Rokoko zum Klassizismus entstandenen Plastiken zeichnen sich durch ihre Lebendigkeit im Aufbau und Differenziertheit des Ausdrucks aus. So lässt sich zum Vergleich etwa die Verkündigungsgruppe aus der Stiftskirche St. Peter und Paul in Weyarn aus der Zeit um 1763/1764 oder ein um 1770 entstandener, nun im Liebieghaus in Frankfurt verwahrter Engel heranziehen. Speziell in Bezug auf den Paderborner Verkündigungsengel zeigen sich zahlreiche Parallelen beispielsweise in der Anlage der Figur mit der ausladenden Gebärde als auch der Bildung von Haartracht und Flügeln sowie der charakteristischen Physiognomie mit den hohen Wangenknochen und wenig tief liegenden Augen. Lässt sich also der Engel mit guten Gründen in den Werkstatt Umkreis des Franz Ignaz Günther stellen, so ist die Marienfigur doch deutlich davon unterschieden. Ihr längsoval geschnittenes Gesicht, dessen mandelförmige Augen plastisch kaum hervortreten, erscheint weniger fein durchmodelliert und affektgeprägt. Auch besitzt das Bildwerk eine leicht abweichende Proportionierung und eine geringere Körperlichkeit und Geschmeidigkeit der Bewegung als ihr Gegenüber. Beide Plastiken werden somit ursprünglich nicht zusammengehörig, sondern in verschiedenen, wohl süddeutschen Werkstätten um 1760/1780 geschaffen und später zusammengestellt worden sein.

Fotos: Ansgar Hoffmann

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